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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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nein?«
    »Nein.«
    »Dann muß ich mich eben irgendwo versteckt halten, bis morgen früh der erste Bummelzug fährt. Leb wohl, Bertie. Du hast mich schwer enttäuscht.«
    »Ich? Du hast mich schwer enttäuscht! Ich dachte, du hättest Mumm in den Knochen.«
    »Habe ich auch, und ich möchte nicht, daß Spode sich an meinen Knochen vergreift.«
    Er warf mir noch so einen Blick wie ein verendender Molch zu, und dann öffnete er vorsichtig die Tür. Nachdem er nach links und rechts gespäht und sich anscheinend davon überzeugt hatte, daß die Luft rein und Spode weit und breit nicht zu sehen war, flutschte er hinaus, und weg war er. Ich griff mir wieder mein Buch. Es schien das beste Mittel, um mir quälende Grübeleien vom Halse zu halten.
    Kurz darauf bemerkte ich, daß Jeeves da war. Ich hatte ihn gar nicht kommen gehört, aber so ist das oft mit Jeeves. Er strömt so lautlos von Punkt A nach Punkt B wie ein Edelgas.

7
    Ich würde zwar nicht so weit gehen zu behaupten, daß Jeeves geschmunzelt habe, aber jedenfalls lag auf seinem Gesicht ein Ausdruck stiller Zufriedenheit, und plötzlich fiel mir wieder ein, was ich über dem Hin und Her mit Gussie völlig vergessen hatte – daß Jeeves nämlich, als ich ihn zuletzt sah, auf dem Weg zum Telefon gewesen war, um den Vorsitzenden des Junior Ganymede Clubs anzurufen. Erwartungsvoll sprang ich also auf. Wenn mich nicht alles täuschte, hatte er mir etwas mitzuteilen.
    »Na, Jeeves, haben Sie Ihren Clubhäuptling erreicht?«
    »Jawohl, Sir. Ich habe bis eben mit ihm gesprochen.«
    »Und hat er mit schmutziger Wäsche aufwarten können?«
    »Was er mir mitgeteilt hat, war sehr aufschlußreich, Sir.«
    »Spode hat also etwas zu verbergen?«
    »Jawohl, Sir.«
    Ich war tief bewegt.
    »Wie konnte ich nur an Tante Dahlia zweifeln! Tanten haben einen sechsten Sinn. Also schießen Sie los!«
    »Ich bedaure, Sir, aber das geht nicht. Bezüglich der Weitergabe von Informationen aus dem Club-Buch sind die Statuten sehr streng.«
    »Heißt das, Sie sind zum Stillschweigen verpflichtet?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Dann war ja die ganze Telefoniererei für die Katz!«
    »Ich bin lediglich gehalten, Ihnen keine Einzelheiten mitzuteilen, Sir. Es ist mir jedoch gestattet, Ihnen zu sagen, daß es Mr. Spodes Neigung zu Gewalttätigkeiten erheblich mindern würde, wenn Sie ihn wissen ließen, daß Sie über die Sache mit Eulalie im Bilde seien.«
    »Über Eulalie?«
    »Jawohl, Sir, über Eulalie.«
    »Dann würde er kuschen?«
    »Jawohl, Sir.«
    Ich dachte nach. Viel konnte ich damit nicht anfangen.
    »Sind Sie sicher, daß Sie mir nicht noch etwas mehr verraten dürfen?«
    »Absolut sicher, Sir. Wenn ich es täte, hätte das höchstwahrscheinlich meinen Ausschluß aus dem Club zur Folge.«
    »Na, das möchte ich natürlich nicht.« Der Gedanke, daß man ihn vor ein Regiment von in Reih und Glied angetretenen Butlern zitieren und ihm die Livreeknöpfe schmachvoll abreißen könnte, war mir entsetzlich. »Aber Sie wissen genau, daß Spode sich nicht mehr mucksen wird, wenn ich ihm ins scheele Auge blicke und dabei diesen Spruch loslasse? Das ist für mich sehr wichtig. Nehmen wir mal an, Sie wären Spode, und ich komme zu Ihnen und sage: ›Spode, ich bin über die Sache mit Eulalie im Bilde.‹ Würde Sie das vom Schlitten hauen?«
    »Jawohl, Sir. Angesichts seiner Stellung in der Öffentlichkeit wäre es diesem Gentleman zweifellos sehr unangenehm, wenn das Thema Eulalie zur Sprache käme.«
    Ich übte das ein Weilchen. Mit den Händen in der Hosentasche schlenderte ich auf die Wäschekommode zu und sagte:
    »Spode, ich bin über die Sache mit Eulalie im Bilde.« Dann versuchte ich es noch einmal, indem ich dabei mit dem Finger drohte. Schließlich probierte ich es mit verschränkten Armen, aber mir kam das alles nicht besonders überzeugend vor.
    Trotzdem sagte ich mir, daß Jeeves sicher wußte, wovon er redete.
    »Na schön, wenn Sie meinen, Jeeves. Dann werde ich jetzt am besten mal loszittern und Gussie aufspüren, um ihm diese erlösende Nachricht zukommen zu lassen.«
    »Sir?«
    »Ach so – das wissen Sie ja noch gar nicht. Tja, Jeeves, seit wir uns zuletzt sahen, hat sich die Lage weiter zugespitzt. War Ihnen bekannt, daß Spodes Herz schon seit langem für Miss Bassett schlägt?«
    »Nein, Sir.«
    »Ist aber eine Tatsache. Miss Bassetts Wohlergehen bedeutet Spode sehr viel, und nachdem er gehört hat, daß ihre Verlobung in die Binsen gegangen ist, und zwar aus Gründen, die dem

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