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Also sprach Zarathustra

Titel: Also sprach Zarathustra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Wilhelm Nietzsche
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Possenreisser denkt: "der Mensch kann auch übersprungen werden."
    Überwinde dich selber noch in deinem Nächsten: und ein Recht, das du dir rauben kannst, sollst du dir nicht geben lassen!
    Was du thust, das kann dir Keiner wieder thun. Siehe, es giebt keine Vergeltung.
    Wer sich nicht befehlen kann, der soll gehorchen. Und Mancher kann sich befehlen, aber da fehlt noch Viel, dass er sich auch gehorche!
    5.
    Also will es die Art edler Seelen: sie wollen Nichts umsonst haben, am wenigsten das Leben.
    Wer vom Pöbel ist, der will umsonst leben; wir Anderen aber, denen das Leben sich gab, - wir sinnen immer darüber, was wir am besten dagegen geben!
    Und wahrlich, diess ist eine vornehme Rede, welche spricht: "was uns das Leben verspricht, das wollen wir - dem Leben halten!"
    Man soll nicht geniessen wollen, wo man nicht zu geniessen giebt. Und - man soll nicht geniessen wollen !
    Genuss und Unschuld nämlich sind die schamhaftesten Dinge: Beide wollen nicht gesucht sein. Man soll sie haben -, aber man soll eher noch nach Schuld und Schmerzen suchen ! -
    6.
    Oh meine Brüder, wer ein Erstling ist, der wird immer geopfert. Nun aber sind wir Erstlinge.
    Wir bluten Alle an geheimen Opfertischen, wir brennen und braten Alle zu Ehren alter Götzenbilder.
    Unser Bestes ist noch jung: das reizt alte Gaumen. Unser Fleisch ist zart, unser Fell ist nur ein Lamm-Fell: - wie sollten wir nicht alte Götzenpriester reizen!
    _In_uns_selber_ wohnt er noch, der alte Götzenpriester, der unser
Bestes sich zum Schmause brät. Ach, meine Brüder, wie sollten
Erstlinge nicht Opfer sein!
    Aber so will es unsre Art; und ich liebe Die, welche sich nicht bewahren wollen. Die Untergehenden liebe ich mit meiner ganzen Liebe: denn sie gehn hinüber. -
    7.
    Wahr sein - das können Wenige! Und wer es kann, der will es noch nicht! Am wenigsten aber können es die Guten.
    Oh diese Guten! - Gute Menschen reden nie die Wahrheit; für den Geist ist solchermaassen gut sein eine Krankheit.
    Sie geben nach, diese Guten, sie ergeben sich, ihr Herz spricht nach, ihr Grund gehorcht; wer aber gehorcht, der hört sich selber nicht!
    Alles, was den Guten böse heisst, muss zusammen kommen, dass Eine Wahrheit geboren werde: oh meine Brüder, seid ihr auch böse genug zu dieser Wahrheit?
    Das verwegene Wagen, das lange Misstrauen, das grausame Nein, der Überdruss, das Schneiden in's Lebendige - wie selten kommt das zusammen! Aus solchem Samen aber wird Wahrheit gezeugt!
    Neben dem bösen Gewissen wuchs bisher alles Wissen ! Zerbrecht, zerbrecht mir, ihr Erkennenden, die alten Tafeln!
    8.
    Wenn das Wasser Balken hat, wenn Stege und Geländer über den Fluss springen: wahrlich, da findet Keiner Glauben, der da spricht: "Alles ist im Fluss."
    Sondern selber die Tölpel widersprechen ihm. "Wie? sagen die Tölpel,
Alles wäre im Flusse? Balken und Geländer sind doch über dem
Flusse!"
    " Über dem Flusse ist Alles fest, alle die Werthe der Dinge, die Brücken, Begriffe, alles `Gut` und `Böse`: das ist Alles fest!" -
    Kommt gar der harte Winter, der Fluss-Thierbändiger: dann lernen auch die Witzigsten Misstrauen; und, wahrlich, nicht nur die Tölpel sprechen dann: "Sollte nicht Alles - _stille_stehn_?"
    "Im Grunde steht Alles stille" -, das ist eine rechte Winter-Lehre, ein gut Ding für unfruchtbare Zeit, ein guter Trost für Winterschläfer und Ofenhocker.
    "Im Grund steht Alles still" -: dagegen aber predigt der Thauwind!
    Der Thauwind, ein Stier, der kein pflügender Stier ist, - ein wüthender Stier, ein Zerstörer, der mit zornigen Hörnern Eis bricht! Eis aber - - _bricht_Stege_!
    Oh meine Brüder, ist jetzt nicht Alles _im_Flusse_? Sind nicht alle
Geländer und Stege in's Wasser gefallen? Wer hielte sich noch an
"Gut" und "Böse"?
    "Wehe uns! Heil uns! Der Thauwind weht!" - Also predigt mir, oh meine Brüder, durch alle Gassen!
    9.
    Es giebt einen alten Wahn, der heisst Gut und Böse. Um Wahrsager und Sterndeuter drehte sich bisher das Rad dieses Wahns.
    Einst glaubte man an Wahrsager und Sterndeuter: und darum glaubte man "Alles ist Schicksal: du sollst, denn du musst!"
    Dann wieder misstraute man allen Wahrsagern und Sterndeutern: und darum glaubte man "Alles ist Freiheit: du kannst, denn du willst!"
    Oh meine Brüder, über Sterne und Zukunft ist bisher nur gewähnt, nicht gewusst worden: und darum ist über Gut und Böse bisher nur gewähnt, nicht gewusst worden!
    10.
    "Du sollst nicht rauben! Du sollst nicht todtschlagen!" - solche Worte hiess man

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