Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
Vom Netzwerk:
im Schädel des Torvaderon auftaten, wurden schlagartig größer, und der Mund öffnete sich weit. Noch bevor Colin aufschreien konnte, wurde er von dem Tuch eingewickelt und ins Innere gesaugt.
    Tobias rieb sich die Augen. Colin war
im Innern
der schwarzen Gestalt verschwunden. Der Torvaderon hatte ihn verschlungen.
    Er durfte nicht länger hierbleiben.
    In diesem Augenblick barst die Tür, und Matt kam mit Jon und Ambre in das zerstörte Cockpit gestürzt.
    Wieder ertönte die schreckliche Stimme.
    »Matt! Kind! Komm zu mir!«
    Matt blieb wie gelähmt stehen, als er die dunklen Schwaden durch das zerbrochene Fenster dringen sah.
    Mit einem Satz hechtete Tobias auf die drei zu und stieß sie zurück in den Gang.
    Hinter ihm bäumte sich der Torvaderon auf. Aus dem dunklen Schleier schossen zwei Hände hervor, packten Tobias und zogen ihn in den Schlund, der inzwischen nahezu den gesamten Raum ausfüllte.
    Tobias streckte die Hand nach Matt aus.
    »Hilfe!«, schrie er. »Helft mir!«
    Im nächsten Augenblick senkte sich das Tuch über Tobias herab und riss ihn fort in die unendliche Leere im Innern des Torvaderon.
    Als die schwarze Gestalt Matt erblickte, erzitterte sie. Blitze zerrissen die Nacht und trafen die Meduse, die unter der elektrischen Spannung zu vibrieren begann und sich zusammenzog. Dann stieg sie so abrupt auf, dass der Torvaderon von dem Sog nach draußen gerissen wurde.
    Bei dem Ruck, der dabei durch das Luftschiff ging, wurden sämtliche Passagiere der Gondel umgeworfen. Die Meduse durchbrach die Gewitterwolken und stieg immer höher und höher, bis sich die gallertartige Substanz ihres Leibes aufzulösen begann und sie ins Trudeln geriet. Mit der Verzweiflung eines verwundeten Tiers flog sie im Zickzackkurs Richtung Norden weiter, schneller als ein galoppierendes Pferd, über Hügel und Seen und die Lichter eines Pan-Dorfes hinweg.
    Auch wenn sie dabei stetig an Höhe verlor, sauste sie immer noch mit solcher Geschwindigkeit voran, dass die Pans an Bord platt auf den Boden gedrückt wurden.
    Schließlich krachte die Gondel mit dem Bug in eine hohe Pappel, gleich darauf schrammte sie mit der Längsseite an einer Felskante entlang, und zuletzt rissen die Tentakel, an denen sie befestigt war. Der Wind trug sie noch ein Stück durch die Luft, bevor sie auf einer kleinen Lichtung im Wald endgültig zu Bruch ging. Der Aufprall war so heftig, dass die Planken barsten und die Trümmer in alle Himmelsrichtungen davonkullerten.
    Im Körper der Meduse entlud sich die Spannung in blauen Blitzen, die sie von innen her zerrissen.
    Als sie auf der Erde aufschlug, stieg eine gewaltige Staubwolke auf.
    Das blaue Flackern erstarb allmählich. Die Riesenqualle war tot.

50. Gespräch im Feuerschein
    D er Zeppelin war in Flammen aufgegangen; eine Stunde nach der Havarie schwelten die Überreste immer noch schwach vor sich hin.
    Eine menschliche Gestalt näherte sich den Trümmern und durchsuchte sie vorsichtig. Sie stieß auf zwei Körper, kniete neben ihnen nieder und stellte fest, dass es sich um zwei tote Jugendliche handelte.
    Dann entdeckte sie ein Tier, das sie zunächst für ein Pferd hielt. Als sie erkannte, dass sie einen riesigen Hund vor sich hatte, zückte sie ein Beil und machte sich auf das Schlimmste gefasst.
    Der Hund leckte einem dritten Jungen übers Gesicht.
    »Du scheinst mir ja nicht sehr aggressiv zu sein«, sagte der Fremde und schob sich langsam näher.
    Da der Hund ihn nicht weiter beachtete, horchte er den Jungen ab. Er atmete noch.
    »He«, sprach er ihn an, »wach auf! Na los, komm zu dir!«
    Matt schlug die Augen auf.
    »Wo bin ich?«, flüsterte er, betäubt und wie gelähmt vor Schmerz.
    »Hier, trink einen Schluck Wasser. Ich heiße Floyd, ich bin ein Weitwanderer. Ich habe von weitem gesehen, wie ihr abgestürzt seid.«
    »Und die anderen? Wie geht es den anderen?«
    »Leider scheinst du der Einzige zu sein, der überlebt hat.«
    »Nein, das ist unmöglich, sie können doch nicht …«
    Matt versuchte aufzustehen, musste innehalten und kam schließlich schwankend auf die Füße. Ihm schwindelte, und jede Faser seines Körpers tat ihm weh. Er war zwar von Schürfwunden und Beulen übersät, hatte sich aber zum Glück nichts gebrochen. Plusch ließ hechelnd die Zunge heraushängen und sah ihn fröhlich an. Sie schien den Absturz unversehrt überstanden zu haben.
    Matt streifte zwischen den Trümmern umher, entdeckte die Leichen zweier Pans, die Jon begleitet hatten, und stieß ein

Weitere Kostenlose Bücher