Als ich unsichtbar war
schon fast in ihr Herz geschlossen haben, aber dennoch graut mir vor dem Moment, mich von Kojak verabschieden zu müssen.
Ich habe es immer vor mir hergeschoben, meine Eltern in unsere Pläne einzuweihen, da diese vorher ganz konkret sein sollten. Jetzt sind sie es endlich. In ein paar Wochen kommt Joanna über Weihnachten nach Südafrika, und danach fliege ich zusammen mit ihr zurück nach England. Deshalb kann ich das Unausweichliche nicht länger hinauszögern, und ich habe vor, meinen Eltern noch heute Abend zu sagen, dass ich Joanna einen Heiratsantrag machen möchte, sobald sie hier ist.
»Ich möchte mit euch reden«, sage ich ihnen, als wir zu dritt im Arbeitszimmer an unseren Tischen sitzen.
Erwartungsvoll schauen sie mich an, und ich denke an all die Stunden, die wir zusammen in diesem Zimmer verbracht haben. Zuerst haben wir nach Kommunikationsgeräten gesucht, und danach haben wir sie ausprobiert. Später war das Arbeitszimmer vollgestopft mit Pappkartons voller Gerätschaften, und ich schaute zu, wie meine Eltern geduldig Software auf dem Computer installierten. Ich erinnere mich an meine Verwunderung, als mir klar wurde, dass ich bald in der Lage sein würde, ganz viele Wörter zu sagen, und an all die Monate, in denen meine Mutter hier Stunden um Stunden, Wochen um Wochen mit mir saß und mir half, das Kommunizieren zu lernen, und an die Begeisterung, die Mam und Dad elektrisierte, als sie zuschauten, wie ich behutsam genügend viele Symbole anklickte, um zum ersten Mal einen ganzen Satz zu sagen.
Beide waren furchtbar stolz, als mir der Job im Gesundheitszentrum angeboten wurde, und als sie erfuhren, dass ich an dem Universitätskurs teilnehmen durfte. Bei jedem kleinen Schritt auf meiner Reise in die große Welt waren sie an meiner Seite: Sie begleiteten mich zu Kongressen, Konferenzen und Meetings, füllten Formulare aus und halfen mir bei Reisen; sie hörten sich Vorlesungen mit an, standen neben mir, wenn ich Leuten vorgestellt wurde; sie sprachen mir Mut zu, wenn ich aufgeben wollte, und sie feierten meine Erfolge. Außerdem kümmerten sie sich Tag für Tag um jedes einzelne meiner täglichen Bedürfnisse, egal ob zu Hause oder unterwegs. Statt in einen behaglichen mittleren Lebensabschnitt hinüberzugleiten, widmeten sie sich der Aufgabe, für mich zu sorgen, und ich kann nur hoffen, dass sie Verständnis dafür haben, wenn ich sie jetzt verlasse.
Nach meiner Rückkehr aus England habe ich beobachten können, wie ihre Vorbehalte bezüglich Joanna langsam schwanden. Sie sehen jetzt ein, dass unsere Beziehung echt ist, und sie sind froh, dass ich jemanden gefunden habe, den ich gernhaben kann. Meine Mutter sagte mir, sie habe mich noch nie so glücklich gesehen. Meine Eltern erkundigen sich nach Joanna, chatten manchmal mit ihr über Internet, und sie freuen sich darauf, sie Weihnachten bei uns zu haben. Jetzt hoffe ich nur noch, dass sie sich auch freuen werden, sie auf Dauer in unserer Familie willkommen heißen zu können. Und ich hoffe auf ihr Verständnis, dass ich sie verlassen muss, um ein neues Leben, ein Leben mit Joanna, zu beginnen.
»Worum geht es?«, fragt Mam, während sie und Dad sich neben mich setzen. »Ist etwas passiert?«
Ich habe etwas vorbereitet, das ich ihnen sagen möchte, und sie schauen mir zu, wie ich den Knopf drücke, der die Mitteilung auf dem Bildschirm erscheinen lässt.
»Es gibt da etwas, das ich euch verkünden möchte, und ich hoffe, es macht euch glücklich«, lesen sie.
Keiner von beiden sagt ein Wort, während sie sich in das vertiefen, was ich ihnen mitteilen möchte.
»Wie ihr wisst, lieben Joanna und ich uns sehr, aber es gibt da noch etwas, das ihr erfahren müsst. Wenn Joanna im Dezember zu uns kommt, werde ich sie fragen, ob sie mich heiraten will, und wir haben vor, nach Weihnachten gemeinsam nach England zu gehen. Wir haben monatelang darüber geredet, und ich weiß, dass es der richtige Schritt für mich ist. Ich hoffe, ihr freut euch für mich.«
Ich greife in meine Tasche und hole den Ring heraus, den ich für Joanna habe anfertigen lassen. Meine Eltern starren ihn an, und einen Moment lang verschlägt es ihnen die Sprache.
»Der ist wunderschön!«, sagt Mam schließlich. »Oh, Martin! Das ist fantastisch!«
Sie beginnt zu lachen, und mein Vater lacht auch. Ich bin unglaublich erleichtert.
»Gratuliere, Junge!«, sagt Dad und legt den Arm um mich. »Das ist wirklich eine tolle Nachricht.«
Er beugt sich zu mir herüber. »Wir sind
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