Also sprach GOLEM
verzögert.
Es ist deshalb verständlich, wenn unter den Experten des Pentagon – insbesondere unter den Wissenschaftlern, die mit dem sogenannten »Militärisch-industriellen Komplex« zusammenhingen – die Idee aufkam, dem geschilderten Trend der intellektronischen Entwicklung entgegenzuwirken. Man hat diese Bewegung vielfach als »antiintellektuell« bezeichnet. Sie geht – nach Aussage der Wissenschafts- und Technikhistoriker – auf den englischen Mathematiker der Jahrhundertmitte A. Turing zurück, den Schöpfer der Theorie vom »universellen Automaten«. Dabei handelte es sich um eine Maschine, welche jede Operation auszuführen vermag, die sich formalisierenläßt, der man also den Charakter einer perfekt wiederholbaren Prozedur geben kann. Der Unterschied zwischen der »intellektuellen« und der »antiintellektuellen« Richtung innerhalb der Intellektronik läuft darauf hinaus, daß die Möglichkeiten der Turing-Maschine, die von elementarer Einfachheit ist, in ihrem Hand lungsprogramm vorgegeben sind; demgegenüber haben die beiden amerikanischen »Väter« der Kybernetik, N. Wiener und J. von Neumann, in ihren Arbeiten ein System konzipiert, das sich selbst programmieren kann.
So wie wir sie darstellen, ist diese Alternative natürlich gewaltig vereinfacht, gewissermaßen aus der Vogelperspektive gesehen. Begreiflicherweise hat sich die Fähigkeit der Selbstprogrammierung auch nicht aus dem Nichts ergeben. Ihre unerläßliche Voraussetzung war eine hohe Komplexität des inneren Aufbaus der Computer. Diese, um die Jahrhundertmitte noch nicht absehbare Differenziertheit hat die weitere Entwicklung der mathematischen Maschinen stark beeinflußt, besonders nachdem solche Zweige der Kybernetik wie die Psychonik und die Vielphasige Entscheidungstheorie sich verselbständigt hatten. In den achtziger Jahren entstand in militärischen Kreisen die Idee, alle höchsten Funktionen sowohl auf dem Gebiet des militärischen Kommandos als auch in Politik und Wirtschaft vollständig zu automatisieren. Diese Konzeption, die man später als die »Idee des Einzigen Strategen« bezeichnete, soll General Stewart Eagleton als erster geäußert haben. Hinausgreifend über die Computer, deren Aufgabe die Suche nach optimalen Angriffszielen war, über das Melde- und Rechensystem, das Alarm- und Verteidigung steuerte, hinausgreifend über die Sensoren und Raketen sah er ein machtvolles Zentrum voraus, das während aller, dem äußersten militärischen Fall vorausgehenden Phasenaufgrund einer umfassenden Analyse ökonomischer, militärischer und politischer sowie sozialer Daten imstande wäre, die globale Situation der USA ständig zu optimieren und dadurch im Bereich des Planeten und seiner bereits über den Mond hinausreichenden kosmischen Umgebung den Vereinigten Staaten die Überlegenheit zu sichern.
Diejenigen, die sich anschließend für diese Doktrin einsetzten, sprachen von einer Notwendigkeit des zivilisatorischen Fortschritts, der eine Einheit bilde, so daß man den militärischen Sektor nicht willkürlich davon ausschließen könne. Nachdem man mit der Eskalation der nuklearen Schlagkraft und der Reichweite der Trägerraketen Schluß gemacht hatte, begann eine dritte, scheinbar weniger gefährliche, vollkommenere Phase der Konkurrenz, bei der es nicht mehr um einen Antagonismus der Schlagkraft, sondern des operativen Denkens gehen sollte. So wie zuvor die militärische Stärke, so sollte jetzt das Denken den Menschen entzogen und mechanisiert werden.
Diese Doktrin wurde – wie übrigens auch ihre atomarballistischen Vorläuferinnen – zur Zielscheibe einer Kritik, die vor allem von liberalen und pazifistischen Kreisen ausging, und sie wurde von vielen hervorragenden Vertretern der Wissenschaft, darunter auch Experten der Psychomatik und der Intellektronik, bekämpft, doch schließlich setzte sie sich durch und fand ihren rechtlichen Niederschlag in Beschlüssen beider gesetzgebender Körperschaften der USA. Übrigens entstand schon im Jahre 1986 als ein dem Präsidenten unterstelltes Organ das USIB (United States Intellectronical Board) – mit einem eigenen Haushalt, der im ersten Jahr mit der Summe von 19 Milliarden Dollar abschloß. Das waren allerdings nur die bescheidenen Anfänge.
Mit Hilfe eines Beratergremiums, das halbamtlich vom Pentagon delegiert worden war und von Verteidigungsminister Leonard Davenport geleitet wurde, schloß USIB mit einer Reihe großer Privatfirmen wie International Business
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