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Als Oma noch mit Kohlen heizte

Als Oma noch mit Kohlen heizte

Titel: Als Oma noch mit Kohlen heizte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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brummte vor sich hin: „Mensch, Tilla, der Lehrer hatte Recht:
    ... unter ihrem blonden Zopf
    in dem klugen, hellen Kopf
    wohl tausend und mehr Ideen sind.“
    Er packte das Mädchen, drehte sie zweimal, dreimal schnell im Kreise und rief: „Kalt wie ein Eisberg bist du, Kind. Aber ich versuch’s. Ich gehe in den ‚Goldenen Schwan‘. Ich versuch’s. Ich rede mit den Knechten.“
    Sie rannten den Deich hinab. Christian betrat die Gaststube und Tilla ging nach Hause. Sie war durchgefroren bis aufs Mark. Selbst als sie neben ihrer Schwester im Bett lag, konnte sie vor Kälte lange nicht einschlafen.
    Der Christian aber hat sich im Gasthaus „Zum Goldenen Schwan“ an den langen Tisch zu den Knechten gesetzt und hat eifrig von dem Brückenbau geredet. Erst haben die Knechte gedacht, der Christian ist übergeschnappt. Aber als vom Bauerntisch der Bauer Drevenaar und der Lehrer aufstanden, zu den Knechten an den Tisch traten und gespannt zuhörten, was der Christian ihnen lang und breit vortrug, da merkten sie, dass an dem Plan doch etwas dran war.
    „Und dann machen wir es wie bei der Engelsbrücke in Rom“, rief Christian. „Und auch wie bei der Rheinbrücke in Köln. Wir verlangen von jedem, der auf die andere Rheinseite will, ein Brückengeld.“
    „Eine Silbermark fordern wir von jedem“, schrie Hein Kaldewitt, ein kleiner blonder Knecht vom Leyschen Gut.
    „Unsinn“, widersprach Christian. „Wenn wir so viel Geld haben wollen, dann kommen nur wenige. Ich denke, einen Groschen hin und einen weiteren für den Rückweg verlangen wir. Das ist nicht zu teuer und wird viele Menschen locken, über die Brücke zu gehen.“
    „Und für Kinder zwei Pfennig“, schlug Peter Basner vor. „Kleinvieh macht auch Mist.“
    „Wenn’s aber schiefgeht?“, wandte Hein ein. „Ich meine, wenn’s Tauwetter gibt oder wenn gar keiner rüberwill? Dann haben wir uns den Buckel krumm geschuftet und alles war für die Katz.“
    „Wenn, wenn, wenn“, sagte Christian ungeduldig. „Mit so vielen Wenn und Aber wäre die Karlsbrücke in Prag niemals fertig geworden.“
    „Ich finde den Plan nicht schlecht“, mischte sich Lehrer Pannbeckers ein. „Ich habe da ein Buch ...“
    Der Bauer Drevenaar unterbrach ihn und sagte: „Ihre Bücher in Ehren, Herr Lehrer. Aber was die Männer hier brauchen, das sind keine Bücher. Sie müssen Hacken und Hämmer, Schaufeln und Schiebkarren, Meißel und Tragekörbe haben. Und die will ich wohl für den Brückenbau ausleihen. Auch ein Pferdegespann kann ich zur Verfügung stellen. Es ist gut, wenn die Pferde nicht steif im Stall stehen. Sie müssen bewegt werden. Ich biete euch an, alles das sollt ihr bekommen, wenn ich an dem Brückengeld beteiligt werde. Nur ein Pfennig soll mir gehören. Dann werde ich ausleihen, was immer ihr für die Brücke braucht.“
    „Abgemacht“, rief Christian und hielt dem Bauern die Hand hin. Bauer Drevenaar schlug ein. Damit war die Sache fest vereinbart.

Über den Rhein
    Am nächsten Morgen, kaum war das Vieh versorgt, da begann am Ufer bei Alsum ein Wirken und Werken. Hell klang es über den Strom, wenn das Eisen auf das Eis traf. Es barst und splitterte. Unaufhaltsam trieben die Männer die Straße vorwärts. Die Kälte war eher noch schärfer geworden. Trotzdem lief den Knechten der Schweiß über den Rücken. Drei Tage lang arbeiteten sie schwer. Dann war es so weit. Es wurde Wasser über die Eisstraße gegossen. Das fror im Nu und die Straße wurde eben und glatt. Zu glatt. Die Männer hatten Mühe, nicht auszugleiten.
    „Viel zu gefährlich“, maulte Hein. „Da wird sich kaum einer trauen, auf die andere Seite zu gehen.“ Christian aber wusste Rat. „Wir fahren mit dem Pferdegespann zur Sandkuhle. Unter der hart gefrorenen obersten Schicht liegt der Sand lose und locker. Wir streuen den Sand über das Eis und keiner wird auf die Nase fallen.“
    Das machten die Männer. Es war schon dunkel, als die letzte Schaufel Sand ausgestreut war.
    Am nächsten Tag traf genau das ein, was Tilla vorausgesagt hatte. Die Leute kamen von Alsum und Ruhrort, von Beeck und Hamborn und von weit her und wollten über die Eisstraße gehen. Ohne zu murren, zahlten sie das Brückengeld.
    So ging es drei Tage lang. Die Knechte wurden fröhlicher und fröhlicher und selbst Hein meinte, wenn alles gerecht geteilt werde, dann hätten sie mehr Geld in der Tasche, als sie sonst im ganzen Jahr bei den Bauern verdienen könnten. Wenn man einmal davon absieht, dass der Bauer

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