Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction
vielmehr lebten wir bei ihm. Er war ein guter Freund und unbestechlicher Kamerad. Ich stelle mir gerne vor, dass er irgendwo in einer Art Hundewalhalla noch immer Kaninchen hinterherjagt (stets vergeblich) und Murmeltiere versucht auszugraben, dass die Erde nur so fliegt (während sie ihm aus sicherer Entfernung zupfeifen), um sich schließlich nach getaner Arbeit auf einem Teppich vor einem knisternden Feuer auszuruhen.
Über die eigene Arbeit zu schreiben, ist genauso heikel wie herausfordernd. Man kann sich nicht lässig geben, man kann nicht einfach irgendetwas aus dem Ärmel schütteln, will man nicht seiner Integrität als Schriftsteller schaden. Zugleich besteht immer die Gefahr, dass ein missverständlicher Satz wie Angeberei wirken könnte, was nicht nur schlechter Stil, sondern zudem grundlos wäre. Mehr als die stille Zufriedenheit eines Handwerkers, der seine Aufgabe so gut bewältigt hat, dass sie von seinen Kollegen als ehrliche Arbeit anerkannt wird, kann man nicht verlangen.
Wenn ich an »Als es noch Menschen gab« zurückdenke, bedauere ich nichts. Hin und wieder zucke ich zusammen, wenn ich einen Absatz lese, von dem ich weiß, dass ich ihn heute treffender formulieren könnte als damals. Aber das geht vorüber, denn ich weiß, dass ich die Geschichten heute überhaupt nicht mehr schreiben könnte. Ich bin überzeugt davon, dass besondere Umstände nötig waren, um sie hervorzubringen, und ebenso, dass diese heute keine so große Rolle mehr spielen – aber dass die Folgen dieser Umstände nach wie vor wirksam sind und die zentralen Inhalte nach wie vor aktuell.
Ein Wort noch zur letzten Geschichte: »Epilog« ist eine Erzählung, die ich eigentlich niemals schreiben wollte, denn ich hatte mit »Die Lösung« einen Schlussstrich unter die Geschichten der Tiere gezogen. Doch 1971 starb John W. Campbell und eine Gruppe von Schriftstellern, die ihn seit den Vierziger- oder Fünfzigerjahren begleitet hatten, beschloss, ihren langjährigen Herausgeber mit einer Gedenkschrift zu ehren. Dieses Buch sollte aus noch unveröffentlichten Geschichten von Autoren bestehen, die allesamt für die Zeitschrift Astounding geschrieben hatten (beziehungsweise für Analog , wie sie seit einigen Jahren hieß). Dabei wollten die Autoren versuchen, den Geist und die Machart der alten Geschichten aus Astounding einzufangen.
Da bis auf eine Ausnahme alle Erzählungen in »Als es noch Menschen gab« unter Campbells Leitung zu erst in Astounding erschienen waren, bat mich Harry Harrison, der zum Herausgeber der Gedenkschrift ernannt worden war, um eine weitere Geschichte aus dieser Reihe. Doch ich zögerte. Diese »Legende«, sagte ich mir, war vollendet – und zwar genauso, wie sie war. Außerdem fragte ich mich, ob es mir über haupt gelingen würde, nach über zwanzig Jahren eine neunte Geschichte hinzuzufügen. Schließlich war ich nun ein anderer Schriftsteller als der deutlich jüngere Mann, der damals diese Erzählungen erdacht hatte. Andererseits lag mir viel daran, noch eine letzte Geschichte für John zu schreiben – und ich wusste, wenn ich eine schreiben würde, konnte sie nur zu »Als es noch Menschen gab« gehören. Also schrieb ich »Epilog«. Natürlich musste es um Jenkins gehen, denn er war als Einziger von all den Figuren übrig geblieben, die ich erschaffen hatte. Die Websters waren schon lange fort.
Ich glaube, »Epilog« ist ganz ordentlich geworden. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob ich diese Geschichte gern mit den anderen zusammen sehe – obwohl ich den Wunsch der Verlage nachvollziehen kann, sie in Neuausgaben von »Als es noch Menschen gab« aufzunehmen, und sei es nur der Vollständigkeit halber. Was mich betrifft, klingt in dieser Geschichte eine gewisse Endgültigkeit und Traurigkeit an, an die ich lieber nicht gerührt hätte.
Clifford D. Simak
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