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Als Oma noch mit Kohlen heizte

Als Oma noch mit Kohlen heizte

Titel: Als Oma noch mit Kohlen heizte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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anderen Jahreszeiten, dann redeten sie oft miteinander.
    „Kommst du morgen wieder auf den Deich?“, fragte Tilla.
    „Soll ich das?“
    „Ja. Ich sage dir dann, wie groß das Meer ist.“
    Als Christian sie ungläubig anschaute, da erklärte sie ihm: „Lehrer Pannbeckers hat ein Buch, da steht alles drin. Alles über die ganze Welt.“
    „Komisch“, sagte Christian.
    „Was ist denn daran komisch?“
    „Na, dass in ein einziges Buch die ganze Welt hineinpasst.“
    „Ist aber so.“
    „Gut“, sagte Christian. „Ich komme.“

Tillas Idee
    Am nächsten Tag aber dachten die beiden nicht an das Meer. Mitten im Rhein erspähten sie die ersten Eisschollen. Sie glitzerten in der Sonne und waren so leicht, dass der Strom sie wie im Spiel auf den Wellenkämmen tanzen ließ.
    Von Tag zu Tag wurden die Schollen dicker und größer und schwerer. Bald ächzte und knirschte es, wenn die Strömung ihre Last rheinabwärts schob. Längst standen Christian und Tilla nicht mehr allein auf dem Deich. Einige Kinder versuchten sogar, am Ufer auf besonders große Schollen zu springen und sich auf dem schwankenden Eis ein Stückchen übers Wasser tragen zu lassen. Das war streng verboten, aber die Kinder wagten es dennoch.
    Sie glaubten Lehrer Pannbeckers’ Geschichte nicht so recht, die er in jedem Winter von Stina Basendongk erzählte.
    Stina sollte, kaum vierzehn Jahre alt, vor langer Zeit auf einer Eisscholle sehr schnell abgetrieben worden sein. Niemand habe das Mädchen retten können. Noch lange habe man ihr Schreien gehört und immer noch sei es bis zum Ufer gedrungen, als das Kind schon längst von den Nebelbänken über dem Fluss verschluckt worden war.
    Die Geschichte des Lehrers schloss stets mit den Worten:
    „Manchmal in neblig kalten Nächten, dann kann man Stinas Hilferufe immer noch leise über dem Strom klingen hören. Sie kommt und kommt nicht zur Ruhe.“
    Auch der Holzschuhmacher Theo Peters, der ganz allein in einer kleinen Kate am Ende der Dorfstraße hauste, auch der behauptete, er habe Stinas Stimme oft genug deutlich gehört.
    Die Kinder wussten nicht, was sie davon halten sollten. Am Rheinufer aber waren die Warnungen des Lehrers und Stina Basendongk und ihre traurige Geschichte bald vergessen. Schließlich wollten die Kinder vorsichtig sein. Schließlich wollten sie nur auf eine ganz große Scholle springen. Schließlich wollten sie nur ein winziges Stück auf dem Eise fahren. Und überhaupt ...
    Drei Tage später hatte das gefährliche Vergnügen ein Ende. Am Sonntag lief von Holland her die Nachricht den Fluss herauf: Der Rhein friert zu. Bald darauf begannen sich auch bei Alsum die schweren Eisschollen übereinanderzuschieben, ineinanderzuschachteln, niederzudrücken, aufzutürmen. Ein Eisgebirge mit unzähligen Spitzen und Spalten bildete sich binnen weniger Stunden. Endlich kam das Eis zur Ruhe. Das Poltern und Stöhnen, das Knirschen und Donnern wurde leiser und leiser und verstummte schließlich. Eine tiefe Stille breitete sich aus.
    Fast jeder aus dem Dorf, der noch laufen konnte, hatte sich dieses Schauspiel vom Damm aus angesehen. Aber bald waren die Menschen vor der Eiseskälte in die Wärme ihrer Häuser geflohen.
    Die Knechte kehrten in das Gasthaus „Zum Goldenen Schwan“ ein. Wegen dieses besonderen Tages und auch, weil sie bis auf die Knochen durchgefroren waren, genehmigten sie sich einen Kornschnaps und ein Bier. Es ging schon auf den Abend zu. Die Sonne stand tief und rot hinter den kahlen Bäumen. Auf dem Damm befanden sich nur noch Tilla und Christian.
    „Christian“, sagte das Mädchen, „Christian, kennst du die Engelsbrücke in Rom?“
    „Ne, kenne ich nicht“, antwortete der Knecht.
    „Hast du denn schon mal ein Bild von der Karlsbrücke in Prag gesehen?“, bohrte Tilla weiter.
    „Hab ich auch nicht“, gestand Christian ein.
    Nach einer Weile fuhr er fort: „Steht sicher alles in dem schlauen Buch von Lehrer Pannbeckers, wie?“
    „Schade, dass du die berühmten Brücken nicht kennst, Christian“, bedauerte Tilla. „Die sind nämlich wirklich sehr, sehr schön. Wenn es hier solch eine Brücke über den Rhein gäbe ...“
    „Weißt du, Tilla“, sagte Christian, „ich habe überhaupt noch keine Rheinbrücke gesehen. In Köln soll es eine geben und irgendwo in Holland auch. Hat mir jedenfalls mein Onkel erzählt. Und der muss es wissen. Er fährt nämlich schon sein Leben lang als Matrose auf einem Rheinkahn.“
    „Ich würde gern auf einer Brücke über den

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