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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Sie wollte Luma anvertrauen, wie beunruhigt sie wegen Keru war, doch sie hatte Angst, Luma würde sich über sie lustig machen, obwohl das in Anbetracht der niedergeschlagenen Stimmung, in der Luma war, nicht sonderlich wahrscheinlich war. Dennoch hielt Keshna den Mund, und sie standen schweigend da, bis der Mond ein kleines Stückchen weiter über den Himmel gewandert war.
    Als sie wieder in das Zelt zurückkehrten, war Keru wach. Er hatte noch immer starke Schmerzen, aber das Fieber war endlich gesunken. Chamnak und Urmnak hatten ihm bereits erzählt, daß Keshna lebte, deshalb versetzte es ihm keinen Schock, als er sie in sein Zelt kommen sah. Dennoch fiel es ihm sichtlich schwer zu glauben, daß sie real war. Er bedeutete ihr, sich neben ihn zu setzen, und während sie seine Stirn mit einem kühlen Lappen wusch, berührte er immer wieder ihr Bein und strich ihr zärtlich übers Haar. Schließlich legte er den Arm um Keshna und machte Anstalten, sie zu küssen, doch als er sich zu ihr beugte, wurde er von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt, der ihn wachsbleich und atemlos machte.
    »Verfluchte ... Brust ... verletzung«, keuchte er. Er schnitt eine Grimasse und drehte sich zu Luma um. »Also ... was ... meinst ... du ... Schwester? Werde ... ich ... überleben ... oder ... sterben?«
    »Natürlich wirst du überleben«, erwiderte Keshna. »Sei kein Narr. Wir werden wieder zusammen auf die Jagd gehen, noch bevor der Sommer zu Ende ist.« Keru war überrascht über den Zorn in ihrer Stimme. Er konnte sich nur einen Grund denken, warum sie so gereizt auf seine Frage reagierte: Sie hatte Angst. Wenn andere Leute Furcht empfanden, fingen sie an zu zittern oder brachen in Tränen aus; Keshna dagegen fauchte. Er drehte sich wieder zu Luma um und sah, daß auch sie große Angst hatte.
    »Also?« stieß er mühsam hervor. »Was ... denn ... nun?«
    Luma wägte ihre Worte sorgfältig ab. »Ich bin mir nicht sicher, was mit dir geschehen wird. In Shara lehren die Priesterinnen, daß Fieber bisweilen mit der Sonne steigt und sinkt. Es ist jetzt Nacht, und dein Fieber ist gesunken. Das könnte auf den fiebersenkenden Eichenrindentee zurückzuführen sein, den ich dir zu trinken gegeben habe, es ist schwer zu sagen. Wenn das Fieber bis morgen mittag nicht wieder steigt, solltest du dich in ungefähr einer Woche wieder erholt haben. Aber die Wunde in deiner Brust ist gefährlich, und ich konnte leider nichts anderes als Wein finden, um sie zu säubern. Es gibt in diesem Lager nicht einmal einen Tiegel mit Lavendelsalbe. Was tun die Nomaden, wenn sich die Wunden ihrer Krieger entzünden – außer daß sie sie mit Pferdepisse waschen?«
    Bevor Keru sprechen konnte, antwortete Chamnak für ihn. »Sie danken Han, daß er ihre Krieger als Helden sterben läßt«, erklärte sie.
    »Hört endlich auf, vom Tod zu reden!« brüllte Keshna. »Er ist nicht einmal ernstlich krank! Er wird hundert Jahre alt werden! « Sie warf Chamnak den feuchten Lappen zu und stürmte erbost aus dem Zelt.
    »Hundert ... Jahre«, krächzte Keru mühsam. Er ließ sich in die Kissen zurücksinken, bleich und völlig erschöpft. »Hoffen ... wir ... daß ... sie ... weissagen ... kann.«
    Leider stellte sich jedoch heraus, daß Keshna keine gute Prophetin war. Als die Sonne aufging, stieg auch sein Fieber wieder. Gegen Mittag ging es Keru so schlecht, daß die Nomadenfrauen draußen vor dem Zelt Klagelieder anstimmten und seine Krieger das Grab vergrößerten, das sie für Keshna ausgehoben hatten.
     

23. KAPITEL
    Luma kämpfte hart, um Keru zu retten, und an jenem ersten Nachmittag gelang es ihr erneut, sein Fieber zu senken. Gegen Abend war die krankhafte Röte aus seinem Gesicht verschwunden, und sein Puls hatte sich etwas verlangsamt. Bald saß Keru aufrecht auf seinem Lager, trank Brühe und plauderte sogar ein wenig. Der Lederflicken auf seiner Wunde hielt, und das Sprechen fiel ihm leichter, so daß er weniger Pausen machen mußte. Als Keshna vorübergehend ihren Posten vor dem Eingang verließ und ins Zelt kam, um zu sehen, wie es ihm ging, waren sie in der Lage, eine fast normale Unterhaltung zu führen. Sie sprachen nicht über wichtige Dinge, nur über das Wetter, das ziemlich schwül war, und über eine Schar fetter Enten, die, wie Keshna beharrlich behauptete, nur darauf warteten, abgeschossen und auf einen Bratspieß gesteckt zu werden. Als Keshna wieder hinausging, schenkte sie Luma ein Lächeln und zwinkerte ihr zu.
    »Gute Arbeit«,

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