Alte Meister: Komödie (German Edition)
ist es, so Reger. Sie ist auch immer mit einem Essen aus dem Royal herübergekommen, das sie essen wollte, das sie für sich ausgesucht hat, nicht mit einem Essen, das mir geschmeckt hätte. Sie ißt Schweinefleisch am liebsten, also brachte sie immer Schweinefleisch mit, ich esse aber nur Rindfleisch, wenn man mich fragt, so Reger. Ich bin immer ein Rindfleischesser gewesen, die Haushälterinnen sind durchweg Schweinefleischesserinnen. Nach dem Tod meiner Frau und zwar schon unmittelbar nach dem Begräbnis, so Reger, machte mich die Haushälterin darauf aufmerksam, daß ihr meine Frau das und das vermacht habe, so Reger, obwohl ich weiß, daß meine Frau der Haushälterin überhaupt nichts vermacht hat, denn meine Frau dachte nie daran, sterben zu müssen und hat mit niemandem über zu Vermachendes oder über zu Vererbendes gesprochen, nicht einmal mit mir, geschweige denn mit der Haushälterin. Die Haushälterin aber war schon gleich nach dem Begräbnis zu mir gekommen und hat zu mir gesagt, meine Frau habe ihr das und das, Kleider, Schuhe, Geschirr, Stoffe etcetera, vermacht. Die Haushälterinnen schrecken ja vor keiner Peinlichkeit zurück, sagte Reger im Ambassador. Sie sind völlig schamlos in ihren Forderungen. Immer und überall werden die Haushälterinnen gelobt, obwohl die Leute genau wissen, daß die heutigen Haushälterinnen nicht lobenswert sind, die heutigen Haushälterinnen sind widerwärtig in ihren Forderungen und durch und durch schlampig in ihrer Arbeit, aber die Leute heucheln, die Haushälterinnen seien lobenswert, weil sie auf sie angewiesen sind, sagte Reger im Ambassador. Niemals hat meine Frau auch nur einen Augenblick darangedacht, der Haushälterin etwas zu vermachen, meine Frau hat ja noch zwei Tage vor ihrem Tod nicht geahnt, daß sie sterben muß, wie hat sie da der Haushälterin etwas versprechen können?, so Reger. Sie lügt, habe ich gedacht, wie die Haushälterin mich darauf aufmerksam gemacht hat, daß ihr meine Frau verschiedene Gegenstände versprochen habe, die Begräbnisbesucher waren noch gar nicht aus dem Friedhof weggegangen, ist die Haushälterin schon vor mir gestanden und hat gesagt, meine Frau habe ihr das und das versprochen. Wir nehmen die Menschen immer wieder in Schutz, weil wir nicht glauben können und auch gar nicht glauben wollen, daß sie so gemein sein können, bis wir immer wieder die Erfahrung machen, daß sie ebenso gemein sind, wie wir es gar nicht für möglich halten. Mehrere Male hat die Haushälterin, ich bin noch am offenen Grab gestanden, das Wort Bratpfanne gesagt, so Reger, stellen Sie sich vor, immer wieder das Wort Bratpfanne , während ich noch am offenen Grab gestanden bin. Wochenlang ist mir die Haushälterin in den Ohren gelegen mit der infamen Lüge, meine Frau habe ihr Vieles versprochen. Ich habe aber, wie gesagt wird, nicht hingehört . Erst drei Monate nach dem Tod meiner Frau, habe ich zur Haushälterin gesagt, sie solle sich von den Kleidern, die ich ja den Nichten meiner Frau zugedacht habe, etliche aussuchen , auch solle sie sich von den Küchentöpfen nehmen, was ihr für sie brauchbar erscheint. Was denken Sie, wie sich die Haushälterin daraufhin aufgeführt hat!, so Reger, die Person hat ganze Arme voll Kleidungsstücke an sich gerissen und in von ihr bereitgestellte große Hundertkilosäcke gestopft und immer wieder ganze Arme voll Kleider meiner Frau in diese Hundertkilosäcke hineingestopft, bis nichts mehr in diesen Säcken Platz gehabt hat. Fassungslos bin ich dagestanden und habe die Szene beobachtet. Wie wahnsinnig ist die Haushälterin durch die Wohnung gerannt und hat alles zusammengerafft, was sie nur zusammenraffen hat können. Am Ende hatte sie fünf Hundertkilosäcke vollgestopft undin drei große Koffer alles hineingezwängt, das sie nicht in die Hundertkilosäcke hineinstopfen hat können. Am Ende ist dann auch noch ihre Tochter erschienen, um mit ihr gemeinsam die Säcke und die Koffer auf die Singerstraße hinunterzutragen, wo die Tochter mit einem ausgeliehenen Lastwagen vorgefahren war. Wie die beiden alle Säcke und Koffer auf die Singerstraße hinuntergetragen hatten, stellte die Haushälterin auch noch Dutzende von Küchentöpfen auf dem Boden zusammen, ohne mich überhaupt zu fragen, ob es mir recht sei, daß sie auch noch diese Töpfe mitnimmt. Diesen oder jenen Topf lasse sie mir ja noch, sagte sie, während sie diese Töpfe mit durch die Topfhenkel gezogenen Spagatschnüren zusammenband, um sie besser auf
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