Als Lassiter die Furie zähmte
getötet hatten, folgen sollten. Doch auch sie mussten die Hufabdrücke des unbeschlagenen Ponys gesehen haben. Schließlich setzten sie sich in die Richtung in Bewegung, aus der sie gekommen waren.
Lassiter entspannte sich. Er hoffte auf eine ruhige Nacht. Die einzige Sorge bereitete ihm der Apache, und wenn er nicht den struppigen Wallach bei sich gehabt hätte, wäre er wahrscheinlich sicherheitshalber für die Nacht aus dieser Gegend verschwunden.
***
Das Schnauben des Wallachs hatte ihn geweckt. Er war sofort hellwach und erhob sich lautlos von seinem Lager, den Remington bereits in der Faust. Er lauschte eine Weile und witterte in die Richtung, in die die aufgestellten Ohren des Wallachs zeigten. Er sah, dass der Graue den Kopf hochwarf, war mit ein paar Schritten bei ihm und hielt ihm die Nüstern zu. Als er sicher war, dass der Wallach ihn verstanden hatte und keinen Laut mehr von sich geben würde, huschte er zu seinem Sattel zurück und drapierte die Decke so, dass es aussah, als würde ein Mensch darunter liegen. Dann huschte er zu dem Pferd zurück und kauerte sich hinter ihm an die Felswand.
Die Nacht war dabei zu sterben. Im Osten war schon das erste Grau des kommenden Tages zu erkennen. Die Schatten würden sich bald auflösen, weil die Gestirne verblassten. Das war der Beginn der grauen Stunde, in der es keine Farben mehr gab und die Natur in einer Stille lag wie sonst zu keiner anderen Tageszeit und Nachtzeit.
Der Wallach warf plötzlich den Kopf hoch, schnaubte aber nicht. Im nächsten Moment war ein Schatten neben Lassiters Lager. Eine Hand erhob sich und raste auf das Deckenbündel zu.
Da war der große Mann schon auf den Beinen.
Der Wallach wieherte trompetend.
Lassiter war schon an ihm vorbei, und als der Schatten herumwirbelte, schlug er mit dem Lauf des Remington hart zu. Er hörte den dumpfen, hohl klingenden Laut, mit dem der Lauf auf den Schädel des Apachen traf.
Es schien, als hätte jemand ihm die Beine unter dem Körper weggeschlagen. Lassiter wollte noch zugreifen, um ihn aufzufangen, doch da war er schon zu Boden gestürzt. Er stellte den Stiefel auf das Handgelenk des Apachen, bückte sich und konnte ihm nur mit Mühe das Messer entwenden, um dessen Griff sich seine Finger wie eine Eisenklammer geschlossen hatten.
Der Schlag hatte dem Apachen das Bewusstsein geraubt. Lassiter sah im ersten grauen Licht der aufsteigenden Morgendämmerung, dass ihm aus einer klaffenden Wunde an der Schläfe Blut über die Wange lief. Rasch holte er eine Lederschnur aus der Gesäßtasche seiner Jeans und fesselte dem Bewusstlosen die Hände auf dem Rücken. Er tastete ihn nach weiteren Waffen ab, doch der Apache hatte nur das Messer bei sich gehabt.
Der Wallach schnaubte wieder heftig. Seine Hufe klapperten auf dem felsigen Boden und verursachten einen Höllenlärm, der auf eine Meile in der Runde zu hören sein musste. Lassiter hoffte, dass sich keine weiteren Apachen in der Nähe befanden.
Er war mit ein paar Schritten beim struppigen Wallach und beruhigte ihn. Er konnte das Pferd verstehen. Der bewusstlose Apache verbreitete einen strengen Geruch, der auch ihm unangenehm in die Nase stach.
Er hätte sich gern nach dem Pferd des Apachen umgesehen, doch es erschien ihm zu gefährlich, den Späher allein zurückzulassen.
So hockte er sich neben dem Bewusstlosen auf sein Lager und wartete geduldig, bis er wieder aufwachen würde. Tot war er nicht. Er hatte nach der Halsschlagader getastet und sie pochen gespürt.
Es war wieder etwas heller geworden. Im Westen jenseits des Santa Cruz Valleys begannen die Gipfel der Sierrita Mountains bereits rot im ersten Morgensonnenlicht zu glühen, als sich der Apache endlich wieder zu rühren begann. Eine Weile lag er noch bewegungslos, dann schien er gespürt zu haben, dass seine Hände auf dem Rücken gefesselt waren, und sein Kopf ruckte herum.
Schwarze, hasserfüllte Augen starrten den großen Mann an. Er zerrte an seinen Fesseln und wollte sich aufrichten, doch die auf ihn gerichtete Revolvermündung ließ ihn in seinen Bewegungen erstarren.
»Wie heißt du?«, fragte Lassiter ihn. »Gehörst du zu Maretes Bande?«
Der Apache hatte ihn nicht verstanden. Nur bei dem Namen Marete hatte es kurz in seinen schwarzen Augen aufgeleuchtet.
» Cómo te llamas? «, wiederholte er auf Spanisch. » Perteneces a la banda de Marete? «
Diesmal hatte er verstanden, doch er antwortete nicht.
» Conoces a Chingo? « Die Frage, ob er Chingo kennen würde,
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