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Also sprach Zarathustra

Titel: Also sprach Zarathustra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Wilhelm Nietzsche
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und jene falsche nachgebende Art, welche mit breiten feigen Lippen küsst.
    Und After-Weisheit: so heisst sie Alles, was Knechte und Greise und Müde witzeln; und sonderlich die ganze schlimme aberwitzige, überwitzige Priester-Narrheit!
    Die After-Weisen aber, alle die Priester, Weltmüden und wessen Seele von Weibs- und Knechtsart ist, - oh wie hat ihr Spiel von jeher der Selbstsucht übel mitgespielt!
    Und Das gerade sollte Tugend sein und Tugend heissen, dass man der Selbstsucht übel mitspiele! Und "selbstlos" - so wünschten sich selber mit gutem Grunde alle diese weltmüden Feiglinge und Kreuzspinnen!
    Aber denen Allen kommt nun der Tag, die Wandlung, das Richtschwert, _der_grosse_Mittag_: da soll Vieles offenbar werden!
    Und wer das Ich heil und heilig spricht und die Selbstsucht selig, wahrlich, der spricht auch, was er weiss, ein Weissager: "Siehe, er kommt, er ist nahe, der grosse Mittag!"
    Also sprach Zarathustra.
    Vom Geist der Schwere
    1.
    Mein Mundwerk - ist des Volks: zu grob und herzlich rede ich für die Seidenhasen. Und noch fremder klingt mein Wort allen Tinten-Fischen und Feder-Füchsen.
    Meine Hand - ist eine Narrenhand: wehe allen Tischen und Wänden, und was noch Platz hat für Narren-Zierath, Narren-Schmierath!
    Mein Fuss - ist ein Pferdefuss; damit trapple und trabe ich über Stock und Stein, kreuz- und querfeld-ein und bin des Teufels vor Lust bei allem schnellen Laufen.
    Mein Magen - ist wohl eines Adlers Magen? Denn er liebt am liebsten Lammfleisch. Gewisslich aber ist er eines Vogels Magen.
    Von unschuldigen Dingen genährt und von Wenigem, bereit und ungeduldig zu fliegen, davonzufliegen - das ist nun meine Art: wie sollte nicht Etwas daran von Vogel-Art sein!
    Und zumal, dass ich dem Geist der Schwere feind bin, das ist Vogel-Art: und wahrlich, todfeind, erzfeind, urfeind! Oh wohin flog und verflog sich nicht schon meine Feindschaft!
    Davon könnte ich schon ein Lied singen - - und will es singen: ob ich gleich allein in leerem Hause bin und es meinen eignen Ohren singen muss.
    Andre Sänger giebt es freilich, denen macht das volle Haus erst ihre Kehle weide, ihre Hand gesprächig, ihr Auge ausdrücklich, ihr Herz wach: - Denen gleiche ich nicht. -
    2.
    Wer die Menschen einst fliegen lehrt, der hat alle Grenzsteine verrückt; alle Grenzsteine selber werden ihm in die Luft fliegen, die Erde wird er neu taufen - als "die Leichte."
    Der Vogel Strauss läuft schneller als das schnellste Pferd, aber auch er steckt noch den Kopf schwer in schwere Erde: also der Mensch, der noch nicht fliegen kann.
    Schwer heisst ihm Erde und Leben; und so will es der Geist der Schwere! Wer aber leicht werden will und ein Vogel, der muss sich selber lieben: - also lehre ich .
    Nicht freilich mit der Liebe der Siechen und Süchtigen: denn bei denen stinkt auch die Eigenliebe!
    Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - mit einer heilen und gesunden Liebe: dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife.
    Solches Umherschweifen tauft sich "Nächstenliebe": mit diesem Worte ist bisher am besten gelogen und geheuchelt worden, und sonderlich von Solchen, die aller Welt schwer fielen.
    Und wahrlich, das ist kein Gebot für Heute und Morgen, sich lieben lernen . Vielmehr ist von allen Künsten diese die feinste, listigste, letzte und geduldsamste.
    Für seinen Eigener ist nämlich alles Eigene gut versteckt; und von allen Schatzgruben wird die eigne am spätesten ausgegraben, - also schafft es der Geist der Schwere.
    Fast in der Wiege giebt man uns schon schwere Worte und Werthe mit: "gut" und "böse" - so heisst sich diese Mitgift. Um derentwillen vergiebt man uns, dass wir leben.
    Und dazu lässt man die Kindlein zu sich kommen, dass man ihnen bei
Zeiten wehre, sich selber zu lieben: also schafft es der Geist der
Schwere.
    Und wir - wir schleppen treulich, was man uns mitgiebt, auf harten
Schultern und über rauhe Berge! Und schwitzen wir, so sagt man uns:
"Ja, das Leben ist schwer zu tragen!"
    Aber der Mensch nur ist sich schwer zu tragen! Das macht, er schleppt zu vieles Fremde auf seinen Schultern. Dem Kameele gleich kniet er nieder und lässt sich gut aufladen.
    Sonderlich der starke, tragsame Mensch, dem Ehrfurcht innewohnt: zu viele fremde schwere Worte und Werthe lädt er auf sich, - nun dünkt das Leben ihm eine Wüste!
    Und wahrlich! Auch manches Eigene ist schwer zu tragen! Und viel Inwendiges am Menschen ist der Auster gleich, nämlich ekel und schlüpfrig und schwer erfasslich

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