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Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Titel: Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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eine Hand: »Weg nach Maria Zell.«
    »Wenn du nach Zell gehst, so wirst du die größte Kirche und die kleinste Kirche sehen«, sagte mein Vater, »die größte finden wir heut auf den Abend, zur kleinsten kommen wir jetzt. Schau, dort unter der Steinwand ist schon das rote Türmlein.«
    Das Wirtshaus war freilich viel größer als die Kirche; in demselben stärkten wir uns für den noch dreistündigen Marsch, der vor uns lag.
    Dann kamen wir an der gezackten Felswand vorüber, die hoch oben am Berge steht und die »Spieler« genannt wird. Drei Männlein sitzen dort oben, die einst in der Christnacht hinaufgestiegen waren, um Karten zu spielen. Zur Strafe sind sie in Stein verwandelt worden und sie spielen heute noch.
    Die Straße ist besät mit Wegkreuzen und Marienbildern; wir verrichteten vor jedem unsere Andacht und dann schritten wir wieder vorwärts, wohl etwas schwerfälliger als gestern, und im Rockschosse meines Vaters schlug fort und fort das unbekannte Ding hin und her.
    Neben uns rauschte ein großer Bach, der aus verschiedenen Schluchten, zwischen hohen Bergen, hervorgekommen war. Die Berge waren hier gar erschrecklich hoch und hatten auch Gemsen.
    »Jetzt rinnt das Wasser noch mit uns hinaus«, sagte mein Vater, »pass auf, wenn es gegen uns rinnt, nachher haben wir nicht mehr weit nach Zell.«
    Wir kamen nach Gusswerk. Das hatte wunderprächtige Häuser, die waren schön ausgemeißelt um Türen und Fenster herum, als ob sich die Steine schnitzen ließen wie Lindenholz. – Und da waren ungeheure Schmieden, aus deren finsterem Innern viel Lärm und Feuerschein herausdrang.
    Als wir hinter dem letzten Hammerwerk hinaus waren und sich die Waldschlucht verengte, dass kaum Straße und Wasser nebeneinander laufen konnten – siehe, da war das Wasser so klar und still, dass man in der Tiefe die braunen Kieselsteine sah und die Forellen – und das Wasser rann gegen uns.
    »Jetzt, mein Bübel«, sagte der Vater, »jetzt siehst bald den Zellerischen Turm.«
    Wir beschleunigten unsere Schritte, stiegen die letzte Höhe hinan und hatten nun auf einmal den großen Markt vor uns liegen und inmitten, hoch über alles ragend und von der abendlichen Sonne beschienen, die Wallfahrtskirche.
    Wir taten wie alle anderen auch – auf den Knien rutschten wir zum Gnadenbilde hin und ich wunderte mich nur darüber, dass der Mensch auf den Knien so gut gehen kann, ohne dass er es gelernt hatte.
    Wir besahen an demselben Abende noch die Kirche und auch die Schatzkammern. An den gold- und silberstrotzenden Schreinen hatte ich lange nicht die Freude wie an den unzähligen Opferbildern, welche draußen in den langen Gängen hingen. Da gab es Feuersbrünste, Überschwemmungen, Blitzschläge, dass es ein Schreck war. Es ist kaum eine Not, ein menschliches Unglück denkbar, das in der Zellerkirche nicht zur bildlichen Darstellung gekommen wäre.
    Wir stiegen auch auf den Turm; das war unerhört weit hinauf in den finsteren Mauern und wie oft mochte der Rockschoß meines Vaters hin und her geschlagen haben, bis wir oben waren! Und endlich standen wir in einer großen Stube, in welcher zwischen schweren Holzgerüsten riesige Glocken hingen. Ich ging zu einem Fenster und blickte hinaus – was war das für ein Ungeheuer? Eine Kuppel der Nebentürme hatte ich vor Augen. Und, du heiliger Josef! Wo waren die Hausdächer? Die lagen unten auf dem Erdboden. – Dort auf dem weißen Streifen krabbelte eine Pilgerschar heran. Als der Türmer dieselbe gewahrte, hub er und noch ein zweiter an, den Riemen einer Glocke zu ziehen. Diese kam langsam in Bewegung, der Schwengel desgleichen, und als derselbe den Reifen berührte, da gab es einen so gewaltigen Schall, dass ich meinte, mein Kopf springe mitten auseinander. Ich schmiegte mich wimmernd an meinen Vater, der war so gut und hielt mir die Ohren zu, bis die Pilgerschar einzog und das Läuten zu Ende war. Nun sah ich, wie die beiden Männer vergeblich an den Riemen zurückhielten, um die Glocken zum Stillstand zu bringen; hilfsbereit sprang ich herbei, um solches auch an einem dritten niederschlängelnden Riemen zu tun – da wurde ich schier bis zu dem Gebälke emporgerissen.
    »Festhalten, festhalten!«, rief mir der Türmer zu. Und endlich, als die Glocke in Ruhe und ich wieder auf dem Boden war, sagte er: »Kleiner, kannst wohl von Glück sagen, dass du nicht beim Fenster hinausgeflogen bist!«
    »Ja«, meinte mein Vater, »könnt denn da in der Zellerkirchen auch ein Unglück

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