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Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Titel: Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jost Kaiser
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Als Helmut Schmidt einmal …
    … zum Studienberater wurde
    1969. In Deutschland steht vielen, wenn das Wort »Soziologe« fällt, der Angstschweiß auf der Stirn. Wird Deutschland rot, weil junge Leute das Falsche studieren? Immerhin waren der »rote Dany« Cohn-Bendit und Feindbild Nummer eins Rudi Dutschke eingeschriebene Soziologiestudenten.
    Soziologie gilt als Modestudium mit zweifelhaften Berufsaussichten, auch wenn einige wenige der Kommilitonen durchaus Interessensgebiete der Zukunft für sich identifiziert haben, die ihnen der Dschungelkrieger Che Guevara zugewiesen hat: »Die Aufgabe des Revolutionärs ist es, die Revolution zu machen.«
    Helmut Schmidt, der bei Karl Schiller in Hamburg Volkswirtschaft studiert hat, nimmt sich der Sache an. Er findet, dass es Aufgabe der Studenten ist, schnell Staatsexamen und Diplom zu machen, um den Gefahren der Stra ß e zu entgehen: »Wir haben viel zu viel Soziologen und Politologen. Wir brauchen viel mehr Studenten, die sich für anständige Berufe entscheiden, die der Gesellschaft auch nützen.«
    Dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) ist es egal, was einer studiert, Hauptsache er trifft. Der SDS lässt verlauten, es sei »zweifellos wichtig, Schmidt weiterhin mit Stinkbomben zu bewerfen. Aber die revolutionäre Bewegung ist inzwischen so weit vorangeschritten, dass diese Funktion nicht mehr von brotlosen Soziologen, sondern von ›anständigen Berufen‹ wie Lehrern, Medizinern und anderen Gruppen ausgeübt werden kann.«

Als Helmut Schmidt einmal …
    … nach Hause kam und nach der Leiche suchte
    1966. Die Zeit der WGs ist bei der Jugend noch nicht gekommen. Helmut Schmidt hingegen wohnt schon seit Jahren in einer Wohngemeinschaft.
    Der beste Freund Helmut Schmidts heißt Willi Berk han. Die beiden Sozialdemokraten kennen sich bereits seit Studienzeiten. Zusammen sitzen sie im Parlament, zusammen sitzen sie manchmal am Brahmsee, wo sie Nachbarn sind. Und zusammen sitzen sie auch in der gemeinsamen Küche: Seit 1959 teilen sie sich eine Dreizimmerwohnung in der Bonner Innenstadt, die sie beide am Wochenende verlassen, um nach Hause zu fahren.
    Berkhan, der gelernte Studienrat, den Verteidigungsminister Schmidt später ins Ministerium holen wird, isst gern Problemkäse. Einmal lässt er einen Harzer Roller vor der Abreise offen liegen und die Heizung an.
    Als die beiden nach Tagen gemeinsam in die Wohnung zurückkehren, fragt Schmidt: »Wo liegt die Leiche?«

Als Helmut Schmidt einmal …
    … bei der Lufthansa etwas mitgehen ließ
    Seine Zeit als Innensenator in Hamburg hat Schmidt berühmt gemacht. Als Bekämpfer der Sturmflut 1962 kommandierte er, ohne jede Befugnis, Bundeswehr und sogar NATO-Einheiten. Jetzt, 1967, kommandiert er als Fraktionschef nur noch die SPD-Bundestagsfraktion.
    Hat Schmidt vielleicht Sehnsucht nach den alten Sturmflut-Zeiten? Es gibt einen Hinweis.
    Jedenfalls könnte Menschen, die viel in der ersten Klasse der Lufthansa fliegen, an Helmut Schmidt etwas aufgefallen sein: Habe ich dieses Ding an seinem Schlips nicht neulich neben meinem Teller liegen sehen?
    Helmut Schmidt benutzt in dieser Zeit gelegentlich eine Serviettenklammer der Airline mit der Aufschrift »Senator« als Krawattenhalter.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … die Zukunft voraussagte und den Atom-Öko erfand
    Die Anti-Atombewegung hat Helmut Schmidt von Anfang an genervt. Die hysterischen Bürgerkinder, die gegen die AKWs von Brokdorf und Grohnde anrennen, untergraben nicht nur die Bauzäune, sondern aus Sicht Schmidts auch die Prinzipien des Rationalismus, auf denen jede Politik aufbaut.
    Ja, es gebe Risiken, aber er, der Kanzler, sei nach gründlicher Abwägung der Ansicht, dass man »diese Risiken in Kauf nehmen könnte«. Außerdem steht im Godesberger Programm von 1959, »dass der Mensch im atomaren Zeitalter sein Leben erleichtern, von Sorgen befreien und Wohlstand für alle schaffen kann«. Das denkt Schmidt immer noch – was haben diese Linken eigentlich gegen Wohlstand?
    Der Idee der eigenen Leute – schließlich ist die SPD die Partei des Potts –, als Atomalternative wieder verstärkt auf Kohle zu setzen, erteilt der Kanzler im Kabinett eine Absage: »Die Verbrennung jeder Art von Kohlenwasserstoff führt zu einer gefährlichen Aufheizung des Erdballs.« Schmidts Antwort: »Die Welt braucht Kernenergie.«
    Vor dem SPD-Vorstand hat der Kanzler auch eine Prognose parat, wie die Zukunft aussehen könnte: »Im Jahre 2010 werden wir kein

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