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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Verletzung seiner Selbstachtung, wenn Sie verstehen, was ich meine –, dieses Gefühl, daß er, gewissermaßen die Krone der Schöpfung, sich wegen der Launen eines blöden Vierbeiners auf einer Hutablage einzuquartieren gezwungen war.
    So ging es mir jetzt auch. Ich will ja von unserm Stammbaum kein großes Aufhebens machen, aber immerhin waren die Woosters schon dabei, als ihr alter Duzfreund und Zechkumpan Wilhelm der Eroberer gen Engelland zog. Nur – was nützt einem der schönste Eroberer in der Bekanntschaft, wenn man dann selbst von einem lumpigen Scotchterrier herumgehetzt und schikaniert wird?
    Diese Überlegungen beeinträchtigten meine Laune erheblich, so daß ich dem Kläffer mürrische Blicke zuwarf.
    »Ich finde es unerhört, Jeeves«, sagte ich und ließ meinem Unmut freien Lauf, »daß dieser Hund sich in einem Schlafzimmer herumtreibt. Unhygienisch nenne ich das!«
    »Jawohl, Sir.«
    »Scotchterrier müffeln, da kann man machen, was man will. Sie erinnern sich bestimmt noch an Tante Agathas Mcintosh, der mal bei uns zu Gast war. Er stank zum Himmel. Ich habe das seinerzeit mehrmals erwähnt.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Aber dieser hier ist ja noch schlimmer. Man müßte ihn eigentlich in den Stall sperren. Es ist einfach unglaublich: In Stiffys Zimmer wimmelt es von Scotties, in Gussies Zimmer treiben sich Molche herum – Totleigh Towers ist ja der reinste Kleintierzoo!«
    »Jawohl, Sir.«
    »Aber betrachten wir die Sache noch mal von einer anderen Seite«, sagte ich, denn das Thema begann mich zu interessieren. »Es ist doch äußerst gefährlich, einen Hund von dieser Art und Veranlagung in einem Schlafzimmer einzusperren, wo er jeden anfallen kann, der ahnungslos das Zimmer betritt. Wir beide wissen uns zwar in einer plötzlichen Gefahrensituation wie vorhin zu helfen, aber stellen Sie sich vor, wir wären ein schreckhaftes Zimmermädchen gewesen!«
    »Jawohl, Sir.«
    »Ich sehe die Situation deutlich vor mir: Sie kommt in das Zimmer, um das Bett zu machen. Es handelt sich um ein zierliches Geschöpf mit großen Augen und einem verängstigten Gesichtsausdruck. Sie schließt die Tür hinter sich. Sie geht auf das Bett zu. Und da! Was ist das? Da kommt mit einem gewaltigen Satz dieser menschenfressende Hund auf sie zu … Ich wage gar nicht, mir den Rest auszumalen.«
    »Nein, Sir.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ich wünschte, Jeeves«, sagte ich, »Sie würden nicht einfach dasitzen und dauernd ›Jawohl, Sir‹ und ›Nein, Sir‹ sagen, sondern etwas unternehmen.«
    »Aber was soll ich denn unternehmen, Sir?«
    »Sie sollen Aktivitäten entfalten, Jeeves. Darauf kommt es jetzt an – auf Aktivität und entschlossenes Handeln. Erinnern Sie sich noch, wie wir mal im Landhaus meiner Tante Agatha in Woolam Chersey in der Grafschaft Hertfordshire zu Besuch waren? Bei dieser Gelegenheit wurde ich, wenn ich Ihrem Gedächtnis nachhelfen darf, von einem wildgewordenen Schwan genötigt, auf das Dach eines Pavillons zu klettern, der auf einem Inselchen mitten im Schloßteich stand.«
    »Ich erinnere mich des Vorfalls noch sehr lebhaft, Sir.«
    »Ich auch! Und besonders deutlich sehe ich vor meinem geistigen Auge … – Man sagt doch ›geistiges Auge‹, ja?«
    »Jawohl, Sir.«
    »… wie Sie diesem Vogel mit einem unerschrockenen ›Bis hierher und nicht weiter!‹ entgegengetreten sind und ihm Ihren Trenchcoat über den Kopf geworfen haben, wodurch die finsteren Pläne dieser gemeingefährlichen Ziergans durchkreuzt, vereitelt und zunichte gemacht wurden. Das war ein richtiges Bravourstück. Etwas Bravouröseres habe ich noch nie gesehen.«
    »Verbindlichen Dank, Sir. Es freut mich, wenn Sie mit mir zufrieden waren.«
    »Das war ich, Jeeves, und nicht zu knapp! Und ich dachte gerade, daß dieser Bluthund ein dummes Gesicht machen würde, wenn Sie noch mal etwas Ähnliches unternähmen.«
    »Gewiß, Sir. Leider habe ich keinen Trenchcoat bei mir.«
    »Dann schlage ich vor, daß Sie es mal mit einem Bettlaken versuchen. Und falls Sie im Zweifel sein sollten, ob ein Bettlaken sich ebensogut eignet, dann kann ich Ihnen versichern, daß ich, kurz bevor Sie kamen, an Mr. Spode einen Versuch durchgeführt habe und daß das Ergebnis sehr zufriedenstellend war. Er hat sich aus dem Ding gar nicht mehr befreien können.«
    »Tatsächlich,’ Sir?«
    »Wenn ich’s Ihnen sage, Jeeves! Etwas Besseres als ein Bettlaken können Sie sich für solche Zwecke gar nicht vorstellen. Dort auf dem Bett finden Sie

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