Als Erzieherin gelassen und erfolgreich
nervt mich und da ist nichts Positives dabei.« Ich ließ die junge Frau den »Nerv« beschreiben und sie zeigte mir, wo er sich körperlich bei ihr meldete. Es war ein ungutes Kribbeln in der Kehlengegend.
»Und wenn wir den ›Nerv‹ nun fragen würden, warum er das macht, warum er sich so heftig meldet, was er Ihnen Gutes mitteilen will, was wäre seine Antwort?«
»Er würde mir sagen, dass ich nicht mehr länger schlucken darf, sondern reden muss. Ich muss sagen, was mich stört, und vielleicht finden wir eine Lösung.«
Kleiner Tipp am Rande
Beschreiben Sie lieber das, was Sie wollen, als das, was Ihnen missfällt. Wenn Sie wissen, was Sie sich wünschen, dann können Sie es sich erfüllen oder eine Kollegin kann Ihnen entspannt darauf antworten. Wenn Ihr Einstieg das ist, was Sie nicht wollen, ist die Gefahr von Retourkutschen groß, oder Entgegnungen wie: »Ja, meinst du, mir geht’s anders? Mach du doch erst mal...«
Gönnen Sie sich viele Pausen zum Nachdenken und Reflektieren. Das gehört zu einem Coachingprozess dazu! Sie möchten sich selbst auf die Spur kommen, das braucht Zeit und wirkt dann am besten, wenn Sie am Ball bleiben, aber eher spielerisch, mit Leichtigkeit und mit Humor.
Es gibt viele Menschen, die beim Joggen oder Walken nachdenken und zu sich kommen. Ich selbst habe mir angewöhnt, über viele Themen zu schwimmen . Besonders, wenn mir etwas auf der Seele liegt, gehe ich spät abends ins Fitnesscenter und schwimme meine
Runden. Es ist dort dann ganz ruhig und oft bin ich völlig allein im Wasser. Ich nehme mir eine Frage oder ein Thema vor und schwimme dann drüber. Nach 45 Minuten - denn so lange schwimme ich - habe ich einen guten Überblick. Nach dem Schwimmen weiß ich, ob es ein Thema gibt, das mehr Tiefe und Zeit benötigt, oder ich habe eine Frage sehr genau und von vielen Seiten bedacht.
Gestern schwamm ich über der Frage: »Was ist mein Thema? Für was stehe ich, als Person ?« Das Schwimmen war sehr spannend, und als ich das Becken wieder verließ, da wusste ich, was das Thema ist, das mich mein ganzen Leben bereits begleitet und in dem ich mich wirklich gut auskenne: zu sich stehen, sich zeigen . Ich hatte eine Menge Erinnerungen und Bilder im Kopf. Sah mich als Fünfzehnjährige, wie ich auf meinem Tisch im Klassenzimmer stand und eine flammende Rede hielt. Ich erinnerte mich auch, welchen Ärger mir meine ungebremste Leidenschaft schon eingebracht hat. Mein Suchen und ständiges Ringen um den richtigen Ausdruck meiner Wahrheit. Das Einstehen für die Schwachen. Der Mut, mit dem ich andere Menschen vorgeschlagen und in Positionen gebracht habe. Ich erkannte viele leuchtende und auch viele dunkle Aspekte. Viele Beispiele des großen Ganzen taten sich mir auf, und heute habe ich schon einen Plan, wie ich die erschwommenen Ideen und Gedanken weiterentwickeln möchte. Denn wenn das Thema ist, »zu sich zu stehen«, und ich darüber auch in Vorträgen oder Büchern sprechen will, muss ich mir einen Teilbereich erwählen. Dazu brauche ich aber wieder ein Blatt Papier, denn wenn ich mir alles ohne schriftliche Unterstützung merken möchte, können wertvolle Informationen verloren gehen. Zudem führt mich das erste Sammelsurium hin zur Entscheidung. Auch für solche Fälle ist die »Lösungssonne« hilfreich. Auf ihren Strahlen finden sich dann die Themen, Aspekte und Gedanken.
Zuweilen arbeite ich mit einer anderen Schwimm-Variation, die nicht ein großes Thema behandelt, sondern Raum für die Themen gibt, die sich gerade melden. Ich nehme verschiedene Fragen und Themen mit ins Wasser, schwimme jedoch über jedes Einzelne nur
jeweils fünf Minuten. Das ist meine Vereinbarung mit mir und ich halte mich akribisch genau daran. In fünf Minuten kommt schon eine hübsche Anzahl von Gedanken zusammen!
Sowohl für einen ersten Überblick als auch für einen Tiefgang ist das Schwimmen für mich also eine prima Sache. Vor allen Dingen ist das Schwimmen nicht mehr so elend lang und langweilig. Ich schwimme nämlich eigentlich nicht gern. Wenn Sie so wollen, unterhalte ich mich selbst und vertreibe mir die Zeit.
Christiane, eine langjährige Erzieherin, beschreibt ihren Coaching-Prozess mit diesen Worten: »Als ich mich dafür entschied, einige Themen genauer zu betrachten, da entdeckte ich mit einem Mal Zusammenhänge, die ich zuvor so nicht wahrgenommen hatte. Mein Leben wurde wie ein Haus mit vielen Fenstern. Ich saß innen und zog einen Rollladen nach dem anderen hoch. Es wurde
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