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Alter König Neuer König - Seelenweishheit im Märchen (German Edition)

Alter König Neuer König - Seelenweishheit im Märchen (German Edition)

Titel: Alter König Neuer König - Seelenweishheit im Märchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Riemann
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patriarchale Mann nicht tut, dann ist die Voraussetzung, eine liebevolle Beziehung zum anderen Geschlecht zu entwickeln, mit Sicherheit gegeben. Wie sollen wir als Männer eine äußere Frau lieben und verstehen, wenn wir unsere innere Frau nicht lieben und verstehen? Die Beziehungen, die Männer zu Frauen haben, spiegeln im Grunde auch die Beziehung, die ein Mann zu seiner inneren Frau hat. Je erfüllter, selbstverständlicher, vertrauter diese Beziehung zur Anima, zur Welt des Unbewussten, zur eigenen Gefühlswelt ist, desto leichter wird es, zu einer Frau eine liebevolle Beziehung aufzubauen, oder überhaupt erst liebes- und beziehungsfähig zu werden.
     
    Lernt dagegen eine Frau ihren »inneren Mann« zu achten, zu lieben und ihn einzuladen ins Leben sowie Entscheidungsfähigkeit, die Kriegerseite zu entwickeln oder auch die Autoritäts- und Königsposition zu leben, wird es ihr umso leichter fallen, auch Männer zu lieben, ohne sich von ihnen bedroht zu fühlen, ohne diese archetypisch männlichen Aspekte nur von ihnen zu erwarten oder diese auf sie zu projizieren.
     

3. Alter König – Neuer König
     
    In unzähligen Märchen aller Kulturen ist die Rede davon, dass ein alter König seinen Thron räumen muss, um den Weg freizumachen für einen Nachfolger, der das Reich zu neuer Blüte führt.
     
    Dies heißt nun nicht, dass der alte König von vorneherein eine negative Gestalt ist. Manchmal ist er es, manchmal aber auch nicht. Wie alle Alten im Märchen ist er zunächst eine Gestalt der Erfahrung und versteht etwas vom Schicksal. Er ist nahe am Archetyp des alten Weisen, des Großvaters, d. h. des großen Vaters. Als solcher versteht er die kosmischen Gesetze und wacht über deren Einhaltung. Als guter König ist er ein weiser Ratgeber, vor allem in Krisensituationen. Er fördert die Entwicklung seiner Kinder, entlässt sie aus seinem Reich mit seinem Segen. Auch weiß er, wann es Zeit ist den Thron zu räumen, die Krone weiterzugeben. Seinen Kindern hinterlässt er ein reiches Erbe (was nicht nur materiell zu verstehen ist), auf dem sie aufbauen können, oder zumindest eine Kostbarkeit, die oft die Qualität eines magischen Schutzes hat, etwa ein Zauberring, eine Zauberformel, ein Dolch oder ein hilfreiches Tier. Als »schrecklicher« König dagegen klammert er sich an seinen Thron, kann nicht loslassen von seiner Macht. Er lässt seine Kinder nicht hochkommen, im Extremfall versucht er, sie zu verderben. Dann verstößt er seine Kinder aus dem Königreich und gibt ihnen seinen Fluch mit auf die Reise. Er stellt ihnen unlösbare Aufgaben und hofft, dass sie daran scheitern. Sein Erbe ist oft »vergiftet« oder an Bedingungen geknüpft. Auch über den Tod hinaus will er an seiner Macht festhalten. Hierzu gehören die Versprechen am Sterbebett, die dann doch nie eingehalten werden können und die Kinder in größte Gewissenskonflikte stürzen.
     
    Nun macht es interessanterweise für den Verlauf eines Märchens kaum einen Unterschied, ob der alte König am Anfang als positive oder schreckliche Gestalt auf den Plan tritt. Ebenso wenig erscheint es von entscheidender Bedeutung, ob der Held freiwillig – als »aktiver« Held – oder unfreiwillig – als »leidender« Held – das alte Königreich verlässt. Sowohl der aktive als auch der leidende Held findet sich beispielsweise verirrt im Wald wieder, wo dann erste Lektionen auf ihn warten. Der Individuationsweg führt zunächst ins Niemandsland.
     
    Oft sind die verstoßenen Helden in Krisensituationen des Märchens sogar im Vorteil: Sie kennen die Schattenseiten des Lebens ja schon von zu Hause. Die Goldkinder, die den alten König nur positiv erlebt haben, tun sich dagegen schwer, wenn die bisher so heile Welt erschüttert wird: »Der Königssohn, der von Falschheit nichts wusste, fiel auf die List der Riesen herein« heißt es etwa in einem Grimmschen Märchen. Ein vom Vater gebranntes Kind wäre niemals so naiv! Insofern ist – oft indirekt – der schreckliche alte König einer, der die Entwicklung des Helden vorantreibt. Er repräsentiert die Kraft, die das Böse will und das Gute schafft. Der nur helle, »gute« König dagegen kann durchaus die Entwicklung seines Kindes erschweren, gerade wenn es um Auseinandersetzung mit Schattenseiten des Lebens geht.
     
    Interessant in diesem Zusammenhang ist das Schicksal der so genannten Waisenkinder im Märchen. Dabei muss es sich – im richtigen Leben – nicht um Kinder handeln, die ohne ihre leiblichen

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