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Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Titel: Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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darunter und dass jeder was kriegt.«
    »Aha, wenn du Geschenke kriegst«, sagte ich gereizt, »da magst auch einen lutherischen Christbaum, gelt!«
    »Still seids!«, gebot der Vater, der solche Reden nie leiden konnte, und heut am wenigsten. Also ist die Weihnachtsstimmung schön gewahrt geblieben. Und während wir gekochte Rüben und Sterz aßen, saß der Nickerl beim Christkind und aß ein Stückchen Wecken, das ihm die Mutter herabgeschnitten hatte. Sich und dem Vater und mir, so war sein Wille, sollte sie auch ein Stück herabschneiden; aber mir war der lang entbehrte Sterz lieber. So zehrte der Kleine noch am Christtag und am Stephanitag und am Johannstage an seinem Wecken. Aber die Weinbeerln hatte er alle schon am ersten Tag aus der Rinde geklaubt. Endlich war der ganze Wecken weg.
    Aber das Bäumlein war noch da, wenn auch kahl und leer, wie sie im Walde stehen. Der Nickerl ließ es auf die Leiste über sein Bettchen stellen. Und dort stand es, bis die Nadeln begannen zu fallen. Dann nahm es die Mutter heimlich weg, hackte es klein und legte es fast zärtlich auf das prasselnde Herdfeuer.

Ostern
    Als ich nach Emmaus zog
    A m Ostermontag, wenn der Gottesdienst vorüber ist und im Waldlande die Leute beim Mittagsmahle sitzen, kommt es vor, dass einer sagt: »Heut ist Ostermontag, heut sollen wir nach Emmaus gehen.« Und fast allemal entgegnet ein anderer: »Nach Eb’naus gehen, das ist bei uns im Gebirg’ eine Kunst.« Aber der strenge Hausvater weist ihn dann zurecht: »Red gescheit! Heilige Sach’ ist kein Spaß!«
    Am Vormittag haben sie es bei der Predigt gehört, dass nach dem Tode Jesu die Jünger gar vereinsamt und betrübt umhergegangen seien, immer nur an den Herrn und Meister denkend, der ein paar Tage früher gekreuzigt und begraben worden war. Und als sie die Straße entlanggingen, die nach Emmaus führte, da begegnete ihnen der Gekreuzigte leibhaftig und grüßte sie: »Der Friede sei mit euch!«, alsodass sie wussten, er ist von den Toten auferstanden. – Dessen gedenkt man im Waldlande frommen Sinnes und sei es nun auf der Bergstraße oder im Tale draußen, irgendwo steht doch ein Wirtshaus und das ist das Emmaus, nach welchem man an diesem Tage pilgert. – Jenem, der still beschaulich zwischen den grünenden Saaten dahinschreitet, unter dem Gesange der Vögel, die auf den treibenden Zweigen sich schaukeln, und der in den milden Sonnenäther des Himmels aufschaut, Sehnsucht im Herzen, dem begegnet der Auferstandene mit dem Gruße »Der Friede sei mit dir!« – Jenen, die nach ernsten Berufsarbeiten zur feiertäglichen Erholung in heiterer Geselligkeit dem Wirtshause zuwandeln, sei es Freund mit Freund, sei es Bursche mit Mädchen in sittsamer Zuneigung, sei es der Geigenspieler und der Pfeifenbläser zur hellen Osterfreudigkeit, denen begegnet der Herr und grüßt sie: »Der Friede sei mit euch!« – Dem aber, der mit frömmelnder Miene, Schlimmes sinnend, nach »Emmaus« schleicht, dem begegnet der Heiland nicht – doch möglicherweise etwas anderes.
    Zur Zeit, als ich ein Knabe von etwa zehn Jahren war, wollte mein Vater einmal in der Fastenzeit einen eingewanderten herumlungernden Tagwerker aufnehmen; es gab zu solcher Zeit eigentlich nicht mehr Arbeit in der Wirtschaft, als wir mit unserem Gesinde selbst verrichten konnten, doch mein Vater meinte: »Arbeitet er schon nicht viel, so soll er uns wenigstens fasten helfen. Wo will er denn sonst hingehen, jetzt? Hat auch schon einen grauen Bart.«
    »Ist selber schuld«, antwortete die Mutter, »warum rasiert er sich nicht. Der Tritzel gefällt mir nicht, sie sagen ja, er wäre schon einmal eingesperrt gewesen.«
    »Musst nicht alles glauben, was sie sagen. Die Leut’ tun alleweil gern andere noch schlechter machen, als sie selber sind.«
    »Und der Tritzel gefällt mir nicht«, wiederholte die Mutter, »er hat einen krummen Blick.«
    »Einen krummen Blick hat er, weil er schielt«, sagte der Vater, »und fürs Schielen kann der Mensch nicht.«
    »Da hast freilich wieder recht«, darauf die Mutter, »und wenn er jetzt im Märzen keinen anderen Platz findet und er auf der freien Weid’ müsste liegen, da mögen wir ihn doch lieber nehmen.«
    Also war es verabredet worden. Aber bei der Aufnahme konnte mein Vater nicht unterlassen, den Tagwerker zu fragen: »Bist du nicht einmal im Gefängnis gesessen?«
    »Ja, das ist gewiss«, antwortete der Tritzel.
    »Was hast denn angestellt?«
    »Schon etwas der Müh’ wert, das magst dir denken,

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