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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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hatte? Wie lange war es her, seit Stimmen erklungen waren in dem großen Wohnzimmer mit dem Kamin? (Doch als er dann nachgeschaut hatte, war das Zimmer leer gewesen.)
    Jenkins spazierte weiter in der Herbstsonne, als sich plötzlich, in zwei oder drei Kilometern Entfernung, ein langer Riss in der Außenmauer des Ameisengebäudes bildete. Der Riss wurde größer und größer, zog sich in einer abgehackten Schlangenlinie von oben nach unten, breitete sich immer weiter aus. Kleinere Risse zweigten von der Bruchstelle ab, Brocken des Materials, aus dem die Wand bestand, brachen heraus und fielen mit Getöse zu Boden, prallten von der Wiese ab und rollten weiter. Und dann, mit einem Mal, schien die Mauer zu beiden Seiten des Risses den Halt zu verlieren und stürzte ein. Eine Staubwolke stieg auf, während Jenkins dastand und auf die große Lücke in der Mauer starrte.
    Hinter ihr erhob sich das riesenhafte Gebäude, eine kreisrunde Gebirgslandschaft mit Gipfeln, die hie und da aus dem Plateau hervorstachen.
    Eine Lücke klaffte in der Mauer, und nichts passierte. Keine Ameisen, die herausströmten, keine Roboter, die aufgeregt hin- und herliefen. Als ob die Ameisen nichts gemerkt hätten, überlegte Jenkins, oder sich nicht darum kümmerten, wenn sie es doch mitbekommen hatten. Als ob die Tatsache, dass die Mauer um ihr Reich nach so langer Zeit gefallen war, nicht weiter von Bedeutung wäre.
    Es war tatsächlich etwas geschehen, sagte er sich erstaunt. Endlich hatte sich in dieser Websterwelt etwas ereignet.
    Jenkins bewegte sich auf den Durchbruch zu – ganz langsam, da es offenbar keinen Grund zur Eile gab. Gemächlich legte sich der Staub, gelegentlich brachen weitere Brocken aus der Mauer und fielen herab. Bald hatte er die Bruchstelle erreicht, kletterte über die Trümmer und betrat das Gebäude.
    Im Inneren war es dunkler als im Freien, aber trotzdem drang einiges Licht durch die Decke des Gebäudes, wenn man sie so nennen wollte. Denn das Gebäude war nicht in Stockwerke aufgeteilt – zumindest nicht in diesem Abschnitt –, sondern war nach oben hin offen, zu dem weiten, leeren Rund der Struktur hin, die sich bis zu den höchsten Türmen erhob.
    Erstaunt blieb Jenkins stehen – auf den ersten Blick war das Gebäude völlig leer! Doch dann erkannte er seinen Irrtum: Zwar mochte es großenteils tatsächlich leer sein, aber die Unebenheit des Bodens vor ihm erwies sich als eine Ansammlung zahlloser monströser Ameisenhügel. Jeder Hügel war von einer merkwürdigen metallenen Verzierung gekrönt, einem seltsamen Schmuck, der im fahlen Licht glänzte. Gelegentlich waren diese Hügel von winzigen Straßen durchzogen, die jedoch allesamt in sehr schlechtem Zustand waren, teils auch ganz und gar ausgelöscht durch die verheerenden Miniatur-Erdrutsche, die vielerorts noch zu erkennen waren. Hier und dort erhoben sich Schornsteine, aus denen kein Rauch drang; andere Schornsteine waren umgestürzt, wieder andere neigten sich bereits zur Seite und würden offensichtlich bald umkippen.
    Von den Ameisen fehlte jede Spur.
    Schmale Pfade führten zwischen den Ameisenhügeln hindurch. Vorsichtig machte sich Jenkins auf den Weg, drang tiefer in das Gebäude vor. Sämtliche Hügel glichen den ersten – alle waren tot, mit windschiefen Schornsteinen und zerstörten Straßen, ohne jedes Zeichen von Leben.
    Da erkannte er endlich die Verzierung, die die Spitze eines jeden Hügels krönte – und spürte, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben, wie er von Lachen geschüttelt wurde. Sollte Jenkins je zuvor gelacht haben, hatte er es vergessen, da er stets ein ernsthafter, pflichtbewusster Roboter gewesen war.
    Aber jetzt stand er inmitten der abgestorbenen Ameisenhügel, hielt sich die Seiten, wie sich ein lachender Mensch die Seiten halten mochte, und ließ sich von seinem eigenen dröhnenden Lachen mitreißen.
    Denn bei der Verzierung handelte es sich um ein menschliches Bein, vom Oberschenkel bis zum Fuß, mit angewinkeltem Knie und gestrecktem Fuß, als würde es gerade mit aller Kraft gegen irgendetwas treten.
    Joes Fuß! Der Fuß des verrückten Mutanten Joe, wie er gerade zutrat!
    Die Geschichte lag so weit zurück, dass Jenkins sie vergessen hatte. Tatsächlich spürte er einen Anflug von Freude darüber, dass er sie vergessen hatte, dass er – anders, als er bisher dachte – überhaupt fähig war, etwas zu vergessen.
    Doch jetzt erinnerte er sich an die fast schon legendäre Geschichte aus den dunklen Anfangstagen,

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