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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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männlichen Beteiligten nicht gerade zur Ehre gereichen, ist er darauf aus, Gussie das Genick zu brechen.«
    »Tatsächlich, Sir?«
    »Sie können’s mir glauben. Erst vor kurzem war er hier und hat mir das ausdrücklich versichert, und Gussie, der währenddessen zufällig unter meinem Bett lag, hat es auch gehört. Die Folge ist, daß Gussie jetzt die Absicht hat, aus dem Fenster zu klettern und nach Kalifornien auszuwandern. Was natürlich eine Katastrophe wäre. Er muß unbedingt hierbleiben und sich wieder mit ihr versöhnen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wenn er erst mal in Kalifornien ist, kann er sich ja nicht mehr mit ihr versöhnen.«
    »Nein, Sir.«
    »Deshalb muß ich ihn jetzt unbedingt finden. Obwohl ich bezweifle, daß er zum gegenwärtigen Zeitpunkt leicht zu finden ist. Vermutlich hockt er irgendwo auf dem Dach und überlegt, wie er es hinter sich hochziehen könnte.«
    Meine Befürchtungen erwiesen sich als leider vollkommen begründet. Ich durchsuchte das Haus von oben bis unten, aber er blieb spurlos verschwunden. Wenn Totleigh Towers diesen Augustus Fink-Nottle irgendwo verborgen hielt, dann gab es sein Geheimnis jedenfalls nicht preis. Schließlich gab ich auf und kehrte in mein Zimmer zurück. Und wer beschreibt mein grenzenloses Erstaunen, als ich beim Eintreten keinen anderen als besagten Gussie entdeckte. Er stand an meinem Bett und knotete die Laken zusammen.
    Da er mir den Rücken zuwandte und der Teppich ziemlich dick war, bemerkte er mich erst, als ich den Mund aufmachte. Mein »He!«, das wohl ein bißchen heftig ausfiel, da ich entsetzt war, mein Bett in diesem Zustand zu sehen, ließ ihn heftig zusammenzucken. Aschfahl und mit verzerrtem Gesicht drehte er sich um.
    »Püh!« keuchte er. »Ich dachte schon, du wärst Spode!«
    Als der erste Schrecken abgeklungen war, wurde er indigniert und sah mich finster an. Die Augen hinter der Hornbrille funkelten böse. Er sah aus wie ein verärgerter Heilbutt.
    »Was zum Teufel denkst du dir eigentlich, Wooster!« begehrte er zu wissen. »Dich so von hinten anzuschleichen und plötzlich ›He!‹ zu schreien! Mir ist fast das Herz stehengeblieben.«
    »Und was zum Donnerwetter denkst du dir eigentlich, Fink-Nottle!« erkundigte ich mich nun meinerseits. »Meine Bettwäsche so zu mißhandeln, nachdem ich es ausdrücklich untersagt habe! Wenn du schon Bettlaken zusammenknoten willst, dann nimm gefälligst deine eigenen!«
    »Das geht doch nicht. Spode sitzt auf meinem Bett!«
    »Ach?«
    »Jawohl! Er wartet dort auf mich. Nachdem ich hier war, bin ich zu meinem Zimmer gegangen, und wenn ich nicht zufällig gehört hätte, wie er sich räusperte, wäre ich ihm direkt in die Arme gelaufen.«
    Ich sah, daß es höchste Zeit war, dieses Nervenbündel zu beruhigen.
    »Du brauchst vor Spode keine Angst mehr zu haben, Gussie.«
    »Was heißt, ich brauche vor Spode keine Angst mehr zu haben? Drück dich bitte etwas deutlicher aus.«
    »Es ist, wie ich es sage. Gefahrmäßig – wenn du diese Wortbildung entschuldigen willst – ist Spode eine Quantité négligeable. Dank Jeeves und seinem hervorragend funktionierenden Nachrichtendienst habe ich etwas über ihn herausbekommen, das er auf keinen Fall publik werden lassen möchte.«
    »Und was ist das?«
    »Tja, es gibt da einen Haken. Als ich sagte, ich hätte etwas herausbekommen, da meinte ich eigentlich, daß Jeeves es herausbekommen hat, und Jeeves ist leider zu striktem Stillschweigen verpflichtet. Trotzdem bin ich in der Lage, dem Mann gewaltig eins auf den Hut zu geben. Wenn er mir dumm kommt, wird er sein blaues Wunder erleben.« Hier verstummte ich und stellte die Lauscher auf. Draußen auf dem Flur näherten sich Schritte. »Aha!« sagte ich. »Da kommt jemand. Möglicherweise ist das sogar der Kerl.«
    Gussie stieß einen hysterischen Schrei aus.
    »Schließ die Tür ab!«
    Ich machte eine lässige Handbewegung.
    »Nicht nötig«, sagte ich. »Laß ihn nur kommen. Ich freue mich richtig auf seinen Besuch. Mit dem werde ich fertig. Paß auf, du wirst deine Freude daran haben.«
    Und ich hatte mich nicht geirrt. Es war Spode. Vermutlich war es ihm auf Gussies Bett zu langweilig geworden, und da hatte er sich gedacht, eine weitere Plauderei mit Bertie wäre eine nette Abwechslung. Wieder kam er herein, ohne anzuklopfen, und als er Gussie sah, gab er einen Ausruf des Frohlockens von sich. Dann stand er einen Augenblick einfach da und schnaubte durch die Nüstern.
    Er schien seit unserer letzten Begegnung

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