Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction
Politik, ohne zu erfassen, wie real die Bedrohung noch immer ist. Selbst damals, als die ersten atomaren Katastrophen über Japan hereinbrachen, begriffen viele Leute einfach nicht die Konsequenzen – sie nahmen an, es handele sich einfach nur um eine größere Bombe. Doch es gab einige, darunter eine Reihe von Science-Fiction-Autoren, die sich der Bedeutung dieser neuen Technologie sofort bewusst waren. Ich bin überzeugt, dass diese Schriftsteller und ihre Geschichten vom Weltuntergang eine entscheidende Rolle dabei gespielt haben, die Öffentlichkeit über die Gefahren eines Atomkriegs aufzuklären.
Für mich persönlich stand weniger die unglaubliche Zerstörungskraft dieser neuartigen Waffe im Mittelpunkt als die Erkenntnis darüber, dass der Mensch in seinem wahnwitzigen Hunger nach Macht vor nichts haltmachte. Offensichtlich kennt das Leid, das er seinesgleichen zufügt, keine Grenzen. Trotz alledem hatte ich immer noch die leise Hoffnung, die Menschheit würde in den kommenden Jahrhunderten eine Umgangsform finden, die ein friedliches Zusammenleben ermöglichte – trotz der Gräuel des Zweiten Weltkriegs. Doch nun, mit dem Auftreten dieses ganz neuen Ausmaßes menschlicher Barbarei, hatte ich auch das letzte bisschen Hoffnung verloren.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, in welcher Reihenfolge die Geschichten entstanden sind. Manche stammen aus der Zeit vor dem Beginn des atomaren Zeitalters, manche aus dessen erstem Jahr. Aber vielleicht sollte man dieser Frage auch keine allzu große Bedeutung beimessen: Die erste Ernüchterung hatte der Krieg ausgelöst – Hiroshima und Nagasaki bestätigten und vertieften sie nur.
»Als es noch Menschen gab« war nicht als Empörung gedacht – wem hätte das schon genutzt? –, vielmehr suchte ich nach einer Fantasiewelt, die als Gegenwicht zu der Brutalität dienen konnte, die die Welt gerade durchlitt. Tief in meinem Inneren versuchte ich, eine Welt zu erschaffen, in die ich mich gemeinsam mit anderen Menschen flüchten konnte, die ebenso desillusioniert waren wie ich, um zumindest für ein paar Augenblicke der realen Welt zu entkommen.
Die Geschichten wurden oft als Anklage gegen die Menschen bezeichnet – und obwohl ich damals nicht in derartigen Kategorien dachte, erkenne ich jetzt, dass es sich tatsächlich um eine Anklage handelt, und glaube, dass es gute Gründe dafür gab und immer noch gibt. Als ich die Geschichten niederschrieb, kam mir eine Idee, über die ich auch mit meinen Freunden sprach: Vielleicht, überlegte ich, konnte ich ja meine Fantasiewelt mit Hunden und Robotern bevölkern, da ich kaum noch zu hoffen wagte, dass die Menschheit es jemals schaffen würde, eine solche Welt zu erschaffen, wie sie mir vorschwebte. Ein hartes Urteil – und obwohl ich dieses Urteil heute, nach so vielen Jahren des Hin- und Herüberlegens, eventuell etwas abschwächen würde, gibt es doch nicht besonders viele Gründe dafür.
Mein eigenes Land hat seither zwei große Kriege geführt, und die Historiker der Zukunft werden sehr lange suchen müssen, um eine längere Phase des Friedens in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu entdecken. Natürlich ist mir bewusst, dass sich die Nationen dieser Welt in den letzten dreißig Jahre sehr zurückgehalten haben (wenn auch nur aus Furcht), um eine atomare Katastrophe zu vermeiden. Das ist zwar ein gutes Zeichen, doch sollte es nicht überbewertet werden. Erst wenn sie es schaffen, die nuklearen Kräfte noch für – sagen wir einmal – weitere dreißig Jahre nicht zum Einsatz zu bringen, dürfen wir wieder ein wenig Mut schöpfen.
In »Als es noch Menschen gab« habe ich mich mit der immerwährenden Beschäftigung der Menschen mit einer mechanistischen Zivilisation auseinandergesetzt. Einige Autoren, so wie ich selbst auch, schreiben noch immer über dieses Thema, nur bezeichnen wir es heute als technologisierte Gesellschaft. An Technologie an sich ist nichts falsch – falsch ist nur, dass wir an nichts anderes mehr denken. Wir haben unsere Maschinen zu Göttern erhoben, ja in vielerlei Hinsicht haben wir ihnen unsere Seelen verkauft. Als ich diese Geschichten schrieb, spürte ich, dass es andere, wichtigere Werte geben musste als jene, die uns die Technologie bieten konnte – und meine Meinung hat sich nicht geändert. Heute wird der Einsatz von Maschinen von vielen Menschen verurteilt, weil zu ihrer Herstellung unersetzliche Rohstoffe benötigt werden. Aber das ist nicht der einzige Grund für ihre Ablehnung –
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