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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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war nicht die Ewigkeit.
    Ein Wort tickte in seinem Verstand, wie schwaches Klopfen an einer fernen Tür.
    Er lag da, lauschte, und das Wort wurde zu zwei Worten … die seinen Namen nannten:
    »Jon Webster. Jon Webster.«
    Immer wieder, unaufhörlich. Zwei Worte, die bei ihm anklopften.
    »Jon Webster.«
    »Jon Webster.«
    »Ja«, sagte Websters Verstand, und die Worte verstummten und kehrten nicht wieder.
    Schweigen, und die Nebel des Vergessens wurden dünner. Die Erinnerung kehrte zurück. Langsam, zögernd.
    Es gab einmal eine Stadt, und diese Stadt hieß Genf.
    In der Stadt lebten Menschen, aber ohne jeden Sinn und Zweck.
    Die Hunde lebten außerhalb der Stadt … in der ganzen Welt außerhalb der Stadt. Das Leben der Hunde hatte einen Sinn, und sie trugen einen Traum in sich.
    Sara stieg den Hügel hinauf, um ein Jahrhundert lang zu träumen.
    Und ich … ich, dachte Webster, bestieg den Hügel und erbat die Ewigkeit.
    Dies ist nicht die Ewigkeit.
    »Hier ist Jenkins, Jon Webster.«
    »Ja, Jenkins«, sagte Webster, und doch sagte er es nicht, nicht mit Lippe, Zunge und Kehle, denn er spürte die Flüssigkeit, die seinen Körper in dem Zylinder umspülte, in dem er lag, Flüssigkeit, die ihn nährte und dafür sorgte, dass er nicht austrocknete. Flüssigkeit, die seine Lippen, Augen und Ohren versiegelte.
    »Ja, Jenkins«, sagte Webster, und sandte seine Gedanken hinaus. »Ich erinnere mich an dich. Jetzt erinnere ich mich. Du bist von Anfang an bei unserer Familie gewesen, du hast uns geholfen, die Hunde zu erziehen, du bist bei ihnen geblieben, als es die Familie nicht mehr gab.«
    »Ich bin immer noch bei ihnen«, sagte Jenkins.
    »Ich habe die Ewigkeit gesucht«, fuhr Webster fort. »Ich habe die Stadt unzugänglich gemacht und die Ewigkeit gesucht.«
    »Wir haben uns oft darüber gewundert«, erwiderte Jenkins. »Warum haben Sie die Stadt abgeschlossen?«
    »Die Hunde«, erwiderten Websters Gedanken. »Die Hunde sollten ihre Chance bekommen. Der Mensch hätte sie ihnen verdorben.«
    »Die Hunde kommen gut voran«, sagte Jenkins.
    »Aber die Stadt ist jetzt offen?«
    »Nein, die Stadt ist noch immer abgeschlossen.«
    »Aber du bist hier.«
    »Ja, aber ich bin der Einzige, der den Weg hinaus kennt. Es wird keine anderen geben. Lange Zeit jedenfalls nicht.«
    »Zeit«, sagte Webster. »Ich hatte die Zeit vergessen. Wie lange ist es her, Jenkins?«
    »Seit Sie die Stadt abgeschlossen haben? Zehntausend Jahre oder mehr.«
    »Und es gibt andere?«
    »Ja, aber sie schlafen.«
    »Und die Roboter? Halten sie noch Wache?«
    »Die Roboter halten noch Wache.«
    Webster lag ganz still da, und Frieden zog in ihn ein. Die Stadt war noch abgeschlossen, und die letzten Menschen schliefen darin. Die Hunde kamen gut voran, und die Roboter hielten Wache …
    »Du hättest mich nicht wecken sollen«, sagte er. »Du hättest mich schlafen lassen sollen.«
    »Es gibt etwas, das ich wissen muss. Ich habe es einmal gewusst, aber vergessen. Es ist sehr einfach. Einfach und doch ungeheuer wichtig.«
    Webster lachte leise. »Was ist es denn, Jenkins?«
    »Es handelt sich um Ameisen«, erwiderte Jenkins. »Mit den Ameisen hatten doch auch die Menschen Ärger. Was haben sie dagegen getan?«
    »Nun, wir haben sie vergiftet«, sagte Webster.
    »Vergiftet!«, rief Jenkins.
    »Ja«, sagte Webster. »Eine ganz einfache Sache. Wir haben Zuckersirup genommen, um die Ameisen anzulocken. Und in den Sirup haben wir Gift gegeben, ein Gift, das für Ameisen tödlich war. Aber wir haben nicht so viel hineingetan, dass sie sofort tot waren. Ein langsam wirkendes Gift, verstehst du, damit sie Zeit hatten, es in ihre Brutstätten zurückzutragen. Auf diese Weise töteten wir viele statt nur zwei oder drei Ameisen.«
    Stille summte in Websters Kopf. Die Stille des Nichtdenkens, Nichtsprechens.
    »Jenkins«, sagte er. »Jenkins, bist du …«
    »Ja, Jon Webster, ich bin hier.«
    »Ist das alles, was du willst?«
    »Das ist alles.«
    »Dann kann ich also weiterschlafen?«
    »Ja, Jon Webster, schlaf weiter.«
    Jenkins stand auf dem Hügel und spürte den ersten Vorläufer der rauen Winterwinde über das Land heulen. Vor ihm lag der in Schwärze getauchte Abhang, der bis zum Fluss hinunterreichte. Nur die blattlosen Baumskelette stachen grau daraus hervor.
    Im Nordosten erhob sich der riesige Schatten, die Wolke des bösen Omens, die man das Gebäude nannte. Ein wachsendes Gebäude, ersonnen in den Köpfen von Ameisen, und nur eine Ameise konnte ahnen, zu

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