Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)
nicht«.
Schmidt liebt solche Fahrten. Er macht nicht nur offizielle Staatsbesuche, er schaut schon mal bei Kollegen vorbei, wenn er »in der Nähe« ist.
Mit seinen »Atalanta«-Törns etabliert sich Helmut Schmidt als Staatskunsterneuerer historischen Ausmaßes: Er ersetzt die unselige deutsche Kanonenpolitik durch die freundlichere Segelbootpolitik.
Als Helmut Schmidt einmal …
… einen Kollegen lobte
Vom Kanzler gelobt zu werden kann sich – wenn’s schlecht läuft – so anhören: Jimmy Carter, der Erdnussfarmer mit dem Moralüberschuss, sei »ein Mann mit besten Absichten«.
Den Ministerpräsidenten Edward Gierek mag Schmidt wirklich gern. 1979 kommt der Polen-Chef deshalb ebenfalls in die Verlegenheit, von Schmidt gelobt zu werden. Aber es geht glimpflich aus: Gierek hätte so große Fähigkeiten, sagt der Kanzler, dass er ihn »auch ins Kabinett nehmen würde. Sagen wir als Arbeitsminister.«
Ein Jahr später bricht der Aufstand der Arbeiter auf der Danziger Leninwerft los.
Als Helmut Schmidt einmal …
… von der Frage ermüdet war, wer unter ihm amerikanischer Präsident wird
Schmidt ist zwar Opel-Fahrer. Aber er hat auch eine Schwäche für Ford. Jedenfalls wenn er Gerald heißt. Mit dem 38. Präsidenten der USA verbindet ihn eine Freundschaft. Vielleicht liegt das auch daran, dass Gerald Ford die Präsidentschaft in einer Zeit der amerikanischen Schwäche übernimmt: Watergate hat gerade das Vertrauen in die politischen Institutionen, die Niederlage in Vietnam jenes in die Fähigkeit der USA zum Siegen erschüttert. Ford kommt, wie sich das gehört, dem Kanzler jedenfalls wenig mit abweichenden Meinungen in die Quere.
1976 engagiert Schmidt sich sogar indirekt für eine Wiederwahl Fords, der allerdings gegen Jimmy Carter verliert. Carter nervt den Kanzler von Anfang an. Schmidt über Carter: »quäkerhaftes« Auftreten und »völlig unberechenbar«.
Diese Einschätzung resultiert daraus, dass Carter die Neutronenbombe bauen wollte. Schmidt akzeptiert und setzt unter Bedingungen, wie sie nur eine friedensbewegte SPD-Fraktion bieten kann (also den allerschwersten), deren Stationierung in Deutschland durch. Kaum geschehen, da hat es sich Carter anders überlegt. Jetzt will er die Neutronenbombe doch nicht mehr bauen. Was soll das? Schmidt mag so etwas nicht.
1979. Carters Wiederwahl steht an. Helmut Schmidt schickt dem Wirren aus Georgia auf dem Gipfeltreffen auf Guadeloupe schön vergiftete Komplimente hinterher: Mit Carter laufe es jetzt ja besser, lässt Schmidt verlauten. Der Präsident habe viel dazugelernt.
Gegen eine zweite Amtszeit habe er, Schmidt, nichts einzuwenden. Denn: Einem Neuen im Weißen Haus müsse dann erst wieder alles mühselig beigebracht werden.
Als Helmut Schmidt einmal …
… das Wort an die eigene Jugend richtete
Seit den späten Sechzigerjahren strömen junge, von den Achtundsechzigern politisierte Akademiker in die SPD. Die Männer mit den Vollbärten lesen Marx, tragen keine Krawatten und wollen den »staatsmonopolistischen Kapitalismus« (Stamokap). Die jungen Frauen werden »rote Heidi« genannt. Wenn es nach den neuen Linken geht, soll die SPD wieder dahin geschoben werden, wo sie einst herkam: ins Lager der Revolution.
Willy Brandt steht den jungen Radikalen zwar skeptisch gegenüber, versucht aber auf den Parteinachwuchs pädagogisch einzuwirken. Vielleicht erkennt er sich auch in ihnen wieder.
Helmut Schmidt nicht. Er schlägt lieber gleich zu: »Viele Leute haben die Schnauze voll, die verstehen das Gestreite nicht mehr. Außerdem verstehen die das Kauderwelsch der halbfertigen Akademiker nicht, die unsere Resolutionen mit ihren Wortlauten überschwemmen.«
Als Helmut Schmidt einmal …
… sagte, was für Revolutionäre nicht angängig ist
Am 9. November 1974 stirbt der RAF-Terrorist Holger Meins. Getreu seinem Motto »Sieg oder Tod« hat sich Meins, da der Sieg nicht in Sicht ist, für den Tod entschieden und ist an den Folgen eines Hungerstreiks gestorben. Die Fotos des ausgemergelten toten Meins scheinen die RAF-These zu bestätigen, dass die BRD »Revolutionäre« foltert und ein »faschistischer« Staat sei. Die linksliberale Öffentlichkeit ist geschockt.
Helmut Schmidt nicht: »Und darüber hinaus soll ja niemand vergessen, dass der Herr Meins Angehöriger einer gewalttätigen, andere Menschen vom Leben zum Tode befördert habenden Gruppe, nämlich der Baader-Meinhof-Gruppe, war. Und nach alledem, was die Angehörigen dieser Gruppe
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