Als Mutter streikte
kleiner Farbiger wärst, möchtest du doch auch nicht, daß die Leute dich Nigger nennen, nicht wahr?»
«Warum nicht?»
Es ist nicht einfach, Kindern das Rassenproblem zu erklären. Ich fragte Gloria: «Wir müssen ihn waschen - hast du Lust, mir zu helfen?»
«Ach, weißt du - eigentlich nicht.»
Na ja, sie war ja auch schließlich als Haushälterin angestellt und nicht als Kindermädchen. Ich ging mit ihr zu Vater. Erstand höflich auf, lächelte und schüttelte ihr herzlich die Hand. «Hallo, Gloria - wie schön, daß du da bist. Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar wir dir sind, Viola und ich. Da wird sie es doch etwas leichter haben jetzt, nicht wahr.»
Gloria lächelte ihm freundlich zu. «Also», sagte er munter, «hat sich denn Viola auch schon um dich gekümmert und dir etwas zu essen angeboten?»
«Nein, noch nicht», sagte ich etwas lahm. Ehrlich gesagt, hatte ich ihr nur eine Tasse Tee anbieten wollen, um die Zeit bis zum Essen zu überbrücken.
«Nur keine Umstände», sagte Gloria. «Ich habe ja im Zug Mittag gegessen.»
Vater schien ganz entsetzt zu sein. «Aber hör mal, Vi - daran hättest du doch denken müssen. Wenn jemand aus London angereist kommt... Mach ihr doch Schollen mit Kartoffelchips, das ist doch deine Spezialität.»
«Es sind keine Schollen im Haus», sagte ich kläglich.
«Na, der alte Burrows wird ja noch offen haben. Lauf schnell hin und besorge welche.»
Er hatte Gloria in einen Sessel komplimentiert und saß jetzt wieder in seinem Drehstuhl, sich sanft hin und her schwingend, und lächelte ihr zu. Ich stand verlegen da mit dem dringenden Verlangen, meine Gedankenlosigkeit wieder gutzumachen, aber noch gab es andere ungelöste Probleme. «Trubshaw hat sich mit Kohlenstaub eingeschmiert», sagte ich. «Wenn ich ihn nicht gleich saubermache, trampelt er den Dreck durchs ganze Haus.»
«Persephone soll sich um ihn kümmern», sagte Vater.
Vater war im Krieg Major gewesen. Er hatte mir irgendwann einmal gesagt: «Vi, als Vorgesetzter mußt du allen sagen, was sie tun sollen. Aber vor allem mußt du jedem klarmachen, daß du selbst nie und unter gar keinen Umständen einen Finger krümmen wirst. So wollen es die Leute. Sie werden dich achten.» Daran mußte ich jetzt denken. Ich ging wieder hinauf zu Perse. Auf ihrem Bett lag ein Zettel: «Bin schwimmen. Komme zum Essen zurück.»
Ich nahm mir Trubshaw vor, schrubbte den ärgsten Schmutz ab und nahm ihn mit ins Dorf. Doch seine Haut hatte noch immer einen schwarzen Schimmer. «Er sieht aus wie ein Sarotti-Mohr. Wo hat er denn seinen Turban gelassen?» scherzte Mr. Burrows, als er mir die Schollen reichte.
5
Als Haushälterin war Gloria weniger eine Hilfe als eine zusätzliche Belastung. Aber ich genoß ihre Gesellschaft - sie war die Ruhe selbst und nahm ihre Pflichten leicht. Manchmal half sie mir beim Bettenmachen oder Geschirrspülen, und gelegentlich, wenn wir Eier oder Schollen und Chips nicht mehr ertragen konnten, kochte sie Gulasch.
Ein Gesprächspartner war sie freilich nicht. Sie glich darin einem Tennisspieler, der jeden Aufschlag ins Netz zurückschlägt. Ein freundliches Lächeln, ein Ja oder Nein, und dann war der andere wieder dran. Als ich Vater einmal darauf ansprach, meinte er, das läge an ihrer Erziehung, sie habe eine chinesische Kinderfrau gehabt, aber bei Vater wußte man nie, ob er so etwas ernst meinte.
Am ersten Sonnabend, den Gloria bei uns verbrachte, fragte ich sie: «Gloria, gehst du eigentlich zur Kirche?»
Etwas vage antwortete sie: «Nein, normalerweise nicht.»
«Was meinst du damit, ?»
«Na ja, früher bin ich schon ab und zu in die Kirche gegangen.»
Vater sah interessiert auf. «So? Das wußte ich gar nicht.»
«Ich war mal mit einem Jungen aus dem Kirchenchor verlobt, Harry. Da bin ich dann hingegangen, aber es war wirklich ziemlich langweilig. Er hat auch nie neben mir gesessen.»
«Wie kann er auch, wenn er im Chor war.»
«Ja. Das meine ich ja.»
Vater resignierte. So sehr ihm Glorias Mangel an Intelligenz gefiel, ich glaube, manchmal wurde es ihm doch zu viel.
Ich ließ jedoch nicht locker. «Welche Kirche war denn das, Gloria?»
«Ich glaube, die methodistische. Es gab dort so viele Kerzen.» Sie krauste die hübsche Stirn.
«Aber doch nicht bei den Methodisten», sagte Vater freundlich, aber mit einem leicht ungeduldigen Unterton. «Wahrscheinlich meinst du die Katholische oder die Anglikanische Hochkirche.»
«Wenn du Kerzen
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