Als Lassiter die Furie zähmte
kommt hinüber zum Teich. Wir haben noch eine Menge miteinander zu bereden.« Er wartete ihre Antwort nicht ab und ritt zurück zur Senke, wo noch die Waffen der Gilchrists lagen.
***
Er sah ihr erstauntes Gesicht, als sie mit ihrem Pferd zurückkehrten und sie die Leine sah, die er an der Felswand gespannt hatte und auf der ihre nassen Sachen zum Trocknen hingen. Die Sonne schien schon eine ganze Weile darauf und Lassiter vermutete, dass sie bald trocken waren, sodass sie ihm seine Sachen zurückgeben konnte.
Röte stieg in ihr Gesicht, als sie sah, dass er ihre Sachen nicht nur aufgehängt, sondern vorher auch im Wasser des Teichs vom Dreck befreit hatte. Die rote Schleife ihres Leibchens leuchtet in der Sonne, daneben hing ihre lange Unterhose mit den Rüschen am Bündchen und dem Schlitz zwischen den Hosenbeinen.
»Von deiner Großmutter?«, fragte er grinsend. Er hatte sich auf einen runden Felsstein gehockt
Sie antwortete ihm nicht, ging zur Leine, riss die Sachen herunter und verschwand damit hinter den Pferden.
Joshua Gilchrist setzte sich neben ihn. »Danke, Mister«, sagte er. »Ohne dich wäre ich jetzt wahrscheinlich tot, und Shauna hätten sie etwas Schlimmes angetan, bevor Sturgess sie nach Mexiko in ein Bordell verkauft hätte.«
»Hat er euch das angedroht?«
Der Alte nickte. »Aber Shauna weiß es nicht. Sag ihr bitte nichts davon.« Er schaute den großen Mann mit seinen grauen Augen nachdenklich an. »Ich würde gern wissen, wer du bist und warum du hier herumreitest, wenn du nicht hinter uns her bist.«
Lassiter schaute zu den Pferden hinüber. Shauna trug wieder ihre engen Jeans und ihre Bluse. Lassiters Sachen hatte sie über den Sattel des Wallachs geworfen. Sie schnallte sich gerade einen Revolvergurt um. Er hatte dem Toten gehört. Lassiter hatte gar nicht bemerkt, dass sie ihn mitgebracht hatte. Das Holster war jedoch leer.
»Komm her, Shauna!«, rief der Alte hinüber.
Diesmal gehorchte sie ohne Widerrede. Sie schien froh zu sein, dass sie wieder ihre eigenen Sachen tragen konnte. Sie hockte sich neben ihren Vater, und ihre grünlichen Augen schienen den großen Mann aufzufordern, damit herauszurücken, was er ihnen sagen wollte.
»Mein Name ist Lassiter«, begann er. »Ich bin nicht hinter euch her, sondern hinter jemand anderem.«
»Also doch ein Sternträger!«, flüsterte das Mädchen. »Dann sind wir verloren, Dad!«
»Nun mal langsam mit den schnellen Pferden, Shauna«, sagte Lassiter. »Dein Vater hat mir erzählt, weshalb Sturgess’ Männer hinter euch her sind. Vor einem neutralen Gericht würde man Josh vom Vorwurf des Mordes freisprechen.«
»Mit mir als Zeugin? Da kann ich nur lachen, Mister Lassiter! Man würde mich gleich neben Dad aufhängen! Dafür würde Brandon Sturgess schon sorgen!«
»Wenn du davon überzeugt bist, kannst du ja den Rest deines Lebens im Madera Canyon zwischen Mördern, Bankräubern und Pferdedieben verbringen.«
»Was anderes wird mir auch nicht übrig bleiben, verdammt!«
»Beruhige dich, Shauna«, sagte der Alte. »Lass Lassiter erst mal erzählen. Wer ist der Mann, hinter dem du her bist?«
Er schaute sie an und fragte sich, ob er einen Fehler beging, wenn er sich ihnen öffnete. Wenn Shauna davon überzeugt war, dass nichts und niemand sie davor bewahren konnte, für die nächsten Jahre ein Leben zwischen Banditen führen zu müssen, dann würde sie zu Judd Coolidge und den anderen halten. Dann würden sie und ihr Vater eher eine Gefahr als eine Hilfe für ihn sein.
Er entschloss sich, das Risiko einzugehen.
»Ray Downey«, sagte er. Er wollte schon fragen, ob sie den Namen schon mal gehört hatten, aber das brauchte er nicht mehr, denn Shauna Gilchrist war heftig zusammengezuckt und ihr hübsches Gesicht war plötzlich gerötet und verzerrt.
»Hab ich richtig gehört?«, krächzte der Alte. »Hast du Ray Downey gesagt?«
»Ja.«
»Beschreib mir den Kerl.«
Lassiter tat es, obwohl er sich bereits sicher war, dass er hier einen Volltreffer gelandet hatte. Er sah, wie Shaunas Lippen zu zittern begannen. Der Blick, mit dem sie Lassiter anschaute, war nun ganz anders. Er las keine Feindschaft mehr in ihm.
»Ihr kennt ihn also«, murmelte er.
Sie sahen sich eine Weile an. Dann nickte Shauna ihrem Vater zu.
»Downey ist vor etwa zwei Wochen in den Madera Canyon gekommen«, sagte Joshua Gilchrist.
»Hatte er keine Schwierigkeiten, von Judd Coolidge akzeptiert zu werden?«
»Nein, er hatte Geld bei sich. Zehntausend Dollar,
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