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Als ich im Sterben lag (German Edition)

Als ich im Sterben lag (German Edition)

Titel: Als ich im Sterben lag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Faulkner
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pfeifen, wenn der Alte in Sicht kam; vor eins kam der aber nie zurück.
    «Lass das lieber», sagte Jody. «Der schmeißt dich achtkantig raus, so schnell kannst du gar nicht blinzeln.»
    «Er kommt nie vor eins zurück», sag ich. «Du kannst ihn sehn, wenn er ins Postamt geht. Sperr jetzt deine Augen auf und gib mir einen Warnpfiff.»
    «Was hast du denn vor?», fragt er.
    «Halt du nur deine Augen offen. Ich sag’s dir später.»
    «Lässt du mich wenigstens hinterher ran?», fragt er.
    «Was zum Teufel glaubst du, ist das hier, ein Stall für Deckhengste? Du hältst jetzt Ausschau. Ich zieh mich zu einer Konsultation zurück.»
    Ich geh also nach hinten. Vor dem Spiegel blieb ich stehn und strich mir die Haare glatt, dann ging ich hinter den Schrank mit den rezeptpflichtigen Medikamenten, wo sie wartete. Sie sieht den Arzneimittelschrank an, dann mich.
    «Also, Madam», sag ich, «was für ein Problem haben Sie?»
    «Das Frauenproblem», sagt sie und beobachtet mich. «Ich habe Geld», sagt sie.
    «Aha», sage ich. «Haben Sie das Problem bereits, oder möchten Sie es haben? Falls Letzteres zutrifft, sind Sie beim richtigen Doktor.» Leute vom Land! Erst wissen sie nicht, was sie wollen, und dann können sie’s einem nicht sagen. Die Uhr stand auf zwanzig nach zwölf.
    «Nein», sagt sie.
    «Nein was?», sag ich.
    «Ich hab’s nicht gehabt», sagt sie. «Das ist es ja.» Sie sah mich an. «Ich hab Geld», sagt sie.
    Jetzt wusste ich wenigstens, wovon sie redete.
    «Aha!», sag ich. «Sie haben was in Ihrem Bauch, das Sie lieber nicht drinhätten.» Sie sieht mich an. «Sie wünschten, Sie hätten ein bisschen mehr oder ein bisschen weniger, hm?»
    «Ich hab Geld», sagt sie. «Er hat gesagt, ich kann im Drugstore was dagegen bekommen.»
    «Wer hat das gesagt?», frage ich.
    «Er», sagt sie und sieht mich an.
    «Sie wollen keinen Namen nennen», sag ich. «War’s der, der die Eichel in Sie gepflanzt hat? Hat der es Ihnen gesagt?» Sie sagte nichts. «Sie sind nicht verheiratet, oder?», sag ich. Ich hab keinen Ring gesehn. Aber wär ja möglich, dass die da draußen noch nie was von Trauringen gehört haben.
    «Ich hab Geld», sagt sie. Sie zeigte es mir, ins Taschentuch geknotet: zehn Dollar.
    «Das kann ich beschwören, dass Sie Geld haben», sag ich. «Er hat es Ihnen gegeben?»
    «Ja», sagt sie.
    «Welcher?», sag ich. Sie sieht mich an. «Welcher von ihnen hat es Ihnen gegeben?»
    «Es gibt nur einen», sagt sie. Sie sieht mich an.
    «Fahren Sie fort», sag ich. Sie sagt nichts. Das Dumme am Keller ist, dass er nur einen Ausgang hat, und der ist hinten, man muss über die Innentreppe. Die Uhr steht auf fünf nach halb eins. «Ein hübsches Mädchen wie Sie», sag ich.
    Sie sieht mich an. Sie legt das Geld wieder ins Taschentuch und verknotet es. «Entschuldigen Sie mich eine Minute», sage ich. Ich gehe um den Arzneischrank. «Kennst du die Geschichte von dem Kerl, der sich das Ohr verrenkt hat?», sage ich. «Danach konnte er nicht mal mehr einen Rülpser hören.»
    «Du bringst sie besser von dahinten weg, bevor der Alte kommt», sagt Jody.
    «Wenn du vorn bleiben würdest, an deinem Platz, für den er dich bezahlt, dann erwischt er niemanden außer mir», sag ich.
    Er geht langsam wieder nach vorn. «Was machst du mit ihr, Skeet?», fragt er.
    «Kann ich dir nicht sagen», sag ich. «Das widerspricht dem Berufsethos. Du gehst jetzt nach vorn und passt auf.»
    «Sag doch, Skeet», sagt er.
    «Ach, nun geh schon», sag ich, «ich mach gar nichts, ich fülle bloß ein Rezept aus.»
    «Kann ja sein, dass er wegen der Frau dahinten nichts unternimmt, aber wenn er merkt, dass du mit den rezeptpflichtigen Sachen im Schrank rummurkst, dann feuert er dich, dann gibt er dir einen Tritt in deinen Allerwertesten, dass du die Kellertreppe runterfliegst.»
    «Mich haben schon größere Misthunde in meinen Allerwertesten getreten», sag ich. «Geh jetzt an deinen Platz und pass auf.»
    Ich geh zum Mädchen zurück. Die Uhr stand auf Viertel vor eins. Sie ist immer noch dabei, das Taschentuch um das Geld herum zu verknoten. «Sie sind nicht der Doktor», sagt sie.
    «Aber sicher bin ich das», sag ich. Sie sieht mich prüfend an. «Meinen Sie, weil ich zu jung aussehe oder zu hübsch bin?», sag ich. «Früher haben wir hier eine Menge alter, nicht mehr ganz wasserdichter Ärzte gehabt», sag ich. «Jefferson war für sie eine Art Seniorenheim. Aber die Geschäfte gingen immer schlechter, und den Leuten ging’s so

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