Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
Vom Netzwerk:
Gebäude, das die Ameisen errichtet hatten. Wobei, ermahnte er sich, es wohl nicht ganz fair war, das Gebäude als sinnlos zu bezeichnen. Woher sollte er schließlich wissen, welchem Zweck es diente? Woher sollte irgendjemand wissen, welches Ziel die Ameisen verfolgten?
    Die ganze Erde hatten die Ameisen umschlossen, aber vor dem Webster-Haus hatten sie haltgemacht, ohne den geringsten Hinweis auf den Grund ihres Zögerns zu geben. Sie hatten um das Haus herum gebaut, so dass es samt dem umliegenden Gelände zu einer Art Lichthof innerhalb des Ameisengebäudes geworden war – eine kreisrunde Aussparung mit einem Durchmesser von acht Kilometern, und in der Mitte der Hügel, auf dem noch immer das alte Haus stand.
    Die Herbstsonne schien auf Jenkins herab, während er über die Wiese schritt. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, um auch ja keine Maus zu verletzen. Wenn die Mäuse nicht wären, dachte er, wäre ich allein – was jedoch kaum einen Unterschied gemacht hätte, da ihm die Mäuse nicht sehr nahestanden. Die Websters waren fort, die Hunde waren fort, ebenso die anderen Tiere. Und auch die Roboter – manche waren längst im Gebäude der Ameisen verschwunden, um sie bei der Durchführung ihres Vorhabens zu unterstützen, die anderen hatten sich zu den Sternen aufgemacht. Mittlerweile, glaubte Jenkins, mussten sie an ihrem Ziel angekommen sein, denn sie waren schon lange, lange fort – und zum ersten Mal seit Ewigkeiten fragte er sich, wie lange ihr Aufbruch wohl zurückliegen mochte. Aber er musste feststellen, dass er es nicht wusste; und wenn er es jetzt nicht wusste, würde er es niemals wissen – dieses einen, weit zurückliegenden Augenblicks wegen, in dem er jeden Sinn für die Zeit aus seinem Geist ausgelöscht hatte. Damals hatte er sich mit vollem Bewusstsein dafür entschieden, die Zeit nicht mehr mitzuverfolgen, da sie in der damaligen Welt bedeutungslos geworden war. Erst später war ihm klargeworden, dass er eigentlich nach etwas anderem gestrebt hatte: nach dem Vergessen. Aber er hatte sich geirrt. Er konnte nicht vergessen, er erinnerte sich noch immer, wenn auch in verworrenen, zusammenhanglosen Sequenzen.
    Ich und die Mäuse, dachte Jenkins. Und die Ameisen natürlich, aber die Ameisen zählten nicht richtig, da er keinerlei Kontakt mit ihnen hatte. Zwar verfügte sein neuer Körper (mittlerweile auch nicht mehr so ganz neu), den ihm die Hunde vor so langer Zeit zum Geburtstag geschenkt hatten, über geschärfte Sinne und gesteigerte sensorische Fähigkeiten – doch trotzdem war es ihm nie gelungen, die Mauern des riesenhaften Ameisengebäudes zu durchdringen, um zu erforschen, was darin vor sich ging. Versucht hatte er es durchaus.
    Als er jetzt über die Wiese ging, erinnerte er sich an den Tag, an dem die letzten Hunde aufgebrochen waren. Sie waren viel länger geblieben, als Loyalität, Höflichkeit und Anstand es ihnen geboten hätten, und obwohl Jenkins sie damals milde dafür gescholten hatte, entfachte es immer noch eine innere Wärme in ihm, daran zu denken.
    Damals hatte er auf der Terrasse gesessen, in der Sonne, als sie den Hügel heraufkamen und sich mit gesenkten Köpfen in einer Reihe vor ihn hinstellten, wie Lausbuben, die etwas ausgefressen hatten.
    »Wir gehen, Jenkins«, sagte der Vorderste. »Unsere Welt wird immer kleiner. Wir haben nicht mehr genügend Platz zum Laufen.«
    Jenkins nickte ihnen zu. Er hatte seit langem auf diesen Moment gewartet, ja, er hatte sich gefragt, warum er nicht schon früher gekommen war.
    »Und du, Jenkins?«, fragte der erste Hund.
    Jenkins schüttelte den Kopf. »Ich muss bleiben. Mein Platz ist hier. Ich muss bei den Websters bleiben.«
    »Aber hier gibt es keine Websters mehr.«
    »Doch«, erwiderte Jenkins. »Für euch vielleicht nicht, aber für mich schon. Sie leben weiter in den Steinen des Hauses, in den Bäumen, in dem sanft abfallenden Abhang des Hügels. Dieses Dach hat ihnen Schutz geboten, diese Erde hat sie getragen. Sie können diesen Ort niemals ganz verlassen.«
    Er wusste, wie albern das klingen musste, aber die Hunde schienen es nicht albern zu finden. Sie schienen es zu verstehen, nach so vielen Jahrhunderten schienen sie es immer noch zu verstehen.
    Die Websters seien noch da, hatte er gesagt, und damals hatte er die Wahrheit gesprochen. Aber als er nun über die Wiese ging, fragte er sich, ob sie jetzt auch noch da waren. Wie lange war es her, seit er das letzte Mal Schritte auf einer der Treppen gehört

Weitere Kostenlose Bücher