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Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Titel: Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Hintere gilt heute nicht, das ist noch von der Schul’ her.«
    »Wollen einmal sehen, was ihr in eurer Schule für ein Diktando habt«, sprach der Dechant und las laut die Schrift auf der Rückseite der Tafel: »Edel sei der Mensch, hilfreich und gut, das allein unterscheidet ihn von anderen Geschöpfen.«
    Sie neigten die Köpfe und der Dechant murmelte: »Nicht übel! Nur schade, dass es von einem alten Heiden ist.«
    Damit war die Prüfung beschlossen. Die Herren hatten sich zusammengestellt und sprachen leise miteinander. Der Pfarrer schüttelte die Achseln und machte mit den ausgebreiteten Händen eine Geste, die wir erst verstanden, als er sich zu uns wendete und sprach: »Liebe Kinder! Wir sind mit euch sehr zufrieden. Ihr habt auch Belohnungen verdient, aber ihr müsst warten, wir haben heute schon alle ausgegeben; sie werden euch nachgeschickt werden. Fahrt nur so fort, lernet fleißig und vergesset die Gebote Gottes und der heiligen Kirche nicht.«
    Und dann konnten wir gehen. Der alte Michel machte vor den Herren noch seine ehrerbietige Verneigung und ging mit uns. An der Tür soll ihm im Vorübergehen der »Schulvater« ins Ohr geraunt haben: »Die anderen haben es nicht halb so gut gemacht!«
    Hernach standen wir auf dem Kirchplatze noch ein bisschen so herum; endlich fand unser Schulmeister, dass es Zeit sei, den Heimweg anzutreten. Die Wohlhabenden kauften noch im Bäckerladen je eine Semmel, wir anderen erquickten uns unterwegs an frischen Quellen und stellten Mutmaßungen an, wann wir die Prämien nachgeschickt erhalten und worin sie bestehen würden. Der alte Schulmeister nahm aus seiner Dose eine Prise um die andere und schwieg.
    Auf die Prämien warten wir noch heute.

Allerheiligen (1. November)
    Als ich das Ofenhückerl war
    W arum es so frostig wird heutzutage? Warum wir gefroren sind? Weil wir keinen ordentlichen Ofen mehr bauen können. So recht gemütlich ist nur der große, breite, behäbige Kachelofen mit seinen grünen oder braunen Augenreihen, mit seinem Holzgeländer und seiner Ofenbank. Die Ofenbank, wo die Kindheit und das Alter hocken, das Enkelein und die Großmutter – und die alten Märchen!
    Daheim in meinem Vaterhause, da stand so einer! Ganz hinten in der linken Stubenecke, wo es immer etwas dunkel war. Über der breiten Ofenbank, die sich um ihn herumzog, war eine Reihe viereckiger Plattkacheln und darüber in weißem Lehm eingefügt die runden Kacheln mit hervorquellenden Bäuchen, in welchen sich die lichten Stubenfenster mit ihren Kreuzen spiegelten. Der Ofen strebte breit auf und wölbte sich oben in Kacheln sachte zusammen. Wenn man fragte, wie alt er sei, so antwortete der Vater: »Mein Ähndl wird ihn haben setzen lassen oder der Urähndl.« Freilich wurde jeder kleine Schaden an ihm sofort verkleistert und mit weißem Lehm übertüncht, freilich wurden ihm fast alle Samstage die großen Augen gewaschen, sodass er immer jung und frisch in die Stube schaute. Umfriedet war er von dem leiterartigen Geländer, an das die Mutter unsere frisch gewaschenen Hemden zum Trocknen hing. Denn warm war es bei diesem Ofen immer, selbst im Sommer, wo sonst der Brunnentrog warm und der Ofen kalt zu sein pflegt. Er wurde überhaupt nie kalt und es mochte sein, wie es wollte, es mochte regnen oder schneien oder winden – auf der Ofenbank war’s immer gut. Und wenn draußen der Sturm toste in den alten Fichten und der hölzerne Hirsch an der Wand klapperte und wenn die Blitze zuckten, dass die ganzen Berge über dem Graben drüben grün und gelb waren, und wenn der Donner schmetterte, als breche schon der Dachstuhl nieder mitsamt dem Giebel und seinen Schwalbennestern, da dünkte mich die Ofenbank der sicherste Ort, wohin das Verderben so leicht nicht reichen könne. Kurz, die Ofenbank war mir der trauteste Mittelpunkt des heimatlichen Nestes. Lange Zeit hatte ich mein Bett auf derselben. Ich lag auf der Ofenbank, als ich so klein war, dass im Munde noch der »Zutzel« und zwischen den Beinen noch die Windel stak; ich lag auf der Ofenbank, als ich so krank war, dass die Mutter mich dem Himmel gelobte, wenn er mich nicht zu zeitlich nähme (das wurde später rückgängig gemacht, weil das Geistlichwerden Geld kostete). Ich lag auf der Ofenbank, als ich so dumm war, allmorgendlich die Oberlippe mit Seife einzureiben, damit der Schnurrbart endlich wachse. Ich lag auf der Ofenbank viel später, als der Bruder Jakob mir den Bart wegkratzte, weil er mir zuwider war. Und wenn ich in früheren

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