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Als ich lernte zu fliegen

Als ich lernte zu fliegen

Titel: Als ich lernte zu fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roopa Farooki
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ihrem Zimmer und spielt Computerspiele, da ist es ihr egal, ob ich unten in der Küche bin oder im Park, nur zehn Minuten von uns entfernt. Sie wartet auf heute Abend, da wird der Dokumentarfilm gesendet.« Unentschlossen dreht er sein Weinglas, bevor er gesteht: »V on Lila hab ich heute eins aufs Dach bekommen. Wahrscheinlich hat sie recht: Ich muss mich um mich selbst genauso kümmern wie um Yasmin – ich muss einen Mittelweg finden. Yasmin ist wohl der Grund, warum ich bisher um jede Beziehung einen Bogen gemacht habe.« Und um Mei Lin mit seiner Offenheit nicht in Verlegenheit zu bringen, ergänzt er scherzhaft: »Außerdem habe ich gerade eine fantastische Frau kennengelernt, mit der will ich es mir auf keinen Fall verderben.«
    »Ach, ich glaube, da besteht keine Gefahr.« Mei Lin freut sich über das Kompliment und drückt ihm die Hand. Sie beugt sich vor, um nach Melody zu sehen; da fällt ihr die Brille vom Kopf, ihrer Tochter in die Hände, die sofort gierig danach grabscht und an den Bügelenden zu kauen beginnt. »Nein, nein, die ist nicht für dich!« Mei Lin entwindet die Brille mit einiger Mühe Melodys überraschend starkem Griff.
    »Du gefällst mir mit Brille«, sagt Asif. »Die meisten Leute sehen schrecklich damit aus, aber dir steht sie.«
    »Danke. Ehrlich gesagt brauche ich sie kaum. Ich habe begonnen, sie bei Meetings zu tragen, damit mich die Führungsriege ernster nimmt. Ich wollte klüger aussehen, als ich bin.«
    »Und? Klappt’s?«, erkundigt sich Asif interessiert. »Ich könnte jede Unterstützung gebrauchen, damit ich klüger aussehe. Mich nimmt schon Hectors Sekretärin nicht ernst, von der Führungsriege ganz zu schweigen.«
    »Probier doch mal meine.« Mei Lin setzt ihm ihre Brille auf und küsst ihn frech auf die Nase. »Sehr distinguiert und ernst«, findet sie. »Du siehst aus wie Clark Kent, bevor er sich in Superman verwandelt.« Asif beäugt sich über Melodys spiegelndem Spielzeugkäfer und schneidet dem verzerrten vieräugigen Streber, der ihm dort entgegenblickt, eine Grimasse. Dann zieht er die Brille schwungvoll herunter. »Und jetzt bist du Superman«, kommentiert Mei Lin kokett.
    »Du machst dich wohl über mich lustig«, beschwert sich Asif, offensichtlich nicht überzeugt. »Kein Grund, gemein zu sein.«
    »Ich mache mich doch nicht über dich lustig!«, protestiert Mei Lin und schiebt sich eine Schoko-Erdbeere in den Mund. »Freu dich lieber, solange es noch geht, dass du jung und attraktiv bist. In zwanzig Jahren ist es dafür zu spät, dann hast du vielleicht Bauch und Glatze. Bescheidenheit ist gut und schön, aber manchmal übertreibst du.«
    »Auch kein Grund, übertrieben höflich zu sein – von wegen attraktiv! Nett von dir, aber ich weiß, wie ich aussehe. Es gibt schöne Menschen wie dich, Durchschnittsmenschen und schließlich Menschen wie mich.«
    »Das ist doch Schwachsinn«, sagt Mei Lin rundheraus. »Natürlich siehst du gut aus. Glaub’s endlich – das kann doch nicht so schwer sein, denn du siehst deinem Vater sehr ähnlich. Ich hab im Wohnzimmer dieses umwerfende Foto von ihm in Uniform gesehen.«
    »Ach, Dad«, sagt Asif wegwerfend. »Auf Fotos hat er immer gut ausgesehen, in Wirklichkeit weniger. Seine Zähne waren ganz krumm und schief.«
    Mei Lin lässt sich nicht beirren. »Na, das kann man von deinen Zähnen aber nicht behaupten. Und als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, war mein erster Gedanke, ach Gott, ist der süß. Halt, das war mein zweiter Gedanke. Als Erstes habe ich gedacht, Mist, jetzt ist jemand reingekommen, Melody kreischt und mir hängt der Busen raus. Du bist total gestresst reingestürmt, tollpatschig und mit einem völlig irren Blick, und dann standst du da wie vom Donner gerührt und hast mich nur noch angestarrt. Richtig lustig, wie geschockt du warst, das hatte schon einen gewissen Charme.«
    Asif sieht sie verwundert an. »Du erinnerst dich«, sagt er. »Ich dachte, du hättest mich kaum bemerkt.« Er senkt den Kopf und gibt verschämt zu: »Lach mich nicht aus, aber als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, war mein erster Gedanke, dass du wahrscheinlich die schönste Frau der Welt bist. Ich fand dich so vollkommen, dass ich glaubte, dich gäb’s gar nicht wirklich; deshalb habe ich mich so gefreut, als du damals in den Lift gestiegen bist.«
    »W arum sollte ich dich auslachen?«, fragt Mei Lin sichtlich gerührt. »Du weißt doch, dass ich mich bei jedem originellen Kompliment geschmeichelt fühle,

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