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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Weitwanderer zuckte zusammen und schrie auf.
    Die Gestalt war sehr groß und stand auf weißen, stelzenartigen Beinen. Sie senkte sich, bis ihr Gesicht auf die Höhe von Franklins Augen gelangte. Zwei Lider öffneten sich und gaben gleißende Scheinwerfer frei, die den Weitwanderer blendeten.
    »He!«, rief er und hielt sich die Hand vor das Gesicht.
    Der Stelzenläufer musterte ihn lang. Dann erloschen seine Augen, und er ließ Franklin vorbei.
    »Was in aller Welt war denn das?«, murmelte er.
    Ein Rauschen zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Etwas weiter entfernt entdeckte er einen großen, dunklen Schleier, der einen Meter über dem Boden schwebte und in einem Wind wogte, der nirgendwo sonst zu spüren war. Hände und Arme erschienen, als wollten sie den Stoff verlassen. Der Schleier flatterte ein paar Mal und glitt langsam auf Franklin zu.
    Dann trat eine Form hervor. Ein länglicher Kopf, der nur aus Kanten und Hohlräumen zu bestehen schien, wie der Schädel eines Skeletts, mit sonderbar hoher Stirn und tiefen Augenhöhlen. Eine röchelnde Stimme, die zischte und pfiff, wehte an seine Ohren.
    »Wo … ist … das Kind?«
    Franklin machte einen Schritt nach hinten. Er hatte eine Gänsehaut am ganzen Körper.
    »Von welchem Kind sprechen Sie?«, hörte er sich sagen.
    »Matt … das Kind Matt.«
    Die Stimme ließ Franklin erschaudern. Sie kam von weit her. Dieses Etwas war nicht wirklich hier unter diesem seltsamen Schleier, sondern kam aus weiter Ferne … Aus einer anderen Welt , dachte Franklin.
    »Ich … Ich weiß nicht, was Sie meinen«, log er.
    Ehe er reagieren konnte, war der Torvaderon über ihm. Ein Dutzend Hände tauchten auf, packten ihn und hoben ihn hoch, bis er dicht vor den finsteren Augenlöchern hing.
    »Wo ist … Matt?«, fragte die röchelnde Stimme noch einmal.
    Diesmal wusste Franklin, dass er sich in großer Gefahr befand. Er hatte es bei seinen Reisen schon mit vielen Ungeheuern zu tun bekommen, aber noch nie mit einem so schrecklichen wie diesem hier.
    »Er … Er hat die Insel verlassen«, gestand Franklin. »Er ist in den … Westen gezogen.«
    Der Kopf des Torvaderon drehte sich im Uhrzeigersinn, bis er wieder an seine Ausgangsposition zurückkehrte.
    »Ich spüre … Angst«, zischte er. »Ich spüre … eine Lüge.«
    Zwei Hände tasteten sich unter die Kleider des Weitwanderers und berührten seine Haut. Sie waren eiskalt.
    Kalt wie der Tod!, dachte Franklin und spürte, wie das Entsetzen in ihm emporkroch.
    »Sprich oder leide«, befahl ihm der gespenstische Totenkopf.
    Als sein Opfer schwieg, schob der Torvaderon seine beiden Arme tiefer unter die Kleider des Jungen, bis seine Finger sich über seinem Herzen schlossen. Die Kälte schlich sich in Franklins Brust, und schreckliche Schmerzen durchzuckten ihn. Obwohl die Angst durch seinen Körper jagte, verlangsamte sich sein Herzschlag. Eine unsichtbare Kraft schien ihn aufzuhalten.
    »Sie sind im Westen!«, schrie Franklin. »Im Westen! Hören Sie auf! Hören Sie auf, Sie tun mir weh!«
    »Lüge!«
    Die Kälte machte sich in ihm breit, kroch in seinen Hals hoch und hielt plötzlich sein Gehirn in ihren ungeheuerlichen Pranken. Die Schmerzen wurden unerträglich. Franklin spürte, wie sein Herz immer langsamer pochte, während eine eiskalte Faust seinen Kopf umklammerte und ihm Dutzende Nadeln ins Hirn bohrte. Er hielt es nicht länger aus.
    »Im Süden!«, schrie er. »Sie gehen nach Süden! Erbarmen, hören Sie auf! Erbarmen!«
    »Im Süden …«, wiederholte der Torvaderon.
    Er zögerte kurz, und Franklin begann zu hoffen. Dann saugte das Monster ihn auf. Ehe er einen Schrei aus seinen Lungen pressen konnte, war der Junge in dem schwarzen Schleier verschwunden.
    Der Torvaderon schwebte einige Sekunden über dem Gras und überlegte. Dann sagte er mit seiner höllischen Stimme:
    »In den Süden!«
    Etwa zwanzig Stelzenläufer kamen aus dem Gebüsch und glitten lautlos Richtung Süden.

Über Maxime Chattam
    Maxime Chattam wurde 1976 in Montignylès-Cormeilles geboren. Er studierte Literaturwissenschaft in Paris, war anschließend als Buchhändler tätig und begann nebenher zu schreiben. Bereits sein erster Roman war in Frankreich ein großer Erfolg. Seitdem ist Maxime Chattam regelmäßig Gast auf den Bestsellerlisten.

Über dieses Buch
    »WO WIRST DU SEIN, WENN DIE WELT UNTERGEHT?«

Ein Orkan bricht über New York herein. Innerhalb weniger Stunden versinkt die Stadt in Eis und Schnee. Aus der Dunkelheit, die folgt,

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