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Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Titel: Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jost Kaiser
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Kollegen Genscher quasi sofort und bestätigen 1983 Herrn Dr. Kohl als Kanzler. Genscher bleibt bis 1992 Außenminister.
    Nach der Rede und seiner Abwahl als Kanzler bekommt Schmidt von Herbert Wehner einen Blumenstrauß aus roten Rosen in Klarsichtfolie. Dann fliegt ihn die Flugbereitschaft der Bundeswehr mit einer Challenger nach Hamburg-Fuhlsbüttel. Nach Hause.
    Zurück muss der jetzt ehemalige Kanzler schon Lufthansa statt Luftwaffe fliegen. Der Abgeordnete Schmidt/Hamburg ist für kommenden Montag auf LH 406 Hamburg-Düsseldorf gebucht. Er wählt Economy.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … die NZZ dem BND vorzog
    Staaten brauchen Geheimdienste. Der westdeutsche Bundesnachrichtendienst ist unter den Geheimorganisationen der Welt besonders gefürchtet: für seine chronische Erfolglosigkeit. Die ostdeutsche Stasi hingegen hat sogar einen Meisterspion im Kanzleramt platziert, der Willy Brandt zu Fall brachte. Wodurch Helmut Schmidt ins Amt kam.
    Zur Pflicht der Bundeskanzler gehört eigentlich das regelmäßige Anhören der Lageberichte des BND. Helmut Schmidt findet das nicht. Er bleibt den Lageberichten des BND regelmäßig fern. Als ihm vorgeschlagen wird, doch wieder einmal teilzunehmen, bricht der Kanzler in Hohngelächter über »diesen Dilettantenverein« aus.
    Mit dem »Ausdruck ehrlichen Entsetzens« lässt der Kanzler vernehmen: »Da kann ich ja gleich die Neue Zürcher Zeitung lesen.«
    Die hat noch einen weiteren Vorteil gegenüber den BND-Berichten: Sie bietet dem musischen Kanzler einen Kulturteil.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … einen Botschafter zum Mercedeshändler machte
    Ostpolitik machen die Sozialdemokraten besonders gern. Schließlich haben sie damit 1972 die Wahlen gewonnen. Seitdem werden die Herren Breschnew, Honecker und Deng Xiaoping (Fernostpolitik) regelmäßig aufgesucht, um der SPD-Erfindung »Entspannung« Vorschub zu leisten: Nicht nur die verkniffenen Mienen der besuchten Greise sind Ziel der Bemühungen, sondern die Welt insgesamt. Und wahrscheinlich ist ein Besuch bei Leonid Breschnew im Kreml immer noch entspannter als eine Lagebesprechung mit Willy Brandt und Herbert Wehner in der »Baracke« geheißenen SPD-Zentrale.
    Besonders wichtig ist Moskau: Was soll Helmut Schmidt sich mit Honecker treffen, wenn das, was der mit Fistelstimme von sich gibt, sowieso von Moskau aus eingeflüstert wurde – oder, wenn dem nicht so ist, es dem Kanzler egal sein kann?
    Schmidt hält auch deshalb gern mit den Russen Kontakt, weil er damit Jimmy Carter eins auswischen kann, den er für total unfähig hält.
    In Moskau gibt es allerdings auch einen Botschafter. Er heißt 1978 Hans-Georg Wieck. Seine Existenz als Exzellenz dort ist – neben seinen unbestrittenen Verdiensten – wohl der Tatsache zu verdanken, dass es auf der Welt nun mal Botschafter geben muss, sonst wären die Sektempfänge leer.
    Wenn es wichtig wird, kommt Schmidt selber angereist oder greift zum Telefon.
    Auf die Frage, was ein Botschafter in Moskau selbstständig tun könne, antwortet Schmidt: »Nichts.«
    Wieck findet dann doch noch ein Betätigungsfeld: 80 Prozent der in Moskau akkreditierten Botschafter fahren Mercedes. Oft wird der deutsche Gesandte angehauen, ob er nicht Ersatzteile besorgen könne.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … erst die Hippie-Bundeswehr einführte und dann doch die Truppe
zum Friseur schickte
    Früher war in Deutschland der Krieg der Ernstfall. Doch seit sich Deutschland aus dem Welteroberungsbusiness zurückgezogen hat, ist der Frieden der Ernstfall, wie die Bundeswehrführung unermüdlich verkündet, damit die Truppe beim Knobelbecherputzen nicht einschläft.
    Im November 1971 ist mal wieder Ernstfall: Auch die jungen Menschen in der Bundeswehr lassen sich die Matten wachsen – lange Haare, jahrelang als Modestatement von »Gammlern« und »Hippies« verschrien, sind längst allgemeine Mode und damit auch bei der Bundeswehr angekommen.
    Helmut Schmidt muss sich mit dem Thema des militärischen Haarschnitts befassen. Während altgediente Generäle ein Langhaarverbot befürworten, schlägt Schmidt moderate Töne an: Er erlässt eine Verfügung über die »Haar- und Barttracht« in der Bundeswehr. So wie Panzer unters Tarnnetz, so müssen lange Haare beim Bund – als »German Hair Force« verspottet – unters Haarnetz.
    Schmidt zu den hippiephoben Kommandeuren: »Wenn Sie weiter für kurze Haare sind, werde ich Ihnen die Haarlänge der alten Generale und Marschälle mitteilen.«
    Doch

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