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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Höflichkeit.
    »Keine Ursache«, entgegnete ich ebenso zuvorkommend. »Kann ich irgendwas für diese Heerscharen tun?«
    »Sir Watkyn hat es sich aus mir unerfindlichen Gründen in den Kopf gesetzt, dein Zimmer durchsuchen zu wollen.«
    »Er will mein Zimmer durchsuchen?«
    »Ich habe die Absicht, jeden Quadratzentimeter genau unter die Lupe zu nehmen«, erklärte der alte Bassett und machte ein Gesicht wie damals in der Bosher Street.
    Erstaunt sah ich Tante Dahlia an.
    »Ich verstehe nicht ganz. Was soll das denn?«
    Sie lächelte entschuldigend.
    »Du wirst es kaum glauben, Bertie, aber er bildet sich ein, sein Sahnekännchen sei hier.«
    »Ist es denn verschwunden?«
    »Es ist gestohlen worden.«
    »Ach? Na, so was!«
    »Tja.«
    »Das tut mir aber leid.«
    »Er ist deswegen sehr aufgeregt.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Die Sache macht ihm zu schaffen.«
    »Armer Kerl!«
    Tröstend klopfte ich Papa Bassett auf die Schulter. Im nachhinein sehe ich ein, daß das wahrscheinlich nicht richtig war, denn es besänftigte ihn nicht.
    »Auf Ihr Mitgefühl kann ich verzichten, Mr. Wooster, und ich möchte Sie bitten, mich nicht als Kerl zu bezeichnen. Ich habe gute Gründe anzunehmen, daß sich nicht nur mein Sahnekännchen, sondern auch Wachtmeister Oates’ Helm in Ihrem Besitz befindet.«
    Hier schien mir ein herzliches Lachen angebracht, was ich dann auch von mir gab.
    »Ha-ha-ha!«
    Tante Dahlia sekundierte mir. »Ha-ha-ha!«
    »Das ist doch völlig lächerlich!«
    »Einfach absurd!«
    »Was zum Teufel soll ich denn mit einem Sahnekännchen?«
    »Oder mit einem Polizeihelm?«
    »Genau.«
    »Hast du je so was Verrücktes gehört?«
    »In meinem ganzen Leben noch nicht. Mein lieber Sir Watkyn«, sagte ich, »wir wollen jetzt mal die Ruhe bewahren und ein oder zwei Dinge klarstellen. Sie sind nämlich – das muß ich Ihnen in aller Freundschaft sagen – kurz davor oder vielleicht sogar schon mitten dabei, sich bis auf die Knochen zu blamieren. So geht das einfach nicht. Sie können doch nicht hingehen und einen so mir nichts, dir nichts der ungeheuerlichsten Verbrechen beschuldigen, ohne auch nur den Schatten eines Beweises zu besitzen.«
    »Ich besitze sämtliche Beweise, deren ich bedarf, Mr. Wooster.«
    »Das bilden Sie sich doch nur ein, und damit begehen Sie den Fehler Ihres Lebens. Wann wurde denn dieses neubarocke Dingsbums entwendet?«
    Dieser Hieb ließ ihn erzittern, und seine Nasenspitze lief dunkelrot an.
    »Mein Sahnekännchen ist nicht neubarock!«
    »Na schön, das können wir ja später noch diskutieren. Die Frage, um die es geht, ist: Wann verschwand das Ding aus dem Haus?«
    »Es hat das Haus nicht verlassen.«
    »Auch das bilden Sie sich nur ein. Also, wann ist es gestohlen worden?«
    »Vor etwa zwanzig Minuten.«
    »Sehen Sie! Vor zwanzig Minuten war ich hier oben in meinem Zimmer.«
    Das war, wie nicht anders zu erwarten, ein ziemlicher Schlag für ihn.
    »Sie waren in Ihrem Zimmer?«
    »Jawohl, in diesem meinem Zimmer.«
    »Allein?«
    »Im Gegenteil. Jeeves war bei mir.«
    »Wer ist Jeeves?«
    »Sie kennen Jeeves nicht? Das ist Jeeves. Jeeves – Sir Watkyn Bassett.«
    »Und wer sind Sie, guter Mann?«
    »Genau das ist er – ein guter Mann, einer der besten. Es ist nicht übertrieben, wenn ich behaupte, daß er meine rechte Hand ist.«
    »Danke, Sir.«
    »Nichts zu danken, Jeeves. Diese Bezeichnung haben Sie sich redlich verdient.«
    Ein höhnisches Grinsen entstellte das Gesicht des alten Bassett – falls ein Gesicht wie seines überhaupt noch durch irgendwas entstellt werden konnte.
    »Ich bin nicht bereit, Mr. Wooster, die Aussage Ihres Bediensteten als hinreichenden Beweis Ihrer Unschuld zu akzeptieren.«
    »So, Sie finden das noch nicht hinreichend? Jeeves, machen Sie doch mal Mr. Spode ausfindig und sagen Sie ihm, er soll hierherkommen und mein Alibi erhärten.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Würdevoll schritt er von dannen, während Papa Bassett anscheinend versuchte, etwas Hartes, Kantiges hinunterzuschlucken.
    »War Roderick Spode bei Ihnen?«
    »Ja, stellen Sie sich mal vor. Hoffentlich schenken Sie seinem Wort Glauben?«
    »Selbstverständlich glaube ich Roderick Spode.«
    »Na schön. Er wird ja gleich hier sein.«
    Er kam ins Grübeln.
    »Hm … Anscheinend habe ich mich wirklich geirrt, als ich annahm, daß Sie mein Sahnekännchen versteckt hielten. Der Diebstahl muß wohl von einem andern begangen worden sein.«
    »Wenn Sie mich fragen – das war ein Profi«, sagte Tante

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