Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction
»Babel-17« auf. Und indem er ein Schicksal beschrieb, das weder vom nuklearen Holocaust noch vom Kollaps des Ökosystems bestimmt wurde, sondern von der Verwandlung in einen posthumanen Zustand, hat Simak zumindest das Aroma von Ray Kurzweils Singularität eingefangen, wenn auch nicht die ganze komplizierte Mathematik.
Diese Themen haben sich mittlerweile ziemlich abgenutzt, ja meist sind sie schon zu Klischees verkommen. Aber es überrascht einen doch, in der Rückschau festzustellen, dass sie bereits hier, in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, aufkeimten – ausgerechnet in dieser Geschichtensammlung, die zwischen den Raketentriebwerken und Strahlenkanonen ihrer Zeitgenossen beinahe untergegangen wäre. »Als es noch Menschen gab« ist beileibe kein perfektes Buch. Kein Buch ist perfekt. Aber zwischen der Spreu gibt es sehr viel Weizen.
Man muss nur die Augen offen halten.
Der Kanadier Peter Watts ist einer der profiliertesten Science-Fiction-Autoren der Gegenwart. Als gelernter Biologe thematisiert er in seinen Romanen wie »Ab grund« und »Blindflug« immer wieder die Zukunft des Lebens auf unserem Planeten.
ALS ES NOCH
MENSCHEN GAB
Einleitung
des Herausgebers
Dies sind die Geschichten, die sich die Hunde erzählen, wenn die Flammen im Kamin hoch schlagen und der eisige Nordwind bläst. Dann versammelt sich die Familie um das wärmende Feuer, und die Kleinen lauschen aufmerksam und still. Doch wenn die Geschichte zu Ende ist, werden sie lebhaft und stellen viele Fragen:
»Was ist ein Mensch?«, fragen sie.
Oder auch: »Was ist eine Stadt?«
Oder: »Was ist Krieg?«
Auf keine dieser Fragen gibt es eine eindeutige Antwort. Es gibt Annahmen, Theorien und viele ernstzunehmende Vermutungen, aber keine richtigen Antworten.
Im Familienkreis sieht sich mancher Geschichtenerzähler gezwungen, auf die uralte Erklärung zurück zugreifen, es seien eben nichts als Geschichten, es gebe so etwas wie Mensch oder Stadt in Wirklichkeit nicht, in einem Märchen dürfe man nicht die Wahrheit suchen, man müsse es als reine Unterhaltung betrachten und dabei bewenden lassen.
Erklärungen wie diese mögen vielleicht kleine Hunde zum Schweigen bringen, aber sie sind unzureichend. Man sucht auch in einfachen Geschichten nach der Wahrheit.
Unsere Legende, bestehend aus neun Geschichten, wird seit unzähligen Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben. Soweit es sich beurteilen lässt, hat sie keinen historischen Anfangspunkt; selbst das sorgfältigste Studium erbringt keine Hinweise auf die einzelnen Entwicklungsstufen. Es ist zwar anzunehmen, dass sie durch die endlosen Wiederholungen zu ihrer jetzigen Form gefunden hat, aber auch das führt nicht weiter.
Dass sie uralt und, wie manche Verfasser behaupten, teilweise ursprünglich nicht bei den Hunden entstanden ist, beweist das Übermaß an unverständlichen Ausdrücken, Wörtern, Sätzen und – was das Schlimmste ist – Vorstellungen, die heute keinen Sinn mehr ergeben und vermutlich auch nie ergeben haben. Durch das Erzählen und Wiedererzählen wurden diese Wörter und Sätze zu einem Gerüst, das in seinem jeweiligen Zusammenhang einen etwas willkürlichen Eigenwert besitzt. Niemand weiß allerdings, ob diese willkürlich gewählten Worte der ursprünglichen Bedeutung auch nur nahekommen.
Aufgabe der vorliegende Ausgabe dieser Geschichten ist es nicht, sich mit den zahllosen widersprüchlichen Standpunkten hinsichtlich des Vorhandenseins oder Nichtvorhandenseins des Menschen auseinanderzusetzen, ebenso wenig hinsichtlich des Rätsels um die Stadt oder den verschiedenen Theorien über den Krieg. Auch wird sie nicht auf die Fragen derjenigen ein gehen, die nach Anhaltspunkten oder Beweisen danach suchen, ob eine grundsätzliche oder historische Wahrheit in der Legende verborgen ist.
Unser Anliegen ist lediglich, den ungekürzten, auf uns gekommenen Text der Geschichten so vorzulegen, wie er heute als gesichert gilt. Vorbemerkungen zu den einzelnen Kapiteln sollen die strittigen Fragen kurz streifen, ohne einen Versuch zu ihrer Lösung darzustellen. Denjenigen, die tiefer in den Sinn der Texte oder ihre wissenschaftlichen Analysen eindringen wollen, stehen Werke in großer Auswahl zur Verfügung, die von weit kompetenteren Hunden geschrieben wurden als dem Herausgeber dieser Textausgabe.
Die kürzliche Entdeckung von Fragmenten einer ursprünglich wohl als bedeutend anzusehenden Literatur wurde als das neueste Argument dafür angeführt, dass
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