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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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anvertraut. Siehst du: Bisher war der Haken an der Sache doch der, daß diese Verlobung in die Brüche gehen könnte, wenn Stephanie das Notizbuch dem alten Bassett gäbe. Aber wenn die beiden gar nicht mehr verlobt sind …«
    Ich wiederholte mein Kopfschütteln.
    »Du arme Irrende«, sagte ich. »Dir ist der springende Punkt schon wieder entgangen. Solange Stiffy das Notizbuch hat, kann man es Madeline Bassett nicht zeigen. Und Gussie muß das Notizbuch der Bassett zeigen, um zu beweisen, daß der Grund, weshalb er Stiffy ins Dekolleté gelangt hat, ein ganz anderer Grund war als der, den sie ihm unterstellt. Und erst, wenn er ihr das bewiesen hat, wird er den Mut aufbringen, sich wieder mit ihr zu versöhnen. Daß er den Mut aufbringt, sich wieder mit ihr zu versöhnen, ist aber die Voraussetzung dafür, daß es mir erspart bleibt, die blöde Bassett selber zu ehelichen. Nein, es bleibt dabei. Bevor ich mich um irgend etwas anderes kümmere, muß ich dieses Notizbuch haben.«
    Meine schonungslose Situationsanalyse verfehlte ihre Wirkung nicht. Man sah es Tante Dahlia an, daß sie von der hieb- und stichfesten Beweisführung beeindruckt war. Ein Weilchen nagte sie stumm an ihrer Unterlippe und machte ein Gesicht wie eine Tante, der man einen Wermutsbecher verabreicht hat.
    »Und wie willst du dir dieses Ding beschaffen?«
    »Ich werde ihr Zimmer durchsuchen.«
    »Was versprichst du dir davon?«
    »Wie Gussies Nachforschungen ergeben haben, liebwerte Ahnfrau, trägt sie das Notizbuch nicht bei sich. Daraus folgt zwingend, daß es sich in ihrem Zimmer befinden muß.«
    »Schön, aber wo in ihrem Zimmer, du Schlaumeier? Es könnte überall sein. Und wo immer es sein mag, du kannst Gift darauf nehmen, daß sie es sehr sorgfältig versteckt hat. Das hast du dir wohl noch gar nicht überlegt, was?«
    Tja, da hatte sie allerdings recht, und mein überraschtes »Ach so! Ja!« muß ihr das verraten haben, denn sie schnaubte wie ein Büffel am Wasserloch.
    »Du hast dir wahrscheinlich eingebildet, es würde auf der Frisierkommode herumliegen. Von mir aus durchsuche ihr Zimmer ruhig, wenn es dir Spaß macht. Es kann ja nichts schaden. Dann bist du wenigstens beschäftigt und treibst dich nicht in Wirtshäusern herum. Ich werde mir inzwischen mal etwas Vernünftiges einfallen lassen. Einer von uns muß es ja tun.«
    Im Vorbeigehen schnappte sie sich ein Porzellanpferdchen vom Kaminsims und stampfte es mit dem Fuß in Grund und Boden. Dann rauschte sie hinaus. Da hatte ich nun geglaubt, alles bis ins Detail durchdacht zu haben, und nun mußte ich mir sagen lassen, daß es damit Pustekuchen war. Das war ein ziemlicher Schlag, und entmutigt setzte ich mich hin und fing an, auf Teufel komm raus nachzudenken.
    Und je länger ich nachdachte, um so klarer wurde mir, daß die alte Muhme recht hatte. Wenn ich mich so in meinem Zimmer umsah, entdeckte ich mindestens ein Dutzend Plätze, an denen ich mit Leichtigkeit etwas Kleines, zum Beispiel ein ledergebundenes Notizbuch voller kritischer Anmerkungen über die Suppeneßgewohnheiten des alten Bassett, hätte verstecken können. In Stiffys Boudoir, so war anzunehmen, sah die Sache nicht viel anders aus. Dort herumzustöbern war also eine Aufgabe, an der auch der instinktsicherste Spürhund scheitern mußte, ganz zu schweigen von jemandem wie mir, der schon als Kind nur mäßige Erfolge bei Spielen wie ›Räuber und Gendarm‹ und ›Such den Penny‹ verzeichnen konnte.
    Um meinem Kopf ein bißchen Abwechslung zu gönnen, bevor ich ihn noch einmal in dieser Angelegenheit strapazierte, griff ich wieder zu meinem Krimi. Und was soll ich Ihnen sagen – kaum hatte ich eine halbe Seite gelesen, da brach ich auch schon in Jubelrufe aus! Ich war auf etwas höchst Interessantes gestoßen.
    »Jeeves«, sagte ich, als dieser gleich darauf hereinkam, »ich bin auf etwas höchst Interessantes gestoßen.«
    »Sir?«
    Ich merkte, daß ich in Rätseln gesprochen hatte und daß erklärende Anmerkungen vonnöten waren.
    »Hier in diesem Krimi«, sagte ich deshalb. »Aber bevor ich Ihnen die Stelle zeige, möchte ich Ihnen höchstes Lob und Anerkennung für die Zuverlässigkeit Ihrer Informationen bezüglich Spode aussprechen. Sei bedankt, mein lieber Schwan! Sie hatten ja prophezeit, daß er bei dem Namen Eulalie sooo klein werden würde, und genau so war’s dann auch. In puncto Bedrohlichkeit ist Spode jetzt ein Nonvaleur … falls das das richtige Wort ist.«
    »Völlig korrekt, Sir.«
    »Das

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