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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Schluß gekommen, daß uns nichts anderes übrigbleibt, als die Laken von deinem Bett zu ziehen und zusammenzuknoten, und dann läßt du mich daran aus dem Fenster hinunterklettern. In den Romanen machen sie es immer so, und im Kino habe ich das, glaube ich, auch schon gesehen. Wenn ich erst mal unten bin, kann ich ja dein Auto nehmen und nach London fahren. Was ich dann mache, weiß ich noch nicht. Vielleicht gehe ich nach Kalifornien.«
    »Nach Kalifornien?«
    »Es ist immerhin siebentausend Meilen weg von hier. Spode würde mir bestimmt nicht bis nach Kalifornien folgen.«
    Ich sah ihn verständnislos an.
    »Du willst ausbüxen?«
    »Und wie ich ausbüxen will. Mit Karacho. Du hast doch gehört, was Spode gesagt hat.«
    »Hast du etwa Angst vor Spode?«
    »Allerdings!«
    »Aber du hast doch selbst gesagt, seine Muskeln seien nur Verzierung und er könne bestimmt nicht schnell laufen.«
    »Ich weiß. Aber da dachte ich noch, er sei hinter dir her. Inzwischen denke ich anders darüber.«
    »Aber Gussie, nun reiß dich mal zusammen! Du kannst doch nicht einfach türmen.«
    »Was soll ich denn sonst tun?«
    »Bleib hier und versöhne dich wieder mit Madeline. Du hast ja noch nicht mal versucht, ihr alles zu erklären.«
    »Doch, ich hab’s versucht! Vorhin, beim Abendessen. Während des Fischgerichts. Aber sie hat mir nur böse Blicke zugeworfen und Brotkügelchen gedreht.«
    Ich zermarterte mir das Großhirn. Irgendwo mußte es doch einen Ausweg geben, der nur darauf wartete, entdeckt zu werden. Nach ungefähr einer halben Minute kam mir dann eine Idee.
    »Ich hab’s!« sagte ich. »Du mußt dir dieses Notizbuch verschaffen. Dann könntest du es Madeline vorlegen, und wenn sie sieht, was da alles drinsteht, wird sie begreifen, daß sie dir unrecht getan hat und daß du dich bei deinem Verhalten gegenüber Stiffy nur von den lautersten Motiven hast leiten lassen. Sie wird einsehen, daß es sich um einen … wie sagt man doch gleich? … um einen Akt der Verzweiflung gehandelt hat. Sie wird dich verstehen und dir alles verzeihen.«
    Für einige Sekunden erhellte ein hoffnungsvolles Leuchten seine verzerrten Züge.
    »Da könnte was dran sein«, gab er zu. »So ginge es vielleicht. Kein schlechter Gedanke, Bertie.«
    »Das klappt hundertprozentig. Du wirst sehen: Tout comprendre, c’est tout pardonner. «
    Das Leuchten schwand wieder aus seinem Gesicht.
    »Aber wie komme ich an das Notizbuch heran? Wo ist es überhaupt?«
    »Hatte sie es denn nicht bei sich?«
    »Ich glaube nicht. Natürlich mußten meine Nachforschungen unter den gegebenen Umständen etwas oberflächlich bleiben.«
    »Dann befindet es sich wahrscheinlich in ihrem Zimmer.«
    »Da hast du’s! Ich kann unmöglich das Zimmer einer jungen Dame durchwühlen.«
    »Warum denn nicht? Als du hereinkamst, habe ich gerade in diesem Buch da gelesen. Zufällig – ich sage ›zufällig‹, aber vermutlich war es Fügung – war ich an eine Stelle gekommen, wo die Gangster genau dasselbe taten. Am besten gehst du jetzt gleich ans Werk, Gussie. Die nächsten ein, zwei Stunden sitzt sie bestimmt im Salon.«
    »Nein, sie ist ins Dorf gefahren. Im Gemeindesaal hält der Kaplan vor den Landfrauen einen Lichtbildervortrag über das Heilige Land, und sie spielt dazu die Klavierbegleitung. Trotzdem … Nein, Bertie, ich kann das nicht. Es mag das einzig Richtige sein – ich bin sogar sicher, daß es das einzig Richtige ist … aber ich habe nicht die Nerven dazu. Stell dir nur vor, Spode käme herein und entdeckte mich!«
    »Spode würde doch nicht einfach mir nichts, dir nichts in das Zimmer einer jungen Dame eindringen.«
    »Da bin ich nicht so sicher. Solche vagen Vermutungen sind jedenfalls keine solide Grundlage für heikle Unternehmungen. Ich halte Spode für einen Kerl, der überall eindringen würde. Nein – mein Herz ist gebrochen, mein Glück ist zerstört, und ich habe keine andere Wahl mehr, als mich damit abzufinden und mich daranzumachen, die Bettlaken zusammenzuknoten. Komm, packen wir’s an.«
    »Von meinen Bettlaken wirst du keine zusammenknoten.«
    »Aber es geht um mein Leben, zum Donnerwetter!«
    »Das ist mir egal. Ich weigere mich, bei dieser feigen Fluchtaktion auch noch Beihilfe zu leisten.«
    »Bist du es wirklich, Bertram Wooster?«
    »Das hast du mich schon einmal gefragt.«
    »Und ich frage dich noch einmal. Zum letzten Mal, Bertie, willst du mir ein paar von deinen Bettlaken borgen und mir helfen, sie zusammenzuknoten – ja oder

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