Als Lassiter die Furie zähmte
Wallach verschwunden, der den Kopf nach ihr drehte. In diesem Moment wäre Lassiter gern an seiner Stelle gewesen.
Er wandte sich an den Alten, behielt aber aus den Augenwinkeln den Wallach im Blick, unter dessen Bauch nur die Beine des Mädchens zu sehen waren.
»Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wer ihr seid«, murmelte er.
Der Blick des Alten blieb misstrauisch. »Dass du nicht für Sturgess reitest, glaube ich dir ja«, krächzte er. »Aber vielleicht bist du ein verkappter Sternträger.«
»Musst du das Gesetz fürchten?«
Der Alte kniff die Augen zusammen. »Weshalb, meinst du, lasse ich es zu, dass sich meine Tochter mit mir in dieser trostlosen Gegend herumtreiben muss?«
»Du wirst mir nicht sagen, was du auf dem Kerbholz hast?«
»Ich hab einen Mann getötet«, sagte er, nachdem er eine Weile geschwiegen hatte.
»Und weshalb und wie?«
»Er war dabei, Shauna in unserer Scheune zu vergewaltigen. Er hatte abgewartet, bis sie allein auf der Farm war. Aber ich hatte was vergessen und kehrte zurück. Als ich das Gewehr auf ihn richtete und sagte, dass er von ihr ablassen und verschwinden solle, hat er nach dem Revolver gegriffen. Da hab ich ihn erschossen.«
»Das war Notwehr. Dafür kommt man nicht mal ins Gefängnis.«
»In diesem Fall hätte man mich aufgehängt. Der Junge hieß nämlich Joel Sturgess und war Brandon Sturgess’ Sohn.«
»Du hast mir immer noch nicht gesagt, wer dieser Sturgess ist.«
»Er ist der King im Santa Cruz Valley. Ihm gehört im Pima County jenseits des Santa Cruz River die Twin Buttes Ranch.«
Von ihr hatte Lassiter schon gehört. Er hatte nur nicht gewusst, dass ihr Besitzer Sturgess hieß.
»Sturgess lässt also Jagd auf euch machen. Wie lange schon?«
»Seit etwa einem halben Jahr.«
»Und er konnte euch bisher nicht erwischen?«
Der Alte grinste. »Wir hatten Glück, dass man uns im Madera Canyon leben ließ. Wahrscheinlich hat Shauna Judd Coolidge leid getan, denn sonst lässt er nur Leute in seinen Canyon, die ihren Aufenthalt bezahlen können.«
Lassiter bemühte sich, seine Erregung nicht nach außen zu zeigen.
»Unsere Farm hat sich Sturgess unter den Nagel gerissen. Dort hausen jetzt die Männer, die er bezahlt, um auf uns Jagd zu machen.«
»War es dann nicht gefährlich für euch, den Canyon zu verlassen?«
»Schon, aber wir wollten uns endlich ein Pferd für Shauna besorgen.« Er hob den Kopf und blickte zu dem grauen struppigen Wallach hinüber. »Hat ja leider nicht geklappt.«
»Gibt es im Madera Canyon nicht genug Pferde?«
»Schon. Aber dafür hätte Shauna – wir haben nämlich kein Geld.«
Lassiter wusste, was der Alte hatte sagen wollen.
»Du hast mir immer noch nicht euren Namen genannt.«
»Ich bin Joshua Gilchrist. Shaunas Namen kennst du ja schon.«
Lassiter sah, dass sich das Mädchen umgezogen hatte. Sie kam hinter dem Wallach hervor. In den Händen hielt sie ihr klatschnasses Zeug. Sie hatte die fein geschwungenen vollen Lippen zusammengepresst und der große Mann hoffte, dass sie sich endlich eingekriegt hatte. Doch da hatte er sich getäuscht.
»Hast du gequatscht, Dad?«, fragte sie, als sie bei ihnen war.
Josh Gilchrist nickte. »Ich glaube, wir können ihm vertrauen.«
»Hast du vergessen, dass er mich ins Wasser geschmissen hat?«
»Mann, Shauna, nun hör endlich auf. Die Abkühlung hast du nötig gehabt. Vergiss nicht, dass wir sein Pferd klauen wollten.«
»Dann lass uns endlich von hier verschwinden, Dad«, sagte sie gepresst. Sie blickte den großen Mann an. »Wir werden jetzt unsere Waffen holen und dich wieder allein lassen.«
Lassiter grinste schmal. »Deinem Vater würde ich ja vertrauen, aber bei dir bin ich mir nicht sicher. Du bleibst bei mir, während Josh sein Pferd holt. Dann sehen wir weiter.«
»Ich soll mit dir allein zurückbleiben?«, rief sie wütend. »Ihr Kerle seid doch alle gleich!«
»Ich werde mich hüten, mit einer Furie wie dir etwas anzufangen. Wenn du mich in Ruhe lässt, lasse ich dich auch in Ruhe.«
Sie schnappte nach Luft.
»Du eingebildeter Affe!«, stieß sie dann hervor.
Joshua Gilchrist hatte sich erhoben. Er packte das Mädchen am Arm und riss es herum. »Hör endlich auf, Shauna!«, brüllte er sie an. »Du gehst nicht nur ihm auf den Geist, sondern auch mir! Ich hole jetzt unser Pferd und du benimmst dich anständig, während ich weg bin.«
»Sag ihm das und nicht mir!«, fauchte sie noch, riss sich von ihm los und ging zu dem angehobbelten Wallach hinüber, in
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