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Als Gott ein Kaninchen war

Als Gott ein Kaninchen war

Titel: Als Gott ein Kaninchen war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Winman
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worauf ihr meine Mutter einen schnellen Blick zuwarf– einen Blick, wie ich ihn schon oft gesehen hatte–, einen Blick, der sagte: Ganz schlechte Idee, Nancy, und das wüsstest du auch, wenn du selbst Kinder hättest.
    » Du bist heute so schweigsam, Elly. Ist alles in Ordnung?«, erkundigte sich meine Mutter.
    Ich nickte nur, denn ich spürte, dass sich sonst Tränen ihren Weg in meine Augen bahnen würden. Stattdessen stand ich auf, murmelte etwas von wegen » vergessen, ihn zu füttern« und ging zur Hintertür. Mein Bruder, der mir gefolgt war, drückte mir noch eine Taschenlampe in die Hand, und mit zwei Karotten in der Tasche schlüpfte ich hinaus in die kalte Nacht.
    Es fühlte sich spät an, obwohl es noch gar nicht spät war; die Dunkelheit in unserem Haus ließ es aber so wirken. Das Klettergerüst zeichnete sich wie ein bizarres Skelett in der Dämmerung ab, wie eine Wirbelsäule, die sich zu einer Brücke nach hinten beugt. Im Frühjahr darauf würde es niedergerissen und zu Feuerholz verarbeitet werden. Ich ging den Weg zum Kaninchenstall entlang. Gott scharrte schon am Maschendraht; seine Nase zuckte, nahm die Fährte meiner Traurigkeit auf, so entschlossen wie ein Jagdhund. Ich schob den Riegel zur Seite, und er drängte sich an mich. Büschel blauen und grünen Fells zeichneten sich im Lichtkegel der Taschenlampe ab. Die Überbleibsel einer guten Idee an einem langweiligen Wochenende, als Nancy und mein Bruder sein Fell färbten und wir ihn uns dann auf den Kopf setzten und Fotos davon machten. Gott schauspielerte genauso gern wie Nancy. Ich nahm ihn auf den Schoß. Er fühlte sich gut an, er fühlte sich warm an. Ich beugte mich zu ihm hinunter und küsste ihn.
    » Keine Angst«, sagte er mit einer leisen, erstickten Stimme. » Am Ende wird alles gut ausgehen. Das tut es immer.«
    » Okay«, sagte ich gelassen, völlig unbeeindruckt davon, dass ich ihn gerade zum ersten Mal hatte sprechen hören.
    Ich sah Nancys hohe Gestalt den Weg hinunter auf mich zuschreiten. Sie hatte eine Tasse in der Hand, Dampf stieg in der Novemberkälte auf.
    » Also, jetzt erzähl mal«, sagte sie und kniete sich zu mir. » Wie lief es?«
    Mein Mund bewegte sich, aber ich war zu niedergeschlagen, um laut zu sprechen, also flüsterte ich stattdessen.
    » Was?«, fragte sie und beugte sich zu mir.
    Ich legte meine Hand an ihr Ohr und flüsterte erneut.
    » Den Herbergsbesitzer?«, fragte sie. » Den verdammten Herbergsbesitzer?«
    Ich schüttelte den Kopf, und mein Körper wurde von Weinkrämpfen geschüttelt. Ich blickte zu ihr auf und sagte: » Den blinden Herbergsbesitzer.«

Es war der Tag der Aufführung, und sie kroch aus dem Schatten der Kulisse, eher eine riesige Tarantel als der Tintenfisch, der sie eigentlich sein sollte. Und als Miss Grogney sie sah, fing sie an zu schreien, als wolle ihr der Teufel persönlich die Kehle durchschneiden. Es war keine Zeit mehr, Jenny Penny aus ihrem Kostüm herauszubekommen und in das des Kamels zu stecken, also befahl Miss Grogney ihr, in der dunkelsten, hintersten Ecke der Bühne zu bleiben. Sollte sie auch nur den Anflug eines Tentakels sehen, drohte sie, würde sie sie mit einer riesigen Plastiktüte ersticken. Das Jesuskind fing an zu weinen. Miss Grogney sagte ihm, es solle die Klappe halten und schimpfte es einen Waschlappen.
    Ich lugte kurz durch einen Spalt im Vorhang und spähte ins Publikum, um zu sehen, ob meine Mutter und Nancy da waren. Der Saal war fast voll. Viel voller als beim Erntedankfest, das sich so unglückselig mit einem lokalen Fußballereignis überschnitten hatte, so dass bloß zwanzig Leute erschienen waren, um dafür zu danken, was sie gleich drauf bekommen würden. Es beschränkte sich auf zwei Dutzend Konserven Baked Beans, zehn Laib Brot und eine Kiste Falläpfel.
    Nancy sah mich und zwinkerte mir zu, bevor Miss Grogneys Hand mich an der Schulter packte und zurück in die Zeit von Christi Geburt riss.
    » Du verdirbst den ganzen Zauber, wenn du weiter hinausschaust«, schalt sie mich.
    Ich dachte, dass ich das Ganze so oder so verderben würde, und mein Magen krampfte sich vor Aufregung zusammen.
    » Wo sind die Kamele?«, rief Miss Grogney.
    » Die verstecken sich wohl unter ihren Höckern vor Ihnen«, sagte Mr Gulliver, der neue Lehrer, und alle lachten.
    » Das ist überhaupt nicht lustig, Mr Gulliver«, meckerte sie und stolperte im Weggehen über einen Sandsack.
    » Viel Glück«, flüsterte ich Jenny Penny zu, als sie zur Krippe

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