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Als Mutter streikte

Als Mutter streikte

Titel: Als Mutter streikte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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überhört.
    «Ich muß jetzt weiter», sagte sie und hielt Vater die Wange zum Kuß hin. «Paß auf, daß du nicht mehr so viel wächst, das ist nicht gut für die Haltung», sagte sie, als sie mir die Hand zum Abschied gab. «Und denk an den Lidschatten, mein Kind», sagte sie zu Perse. Auf Trubshaw warf sie noch einen letzten Blick, murmelte: «Süß», winkte noch einmal und verschwand in die Clifford Street.
    «Wer war das?» fragte ich.
    «Gloria Perkins», sagte Vater. «Eine alte Freundin deiner Mutter.»
    «Sie ist wirklich wunderschön», sagte ich nachdenklich. «So schön wäre ich auch gern.»
    «Mein armes Kleines, das möchten wohl viele», sagte Vater liebevoll. Er meinte es sicher gut, aber irgendwie deprimierte mich das. Auf der Heimfahrt sagte ich dann: «Mir gefällt sie. Sehr sogar. Aber ich glaube nicht, daß sie besonders intelligent ist.»
    «Wer?»
    «Gloria.»
    Vater verlangsamte das Tempo und lehnte sich zurück. «Bei einem Mädchen wie Gloria», sagte er halblaut, und sein Blick hatte etwas Verträumtes, «wäre jeder Anflug von Intelligenz ein Makel.»
     

3
     
    Vater hatte jetzt auf einmal recht häufig in London zu tun. Mein Pech. Solange Mutter noch da war, war er nur selten dorthin gefahren. Und jetzt plötzlich, wo ich mich um alles zu kümmern hatte, fuhr er oft zwei- bis dreimal in der Woche.
    Immerhin, es ging schon besser. Ich hatte das Repertoire meiner Kochkünste um Schollen mit Kartoffelchips bereichert; manchmal ging ich auch in den verwilderten Garten und pflückte halbwilde Früchte, die ich zusammenkochte. Das ergab ein sauersüßes Gemisch, das Trubshaw herrlich fand. Im Garten träumte ich oft von dem Haus, in das ich eines Tages mit Clifton Chisholm einziehen würde. Es sollte genauso einen großen, verwahrlosten Garten haben wie die Pfarre hier. Und ich wollte dann darin herumgehen und Früchte pflücken für meine Lieben, und abends brachte ich Clifton in der Kühle des Hauses sein Essen, und der Sommer ginge nie zu Ende. Ich träumte den ganzen Tag, sogar wenn ich Scholle mit Kartoffelchips zubereitete. Mein Freund komme in seinen Garten, dachte ich, und esse von seinen edlen Früchten. Denn wenn ich auch sonst nicht übermäßig bibelfest war: das Hohelied Salomos kannte ich.
    «Viola!» Das war mein Vater.
    Ich ging hinüber in die dunkle Kühle seines Arbeitszimmers. «Komm, Kind, setz dich», sagte er freundlich.
    Ich horchte auf. Vater ist immer lieb und nett, aber im allgemeinen nicht ganz so zuvorkommend. Er beschäftigte sich eingehend mit seiner Pfeife. Dann sah er mit seinem immer ein wenig schiefen Lächeln zu mir herüber. «Ich mache mir Sorgen um dich, Vi.»
    Mein Staunen wuchs. Ich wußte aus Zeitschriften, daß sich viele Eltern heutzutage um ihre halberwachsenen Töchter sorgten. Aber meinetwegen brauchte sich nun wirklich niemand den Kopf zu zerbrechen, ich saß fest in der Küche und noch dazu auf dem Lande. Ich dachte nach. Nein - mein Gewissen war rein.
    Vater zündete seine Pfeife an und drückte den Tabak mit dem Finger fest. «Wie alt bist du jetzt, Viola?»
    «Siebzehn.»
    «Siebzehn.» Er seufzte. «Mit siebzehn - da müßtest du tanzen, Tennis spielen, ausgehen. Und was tust du statt dessen?»
    Ich schwenkte das Scheuertuch. «Scheuern. Aber das macht nichts, Vater. Es geht ja auch gar nicht anders. Wo Mutter -»
    «Das muß anders gehen», sagte er. «Ich will nicht, daß du hier versauerst.»
    Bei Vater waren das neue Töne, ich wußte gar nicht, was los war. «Eine Putzfrau kriegen wir doch nicht», sagte ich. «Das hat Mutter schon oft vergeblich versucht.»
    Er nahm von neuem seine Pfeife in Angriff. Das eine Auge -das ich bei mir immer das denkende Auge nannte - blieb im Schatten des Dickichts, aber das andere blickte mich prüfend an. «Mir schwebt auch keine Putzfrau vor», sagte er, «sondern eine Haushälterin. Oder doch jedenfalls jemand, der sich um alles kümmert und dir die Arbeit etwas erleichtert.»
    «Das ist schrecklich lieb von dir, Vater», sagte ich, tief gerührt. «Aber es ist wirklich nicht notwendig.»
    «Doch, es ist notwendig, mein Kind», sagte er bestimmt. «Du hast viel zuviel Arbeit, das geht nicht. Außerdem ist schon alles abgemacht. Morgen kommt sie.»
    «Wer?»
    «Gloria Perkins.»
    Ich war sprachlos. Gloria Perkins - und da hatte er von einer Haushälterin gesprochen. Einen Augenblick lang dachte ich tatsächlich, ob Vater etwa - aber nicht bei meinem Vater. Ich schämte mich über meine

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