Als Lassiter die Furie zähmte
schien ihn zu überraschen. Es dauerte ein paar Sekunden, doch dann nickte er.
»Ich bin der Mann, der Chingo in Tucson zur Flucht verholfen hat«, sagte Lassiter. Er sprach weiter Spanisch, das der Apache gut zu verstehen schien. »Ich bin hier, weil ich einen Mann suche, der sich im Madera Canyon verkrochen hat. Er ist ein Mörder. Ich will ihn an den Galgen bringen.«
Immer noch lief Blut aus der klaffenden Wunde an der Schläfe des Apachen. Lassiter erhob sich, bückte sich neben seinem Sattel und holte aus der Satteltasche Verbandszeug und eine kleine flache Metallflasche hervor, in der sich Whisky befand. Als er sich dem Apachen näherte, wollte der sich zur Seite werfen. Lassiter hielt ihn an der Schulter fest und knurrte: »Halt still, verdammt!« Er hatte Englisch gesprochen und diesmal schien der Bursche ihn verstanden zu haben. Er ließ es zu, dass Lassiter ihm das Blut aus dem Gesicht wischte, und stieß einen kehligen Schmerzlaut aus, als der Whisky über die klaffende Wunde rann.
Lassiter nahm ihm das rote Stirnband ab und legte ihm einen Verband um den Kopf an, den er am Hinterkopf verknotete, bevor er ihm wieder das rote Stirnband umlegte und ihm half, sich hinzusetzen.
Er hockte sich vor ihn hin.
Der Hass in den schwarzen Augen des Apachen schien erloschen, doch sein Misstrauen war geblieben. Offenbar erwartete er von einem Weißen grundsätzlich nichts Gutes. Er fragte sich in diesem Moment wahrscheinlich, was der weiße Mann mit ihm vorhatte.
»Warum seid ihr noch hier?«, fragte er. »Die Armee jagt euch. Die Soldaten werden euch töten. Warum geht ihr nicht zurück nach Sonora, wo ihr in den Bergen sicher seid?«
»Der Madera Canyon, wie du ihn nennst, ist unsere Heimat«, presste er kehlig hervor. Es waren die ersten Worte, die er sprach. Sein Spanisch hörte sich seltsam an, doch Lassiter verstand ihn gut. »Die Weißen haben die Gräber unserer Ahnen geschändet, dafür werden sie sterben.«
»Ihr wisst, dass es gefährliche Männer sind? Die meisten von ihnen würden aufgehängt oder ins Zuchthaus gesteckt werden, wenn die Gesetzesmänner sie erwischen.«
»Warum holt ihr sie dann nicht heraus?«
Lassiter grinste schmal. »Aus dem gleichen Grund, aus dem auch ihr euch nicht hineinwagt. Es würde zu viele Tote geben. Ich könnte dich gehen lasen. Aber dann würdest du mir deine Brüder auf den Hals hetzen, oder?«
Er schwieg und starrte den großen Weißen nur an.
Erst nach einer ganzen Weile sagte er. »Ich könnte drei Tage warten, ehe ich Marete von dir berichte. Chingo hat von dir erzählt. Marete würde dich am Leben lassen, aber alle anderen töten.«
Lassiter starrte ihn an. Er wusste, dass es die letzten Worte des Apachen waren. Er hatte keine andere Wahl, als den Vorschlag zu akzeptieren. Die andere Möglichkeit, ihn jetzt und hier zu töten, barg noch größere Risiken, denn es konnte gut sein, dass seine Brüder nach ihm zu suchen beginnen würden, wenn er nicht zu ihnen zurückkehrte.
Er nickte, griff dem Apachen unter die Schulter und half ihm auf die Beine.
»Du hast mir immer noch nicht deinen Namen genannt«, sagte er.
»Du mir auch nicht.«
»Ich heiße Lassiter.«
»Mateo.«
Den Namen hatte Lassiter schon mal im Zusammenhang mit Geronimo gehört. Er fragte den Apachen danach.
»Geronimo ist mein Onkel. Aber ich bin bei Marete, weil ich seine Tochter zur Frau genommen habe.«
»Gut, dann geh.«
»Du nimmst mir die Fessel nicht ab?«
»Ich gehe mit dir zu deinem Pferd«, sagte Lassiter.
Der Apache ging los. Trotz der auf den Rücken gefesselten Hände bewegte er sich geschmeidig und hatte keine Mühe, das Gleichgewicht zu bewahren. Den Schlag auf den Kopf hatte er offenbar gut verdaut.
Ein paar Minuten später sah Lassiter den gefleckten Mustang vor sich. Erst jetzt war er sicher, dass Mateo der Apache war, den er am gestrigen Tag unten in der Senke gesehen hatte.
Er zog das Messer des Apachen hervor, zerschnitt den Lederriemen und warf ihm das Messer zu, das Mateo geschickt auffing. Dann warf sich der Apache aus dem Stand auf den Rücken des Mustangs, nahm die hängenden Zügel auf und ritt davon, ohne sich noch einmal nach dem großen weißen Mann umzusehen.
***
Er hatte seinen Beobachtungsposten verlassen, weil er für die Apachen nicht zu leicht zu finden sein wollte, und hatte sich in einen Einschnitt der Felswand zurückgezogen, der knapp dreihundert Yards von der Senke entfernt lag. Zum Glück brauchte er nicht lange zu warten. Es war etwa
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