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Als unser Kunde tot umfiel

Als unser Kunde tot umfiel

Titel: Als unser Kunde tot umfiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Hinrichsen , Boris Palluch
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Fragen so gut wie möglich zu beantworten. Alle Beteiligten zeigten reges Interesse, außer einem, Michael Umbach. Er saß einfach mitten im Tumult, die Arme verschränkt und sah sich die Sache scheinbar teilnahmslos an. Als es mir auffiel, war es auch schon zu spät. Er sprang auf und schrie los. „Das ist doch alles totaler Blödsinn! Sie wollen uns weniger Geld auszahlen, und das ist der einzige Grund, warum Sie hier ein System mit so komplizierten Berechnungen präsentieren, die kein Mensch versteht!“ Das schlug ein wie eine Bombe. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. „Lassen Sie mich das noch einmal in aller Deutlichkeit sagen, das System wurde nicht entwickelt, um Geld einzusparen, sondern um die Provisionen leistungsorientierter zu verteilen. Anders gesagt, wer viel verkauft, soll auch viel verdienen“, entgegnete ich. Herr Umbach setzte sich wieder und auch die anderen Kollegen nickten sich zu. Puh, noch mal die Kurve gekriegt, dachte ich und beendete das Meeting schnell. Ein echtes Ekel, dieser Umbach. Es war auch nicht das erste Mal, dass er mir so in die Parade fuhr, dachte ich, als ich wieder in meinem Büro saß. Ständig musste er mich herausfordern … mittlerweile war er für mich echt ein rotes Tuch.
    Am späten Abend, ich wollte gerade meine Computer ausschalten, betrat Umbach mein Büro. Er überreichte mir eine zweiseitige Liste, voll mit Unterschriften. „Das sind die Unterschriften aller Kollegen“, sagte mir er und grinste mich an. „Wir wollen, dass Sie uns erneut Rede und Antwort stehen, bevor wir das neue Provisionssystem einführen, und diesmal wollen wir genug Zeit haben, um uns darauf vorzubereiten“, ergänzte er in befehlsartigem Ton. Er gab mir die Liste, und ohne meine Antwort abzuwarten, drehte er sich auf dem Absatz um und verließ mit Stolz geschwellter Brust mein Büro. Ich blieb betreten zurück.
    Schon wieder der Umbach. Was mache ich denn jetzt? Am liebsten hätte ich den Mistkerl für sein unverschämtes Auftreten gleich hochkant rausgeschmissen, aber ausgerechnet er war mein bester Verkäufer. Auf sein Konto gingen alleine gut und gerne 15 Prozent des gesamten Jahresumsatzvolumens. Zugegeben, besonders gut verstanden hatten wir uns von Anfang an nicht. Er hatte mir stets zu verstehen gegeben: „Mir doch egal, wer unter mir Chef ist.“ Diese Nummer ging mir allerdings doch zu weit.
Palluch vs. Hinrichsen – Magengeschwür, ich komme!
    Hinrichsen: Das kenne ich. Gerade bei großen Teams gibt es häufig jemanden, den man einfach nicht ertragen kann. Da reicht häufig schon der Anblick.
    Palluch: Und dann auch noch diese ständige Rebellion. Ich hab mich maßlos über den Typen geärgert. Und dieses hämische Grinsen. Ich war mir todsicher: Das macht er mit Absicht.
    H: Hat er wahrscheinlich auch. Ich finde, das Schwierige ist, sich in einer solchen Situation zu beherrschen. Am liebsten möchte man da doch den Silberrücken raushängen lassen und den Kerl richtig fertig machen.
    P: Aber hallo. Das Problem dabei ist, dass man den Mitarbeiter manchmal einfach braucht. Umbach hat einen riesigen Anteil an meinem Gesamtumsatz erwirtschaftet. Für mich war klar: Kurzfristig kann ich das nicht kompensieren, also war Hinausschmeißen keine Alternative. Zumal das ja auch nicht so einfach geht, man stelle sich das vor: Begründung für die Kündigung: Ihre Nase passt mir nicht.
    H: Zum Glück. Ich hatte einmal eine ganz ähnliche Situation. Da war ein Mitarbeiter in meinem Team, den ich absolut nicht ausstehen konnte. Und dann kommt der wieder einmal in mein Büro und knallt mir sein Problem hin und erwartet, dass ich alles stehen und liegen lasse, um mich um seinen Bedarf zu kümmern. Mir ist dann wirklich der Kragen geplatzt.
    P: Und? Wie sah das aus?
    H: Ich hab ihm einfach ganz unverblümt gesagt, was ich so von ihm halte. Du wirst nie glauben, was er gemacht hat.
    P: Was denn?
    H: Er hat mir ganz unverblümt gesagt, was er von mir hält. Danach ging es rapide bergab …
    P: Kann ich mir gut vorstellen. Es ist manchmal schwierig, professionell zu bleiben. Doch ein solcher Ausbruch zieht sich dann durch die ganze Firma, egal wie groß sie ist. So eine Geschichte verbreitet sich wie ein Lauffeuer. „Hast du gehört, der John hat den Hinrichsen geknackt, der ist voll ausgeflippt. Mal schauen, wer das als Nächstes schafft.“
    H: Das hat ja immer auch zwei Seiten. Wenn ich jemanden nicht leiden kann, wird der Betreffende das früher oder später ja auch merken. Und dass ein

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