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Als Mutter streikte

Als Mutter streikte

Titel: Als Mutter streikte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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magst, komme doch mit in unsere Kirche», sagte ich. «Da brennen immer viele Kerzen.»
    «Das kann man wohl sagen», sagte Vater. «Man hat den Eindruck, es sei immerzu Weihnachten.»
    «Geht ihr denn morgen früh?» fragte Gloria.
    «Natürlich.» Nichts konnte mich davon abhalten, in die Kirche zu gehen, wenn ich wußte, daß Mr. Chisholm auch da war.
    Gloria sah, als ich an diesem heißen Sommermorgen mit ihr zur Kirche ging, ganz reizend aus; ein kleiner Schleier bedeckte ihr Haar, und das Gesicht war ernst und gesammelt. Sie hätte selbst in der Westminster-Abtei Aufsehen erregt. In unserem kleinen Dorf in Derbyshire aber wirkte sie wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt. Die verheirateten Männer sahen sich verstohlen nach ihr um. Die unverheirateten standen einfach da und starrten.
    Ich war glücklich und stolz - nicht nur Glorias wegen. Gleich würde ich Mr. Chisholm sehen, und sicher würde er mich ansprechen, denn durch Mutters Weggang fehlte auf dem Sommerfest die Aufsicht beim Sackhüpfen.
    Wir gingen die lange Ulmenallee zur Kirche hinauf; der Wind fegte durch die Baumwipfel und trieb das Glockenläuten und das Gekrächze der Krähen hoch hinaus ins Blau des Himmels. Der ganze Morgen war ein einziger Jubelschrei.
    Dann betraten wir die Kirche und damit eine andere Welt.
    Hier war es kühl, dunkel und still. Vorn am Altar ging ein weißgekleideter Chorknabe herum und zündete die Kerzen an. Miss Buttle, die an ihrem Schriftenstand am Eingang beschäftigt war, blickte auf und lächelte uns zu. Wir nahmen in einer der vordersten Bänke Platz, und gleich darauf ertönte die Orgel, und der Gottesdienst begann.
    Die feierlichen Orgelklänge, die klaren jungen Stimmen des Chors, das Klingeln des Ministrantenglöckchens, das im Halbdunkel des Kirchenschiffs verhallte; das plötzliche Anschwellen des Gesangs, die rituellen Gesten des Pfarrers und der Altardiener, unter ihnen Mr. Chisholm in weißem Gewand - das alles war mehr, als ich ertragen konnte. Mir traten die Tränen in die Augen.
    Später, als der Gottesdienst vorüber war, gingen wir durch das Mittelschiff hinaus, und an der offenen Tür stand Mr. Chisholm! Ich nahm an, er wartete auf mich, um mich wegen des Sommerfestes zu fragen, aber er bemerkte mich kaum und übersah auch Miss Buttle, die offensichtlich mit ihm sprechen wollte. Er hatte nur Augen für Gloria. Ich stellte sie ihm vor, und er fragte sichtlich interessiert: «Werden Sie lange bei uns bleiben, Miss Perkins? Dann haben wir wohl auch die Freude, Sie am nächsten Samstag auf unserem Sommerfest zu sehen.»
    «Ich denke schon.»
    «Ja, da wäre es ja ganz reizend, wenn Sie, da uns Mrs. Kemble fehlt, liebenswürdigerweise die Aufsicht beim Sackhüpfen übernehmen würden. Meinen Sie nicht auch, Viola?»
    «Ach so, gewiß, ja», rang ich mir ab.
    «Dann also abgemacht.» Die beiden lächelten sich noch einmal zu, und ich wußte, daß in diesem Augenblick alle außer Gloria für ihn Luft waren.
    Draußen vor der Kirche sah ich mich nach Miss Buttle um, aber sie war verschwunden. Merkwürdig - wir sprachen sonst immer noch ein paar Worte zusammen nach dem Gottesdienst.
    Auf dem Heimweg war mir schrecklich zumute. So können Augenblicke der Hochstimmung wie Seifenblasen zerplatzen. Der Tag hatte so schön begonnen, jetzt schien er auch nur wieder ein Tag wie jeder andere zu sein: lang, leer und lastend. «Ich muß sagen, dieser Mr. Chisholm ist ein ganz reizender Mensch», sagte Gloria plötzlich.
    «Ja», seufzte ich.
     
    Der nächste Tag brachte eine Überraschung: Für Trubshaw kam eine Ansichtskarte aus Kairo, darauf stand: «Ist das nicht ein hübsches Kamel? Gestern bin ich auf so einem geritten. Viele Grüße und Küsse, Mutter.»
    Ich freute mich ganz unsinnig. Die Karte in der Hand, rannte ich hinauf ins Kinderzimmer und schrie: «Trubshaw! Sieh mal, eine Karte von Mutter mit einem Kamel drauf.»
    Trubshaw betrachtete die Karte ungerührt. «Das ist aber ein Dromedar», sagte er dann.
    «Trubshaw! Sie ist von Mutter! Komm, ich lese sie dir vor.»
    «Das sieht man doch an den Höckern», sagte Trubshaw.
    Es war auch ein Brief gekommen, für Mutter. Als Vater zum Frühstück herunterkam, sagte ich: «Trubshaw hat eine Ansichtskarte von Mutter bekommen, aus Kairo. Toll, was?»
    «Da steckt sie also», sagte Vater.
    «Sie schreibt, sie ist auf einem Kamel geritten.»
    «Miss Brown hat uns erzählt, daß man davon seekrank wird», warf Perse ein. «Sie hat dabei gekotzt.»
    Was für ein

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