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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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dachte die dußlige Gans, ich sei in sie verliebt. Die Folge war, daß sie Gussie nach seinem aufsehenerregenden Auftritt bei der Preisverleihung vorübergehend fallenließ und sich mir an den Hals hängte. Und mir war daraufhin nichts anderes übriggeblieben, als mich in das Unvermeidliche zu fügen. Ich meine, wenn ein Mädchen sich einbildet, daß man sie liebt, und wenn sie dann ankommt und einem erzählt, sie hätte ihren Verlobten in die Wüste geschickt und sei bereit, sich mit einem zu liieren – was kann man da schon machen?
    Glücklicherweise hatten sich diese beiden Pfeifen dann in letzter Minute wieder versöhnt, so daß ich noch mal davonkam. Aber mich schauderte jetzt noch, wenn ich daran dachte, in welcher Gefahr ich geschwebt hatte. Ich würde erst wieder beruhigt sein, wenn Gussie auf die Frage des Pfarrers »Willst du, Augustus?« errötend sein Jawort gehaucht hatte.
    »Wenn’s dich interessiert«, sagte Tante Dahlia, »ich werde an dieser Hochzeit auch nicht teilnehmen. Ich bin über Sir Watkyn Bassett sehr verärgert und finde, man sollte ihn demonstrativ meiden. Das ist vielleicht einer!«
    »Du kennst also diesen alten Knochen?« fragte ich ziemlich überrascht, obwohl es natürlich bestätigte, was ich immer sage, daß nämlich die Welt doch klein ist.
    »Und ob ich ihn kenne! Er ist ein Freund von Tom. Sie sammeln beide altes Silber und knurren sich deswegen ständig an wie die hungrigen Wölfe. Letzten Monat war er bei uns in Brinkley Court zu Besuch. Und weißt du, wie er mir die großzügige Gastfreundschaft vergolten hat? Er wollte mir heimlich Anatole abspenstig machen!«
    »Nein!«
    »Doch. Zum Glück ist Anatole standhaft geblieben – nachdem ich sein Gehalt verdoppelt habe.«
    »Verdopple es ruhig noch einmal«, sagte ich beschwörend. »Verdopple es immer weiter. Überhäufe ihn mit Geld, aber laß diesen begnadeten Meister der Kasserollen und Saucieren auf keinen Fall gehen!«
    Ich war merklich erregt. Der Gedanke, daß Anatole, dieser Kochkünstler par excellence, um ein Haar sein Schaffen in Brinkley Court beendet hätte, wo ich mich stets einladen konnte, um seine Kreationen zu goutieren, und daß er zum alten Bassett übergewechselt wäre, der für Bertram garantiert kein Gedeck hätte auflegen lassen – dieser Gedanke hatte mich im Innersten aufgewühlt.
    »Jawohl«, sagte Tante Dahlia, und in ihren Augen glimmte es, als sie an das Entsetzliche dachte, »so ein ausgebuffter Halunke ist dieser Sir Watkyn Bassett! Du solltest Spink-Bottle ermahnen, an seinem Hochzeitstag auf der Hut zu sein, sonst klaut ihm der alte Gauner bei der erstbesten Gelegenheit die Krawattennadel und verduftet durch die Sakristei. Und jetzt«, sagte sie und griff nach etwas, das ein tiefsinniger Artikel über Säuglingspflege zu sein schien, »verschwinde. Ich muß noch ungefähr sechs Zentner Korrekturfahnen durchackern. Ach, und gib das bitte Jeeves, wenn du ihn siehst. Es ist der Beitrag ›Für den Hausherrn‹, und es geht darin um Streifen an Smokinghosen und ähnlich gravierende Dinge. Ich möchte, daß er sich das mal kritisch durchliest und prüft, ob da nicht etwa an den Grundfesten der Etikette gerüttelt wird. Und kann ich mich darauf verlassen, daß du auch nichts verkehrt machst? Wiederhole noch mal mit deinen eigenen Worten, wie dein Auftrag lautet.«
    »Ich gehe in das Antiquitätengeschäft …«
    »…. in der Brompton Road …«
    »….in der, wie du schon sagtest, Brompton Road, erkundige mich nach dem Sahnekännchen …«
    »…. und machst es ihnen madig. Richtig. Also zisch ab! Die Tür ist hinter dir.«
     
    Ich war glänzend gelaunt, als ich aus dem Haus trat und ein Taxi herbeiwinkte. Andere wären wahrscheinlich ziemlich vergrätzt gewesen, wenn man ihnen in dieser Weise in den Vormittag hineingepfuscht hätte, aber mir machte es sogar Spaß, jemandem eine kleine Gefälligkeit erweisen zu können. Im Grunde seines Herzens, sage ich immer, ist Bertram Wooster der hilfsbereite Pfadfinder geblieben, der er schon als Dreikäsehoch war.
    Bei dem Geschäft in der Brompton Road, das mir als Antiquitätenladen beschrieben worden war, handelte es sich, wie sich vor Ort herausstellte, tatsächlich um einen Antiquitätenladen in der Brompton Road, und wie alle Antiquitätenläden – abgesehen von den Nobelbasaren in und um Bond Street – wirkte er von außen schäbig und im Innern düster und muffig. Ich weiß nicht, woran das liegt, aber diese Ramsch-und-Plunder-Händler scheinen

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