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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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hervor. Ihr eigenes Blut half dabei die Fessel schlüpfriger zu machen. Sie war frei. Die verletzte Hand drückte sie gegen ihre Brust, während sie gegen das Verlangen zu Schreien ankämpfte. Stattdessen wimmerte sie nur leise.
    Sie stand auf und stürzte wieder hin. Ich fing sie ab und packte ihre Schultern, während noch ein gequälter Schmerzensschrei ihre Lunge verließ. Ich zögerte nicht mehr länger und nahm sie mit mir, runter zum Tunnel. Zumindest hoffte ich, dass es dort einen gab. Wenn nicht, dann waren meine Worte von Tapferkeit nur schönes Gefasel. Es wäre das Ende meiner Pläne und damit auch das Ende unserer kurzen Flucht.
    Wir erreichten den Fuß der Treppe, da vernahmen wir plötzlich Schüsse. Ich hielt in der Bewegung inne und erstarrte vor Panik. Aljoscha hatte nur noch eine Kugel im Lauf gehabt. Jemand anderes musste sie abgefeuert haben.
             „Warte.“ Sagte ich zu Anna und hielt sie fest. Dann zog ich mir die kugelsichere Weste aus und fing an sie ihr überzustreifen. Sie war verletzt und brauchte den Schutz. Mehr als ich. Sie musste von hier entkommen. Aljoscha hätte auch alles daran gesetzt und ich war ihm so viel schuldig. Er hatte sein Leben für meine Freunde riskiert und auch Anna hatte mich immer beschützt.
             „Was tust du da?“ Fragte sie fassungslos, während ich anfing mein Unterhemd kaputtzureißen und es um ihren Arm zu binden. Ich schnürte die Wunde so fest ich konnte ab. Anna kniff die Augen zusammen und zog die Luft scharf zwischen den Zähnen ein. „Warum gibst du mir deine Weste?“
             „Jemand ist hier.“
             „Was? Wer?“ Auf diese Frage hatte ich keine Antwort, also gab ich auch keine. Stattdessen lief ich einfach los.
    Wir erreichten das Rolltor, dass von einer Eisenstange oben gehalten wurde. Der Boden war blutgetränkt. Aljoscha hatte es aufgestemmt und dabei noch mehr Blut verloren. Und jetzt schoss jemand auf ihn. Ich drehte vor Angst schier durch.
             „Milla!“ Riss mich Anna aus den Gedanken. Es waren wieder Turbinengeräusche zu hören und ein seltsames Summen, das mich für wenige Augenblicke erstarren ließ. Gleich würde von diesem Kraftwerk nichts mehr übrig sein. Ich packte Annas Uniform und stieß sie in den Durchgang zum Tunnel.
             „Runter! Los!“ Schrie ich ihr entgegen. Anna sprang in das Loch und ich folgte ihr. Es war gerade noch rechtzeitig.
    Eine gewaltige Explosion erschütterte alles um uns herum und ich hörte, wie das Rolltor einfach wegerissen wurde. Ich federte den Sprung mit den Knien ab und stürzte zu Boden. Dann überkam mich eine wahnsinnige Hitze und es wurde hell. Nur noch aus den Augenwinkeln erkannte ich, wie sich eine Feuerwalze bis in den Tunneleingang fraß. Ich kämpfte mich ein Stück hoch, packte Annas Weste und warf uns beide in einem letzten Kraftakt weiter in das Tunnelinnere. Das Licht des Feuers verschwand so abrupt, wie es erschienen war, doch die Hitze verschwand nicht. Meine Haare und meine Uniform. Sie brannten. Ich warf mich zu Boden und begann mich panisch über die kalte Erde zu wälzen. Weiter. Immer weiter. Die Angst davor lebendig zu verbrennen ließ mich einfach nicht aufhören.
    Erst, als Anna mich festhielt, hörte ich auf mich zu drehen. Mein Körper schüttelte sich vor Grauen, als ich endlich den Gedanken erfassen konnte, dass ich gerade in Flammen stand. Ich war nicht ohne Verletzungen davongekommen. Mein Rücke brannte noch immer wie Feuer, von den Brandwunden, die ich gerade erlitten hatte. Ein flächiger Schmerz, der sich hoffentlich nur intenisver anfühlte, als die Verletzungen tatsächlich waren. Aber ich war am Leben. Mehr war jetzt nicht wichtig. Ich keuchte heftig vor Erschöpfung und versuchte mich zu beruhigen. Meine Kehle war staubtrocken und meine Beine butterweich.
    Weitere Erschütterungen waren zu spüren. Ich sah zum Loch, durch das wir in den Tunnel gelangt waren. Man sah das Rolltor, das sich Loch verkeilt hatte und mit einer Ecke nach unten ragte. Hier waren wir noch nicht sicher. Wir mussten weiter ins Innere des Fluchttunnels. Ich zog mich an der Wand hoch und warf einen prüfenden Blick zu Anna, während ich noch nach Luft schnappte.
             „Ibrahim…“ Wisperte sie nur leise und starrte in den Gang. Mein Blick schnellte nach vorne. Es war vollkommen dunkel im Fluchttunnel, doch ich erkannte tatsächlich die Silhouette eines Mannes. Er hatte eine Waffe auf uns

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