Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
Vom Netzwerk:
Tage, und Matt musste seine ganze Überredungskunst in die Schale werfen, um allein in der Wohnung bleiben zu dürfen. Schließlich fragten sie Maât, seine langjährige Babysitterin, ob sie ab und zu nach ihm sehen könne. Maât wohnte im gleichen Stockwerk. Sie stammte aus Ägypten, und ihre sonnengebräunte Haut war das Spiegelbild ihres sonnigen, fröhlichen Gemüts. Die mollige, liebevolle Frau hatte über Jahre hinweg abends auf den kleinen Matt aufgepasst, wenn seine Eltern nicht rechtzeitig nach Hause kommen konnten. Matt erinnerte sich gern an diese Zeit, aber inzwischen war ihm nach mehr Freiheit zumute. Auch wenn er Maât gegenüber noch immer eine gewisse Zärtlichkeit hegte, musste er sich eingestehen, dass die alte Jungfer ihm mit ihrer Fürsorglichkeit ziemlich auf den Geist ging. Letzten Endes schaute Maât nur am dritten Abend kurz vorbei, und so konnte er die drei Tage doch allein genießen.
    Am Weihnachtstag stellte Matt erfreut fest, dass seine Eltern versuchten, gelassen zu bleiben. Man hätte fast glauben können, dass sie sich wieder zusammenraufen wollten. Beim Anblick des Stapels von Geschenken, die sie ihm gekauft hatten, begann er zu strahlen, aber dann begriff er, dass sie ihn so verwöhnten, weil es ihr letztes Weihnachten zu dritt war. Das Lächeln erstarb auf seinen Lippen, bis er beim letzten und größten Paket anlangte. Noch bevor er es aufmachte, wusste er, was es war, und platzte fast vor Glück: Aragorns Schwert.
    »Das ist eine authentische Nachbildung«, betonte sein Vater stolz. »Keine mit Luft gefüllte Imitation. Das ist eine richtige Waffe, wenn du die Klinge schärfst. Es heißt also aufpassen, junger Mann.«
    Matt zog das Schwert aus der Verpackung, streckte es in die Luft und stellte überrascht fest, wie schwer es war. Die Klinge glänzte vor seinen Augen, als finge sie das Deckenlicht ein. Wie Elbensterne, dachte er. Im Paket inbegriffen waren eine Wandhalterung und eine lederne Scheide mit Riemen, um es auf dem Rücken zu tragen, wie im Film.
    »Danke! Ich weiß schon, wo ich es aufhängen werde!«, sagte Matt. »Ich kann es kaum erwarten, die Gesichter der anderen zu sehen, wenn ich es ihnen zeige!«
    Am nächsten Morgen zog Matt sich hastig an und ging ins Wohnzimmer, wo sein Vater die Nachrichten ansah. Der Sprecher kommentierte gerade die schrecklichen Verwüstungen nach einem Sturm.
    »Dies ist bereits der dritte Zyklon in zwei Monaten, der über diese ansonsten verschonte Region hinwegfegt, während gleichzeitig eine Serie von Erdbeben Asien erschüttert.«
    Ein anderer Journalist fügte hinzu:
    »Ja, Dan, ein Thema ist seither in aller Munde: Angesichts der Witterungsbedingungen, die sich radikal gewandelt haben, und der zahlreichen Naturkatastrophen der letzten Jahre muss man sich fragen, ob sich das Klima auf unserem Planeten durch die globale Erwärmung nicht viel schneller verändert als erwartet …«
    Matts Vater nahm die Fernbedienung und schaltete um. Jetzt erschienen Bilder von Soldaten, die in einer fernen Stadt patrouillierten, begleitet von einer monotonen Stimme, die vollkommen ungerührt schilderte, was vor sich ging: »Die bewaffneten Truppen kontrollieren die Stadt, während die Konflikte in großen Teilen des Landes weitergehen. Dabei sei gesagt, dass …« Der Sender wich einem anderen. Wettervorhersage.
    »Menschen mit Atemproblemen oder Asthma sollten heute körperliche Anstrengung vermeiden, da die Luftqualität bei 6 liegen wird, eine schlechte Neuigkeit, die uns aber nicht vergessen lassen sollte, dass bald Neujahr …«
    Der Fernseher erlosch, und Matts Vater drehte sich um.
    »Du gehst raus, mein Junge?«
    »Ich will Tobias und Newton mein neues Schwert zeigen.«
    »Nichts da, damit gehst du nicht aus dem Haus. Das ist eine Waffe, nur zu deiner Erinnerung, das ist verboten. Wenn du willst, dass sie es sehen, müssen sie schon herkommen.«
    Matt nickte seufzend.
    »Okay, ich lasse es da. Ich gehe zu Newton, wir probieren seine neue Spielkonsole aus.«
    Fünf Minuten später lief Matt durch die Straßen der East Side, eingemummt in seinen halblangen Mantel und einen dicken Schal. Über Nacht war die Kälte unerwartet heftig über die Stadt hereingebrochen, als wollte sie innerhalb weniger Stunden ihre Verspätung aufholen. Es war kurz vor neun Uhr, und die Autos fuhren im Schritttempo auf den spiegelglatten Straßen.
    Matt bog in die 96. Straße, wo weniger Verkehr herrschte und ein paar vereinzelte Fußgänger, die starr vor sich auf

Weitere Kostenlose Bücher