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Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Titel: Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jost Kaiser
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Bürgern unseres Landes angetan haben, ist es allerdings nicht angängig, sie, solange sie ihren Prozess erwarten, in einem Erholungsheim unterzubringen. Sie müssen schon die Unbequemlichkeiten eines Gefängnisses auf sich nehmen.«

Als Helmut Schmidt einmal …
    … durchs Fenster ins Kanzleramt einstieg
    Oktober 1975. Schmidts Vorzimmerdame Marianne Duden berichtet, was passieren kann, wenn der Kanzler noch mehr Tatendrang verspürt als sonst schon: Dann ist es ist durchaus möglich, dass Schmidt die 200 Meter vom Kanzlerbungalow ins Palais Schaumburg, wo bis 1976 das Kanzleramt untergebracht ist, zu Fuß geht. Kanzlerchauffeur Willi Jülich fährt im Daimler hinterher. Bei Ankunft im Palais würde Schmidt dann erwarten, dass, nach einem Kanzlerpfiff, die Vorzimmerdamen auf den Balkon treten, um den Chef freundlich zu grüßen.
    Wenn der Kanzler gut gelaunt ist, klettert er schon mal im Erdgeschoss durchs Fenster.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … den Kanzlerpool schmähte
    1966 wird der Kanzlerbungalow in Bonn fertig. Der Architekt Sep Ruf hat im Auftrag von Bundeskanzler Ludwig Erhard ein privates Wohnhaus im Bauhausstil entworfen, in dem alle Erhard-Nachfolger bis Helmut Kohl wohnen.
    Die Mini-Schwimmhalle, die Erhard hat einbauen lassen, sorgt für einen kleinen Skandal und wird als »luxuriöser Prominentenpool« und Ausweis der Dekadenz »von denen da oben« geschmäht – ein früher Ausbruch des heute wohlbekannten Politikerhasses.
    Erhard-Nachfolger Kiesinger hingegen hält das Becken für das Beste, was Erhard hinterlassen hat: »Sechs Stöße Brust, Purzelbaumwende, sechs Stöße Rücken – täglich. Das ist herrlich, das ist ein wirkliches Geschenk Erhards. «
    Kiesinger benutzt den Pool fast täglich.
    Helmut Schmidt nicht.
    Der Kanzler ätzt, das Becken sei »so groß wie ein halber Esszimmertisch«. Wenn Schmidt abends heimkommt, spielt er lieber eine Partie Tischtennis mit Loki.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … seinen Interviewer interviewte
    17. Oktober 1975. Der Guardian- Reporter Peter Jenkins ist im Kanzleramt, um den deutschen Bundeskanzler zu aktuellen Fragen und zum deutsch-britischen Verhältnis im Besonderen zu interviewen. Britannien geht’s nicht gut. Man spricht von der »englischen Krankheit«: Ständig streiken die Gewerkschaften, die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Wachstumsrate niedrig.
    Schmidt, dessen Lieblingswort »Crisis Management« ist, beginnt seine Ausführungen über die Lage von Jenkins’ Heimatland. In perfektem Englisch rügt er die Gewerkschaften wegen »narrow minded insularity«. Die Unternehmer seien aber auch nicht viel besser. Diagnose: »Sleepy nine to five management.« Auf der englischen Klassengesellschaft ruhe kein Segen. Unterton: Im sozialdemokratischen Deutschland, wo er, Helmut Schmidt, regiert, ist alles besser. Da gibt es keine Klassen. Das heißt jetzt »Sozialpartner«.
    Als er mit seinen Ausführungen fertig ist, interviewt der Kanzler Jenkins: Was denn Margaret Thatcher, Chefin der Konservativen, mache, ob Schmidt-Kumpel Denis Healey auf dem Labour-Parteitag Schwierigkeiten bekommen könne?
    Um 16 Uhr ist das Interview schließlich zu Ende. »Der Kanzler redet nun mal so gern Englisch«, sagt ein Mitarbeiter.

Als Helmut Schmidt zum ersten mal …
    … mit einer wohlgenährten Wochenzeitung in Verbindung kam
    1959 lässt sich Helmut Schmidt für vier Wochen zur Bundeswehr einziehen, um einmal selbst zu sehen, wie es bei der neu gegründeten Armee so zugeht. Als er wieder im Bundestag ist, weiß er es: im Wesentlichen genauso wie im Bundestag, wo mit Drucksachen Papierkrieg geführt wird. Nur hat der Bundestag wahrscheinlich mehr Schreibgerät: »Wenn Sie die Papiere, die in einer Kompanie-Schreibstube für einen einzigen Freiwilligen geprüft und zum Teil ausgefüllt und weitergeschickt werden müssen, einmal aufeinanderlegen, stellen Sie fest – ich habe mir das angeschaut –, dass sie zusammen den Umfang einer wohlgenährten Wochenzeitung ausmachen, meine Damen und Herren. Und alles das muss die Schreibstube auf einer einzigen Schreibmaschine erledigen. Mehr Schreibmaschinen stehen ihr nicht zu.«
    Da bleibt Schmidt lieber im Parlament. Nicht nur wegen der Schreibmaschinen. Sondern weil man dort – anders als bei der Bundeswehr, die, nach einem Landser-Schnack »dazu da ist, den Feind aufzuhalten, bis eine richtige Armee kommt« – größere Möglichkeiten hat, den Gegner zu bekämpfen.
    Jedenfalls, wenn man Schmidt heißt.

Als Helmut

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