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Als ich im Sterben lag (German Edition)

Als ich im Sterben lag (German Edition)

Titel: Als ich im Sterben lag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Faulkner
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Als sie merkt, dass ich sie beobachte, werden ihre Augen ausdruckslos.

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    Darl
    Pa und Vernon sitzen auf der hinteren Veranda. Pa kippt sich einen kleinen Priem aus dem Deckel seiner Tabakdose in die Unterlippe, die er zwischen Daumen und Zeigefinger weit nach vorn zieht. Sie sehen sich um, als ich über die Veranda gehe und die Kalebasse ins Wasserfass tunke und trinke.
    «Wo ist Jewel?», fragt Pa. Schon als ich noch ein Junge war, hatte ich entdeckt, wie viel besser Wasser schmeckt, wenn es eine Weile in einem Zedernholzfass gestanden hat. Ein wenig lau und doch kühl, mit einem leisen Aroma, wie der heiße Juliwind in Zedernzweigen schmeckt. Es muss mindestens sechs Stunden stehen, und man muss es aus einer Kalebasse trinken. Nie aus einem Metallgefäß.
    Und nachts schmeckt es noch besser. Ich hab meistens im Flur auf dem Fußboden auf der Decke gelegen und gewartet, bis ich hörte, dass alle schliefen, dann bin ich aufgestanden und zum Wasserfass gegangen. Es war schwarz, der Fassrand war schwarz, die stille Wasserfläche ein runder dunkler Mund ins Nichts, wo ich manchmal ein, zwei Sterne sah, bevor ich die Kalebasse eintauchte, und manchmal hab ich auch ein oder zwei im Rund der Kalebasse gesehen, ehe ich trank. Dann wurde ich größer, älter. Da habe ich gewartet, bis sie alle schlafen gingen, damit ich mich hinlegen konnte mit hochgezogenem Hemd; ich hörte sie schlafen, spürte mich, ohne mich zu berühren, spürte, wie die kühle Stille über mein Geschlecht hinstrich, und hab mich gefragt, ob Cash drüben im Dunkel es auch so machte, es vielleicht schon die letzten zwei Jahre so gemacht hat, noch ehe ich es hätte tun wollen oder tun können.
    Pas Füße sind schlimm verformt, die Zehen sind verkrümmt und verkrüppelt, und die kleinen Zehen haben keine Nägel mehr; das kommt, weil er als Junge so hart hat arbeiten müssen in der Nässe und in selbstgeschusterten Schuhen. Neben dem Stuhl stehen seine klobigen Stiefel. Sie sehen aus, als ob man sie mit einer stumpfen Axt aus einem Stück Roheisen gehauen hätte. Vernon ist in der Stadt gewesen. Ich habe ihn nie in Overalls in die Stadt fahren sehen. Seine Frau, sagt man. Die hat früher auch in der Schule unterrichtet.
    Ich schütte den Rest aus der Kalebasse im Bogen auf den Boden und wische mir den Mund am Ärmel ab. Es wird noch vor morgen früh regnen. Vielleicht schon in wenigen Stunden, bevor es dunkel wird. «Unten bei der Scheune», sage ich. «Schirrt das Gespann an.»
    Spielt da unten mit diesem Pferd rum. Wird wohl durch die Scheune auf die Koppel gehn. Vom Pferd ist erst gar nichts zu sehn. Es steht oben in der Kiefernpflanzung, da ist es kühl. Jewel pfeift, ein einzelner scharfer Pfiff. Das Pferd schnaubt, dann sieht Jewel es einen blitzhellen Augenblick zwischen den blauen Schatten aufleuchten. Jewel pfeift noch einmal; das Pferd kommt die Böschung runtergeschlittert, steifbeinig, die Ohren aufgestellt und zuckend, die fehlfarbenen Augen rollend, bleibt es in zwanzig Fuß Entfernung stehen, die Flanke Jewel zugewandt und schielt den Jungen kokett und lauernd über die Schulter an.
    «Komm her, Sir», sagt Jewel. Es bewegt sich, bewegt sich so schnell, dass sein Fell wie von elektrischen Wellen durchzittert wird und die heraushängende Zunge wie tausend Flammen flickert. Mit fliegender Mähne, peitschendem Schweif und rollenden Augen setzt das Pferd abermals zu einem kurzen Luftsprung an, hält dann inne, die Vorderhufe dicht nebeneinander, und beobachtet Jewel. Jewel geht ruhig, die Hände in den Hüften, auf das Tier zu. Sieht man von Jewels Beinen ab, gleichen sie den gemeißelten Figuren eines archaischen Standbilds unter glühender Sonne.
    Als Jewel das Pferd fast berühren kann, steigt es auf die Hinterbeine und lässt sich voller Wucht auf Jewel fallen. Jewel ist von einem funkelnden Wirbel von Hufen umschlossen, wie von Flügelgeschwirr; mittendrin, unter dem aufgebäumten Pferdeleib, bewegt er sich blitzschnell, geschmeidig wie eine Schlange. In dem Augenblick, bevor die Hufe auf seine Arme treffen, löst er sich vom Boden; waagerecht, schlangengeschmeidig schnellt er hoch und packt die Nüstern des Pferds, dann lässt er sich wieder auf die Erde fallen. Er steht auf, beide stehen starr, reglos, schreckgebannt da, das Pferd zurückgebäumt, auf steifen zitternden Beinen, den Kopf gesenkt; Jewel, die Absätze in die Erde gebohrt, drückt mit der einen Hand dem Pferd die Luft ab, mit der andern klopft er ihm

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