Althea - Das Erwachen
finden, am Morgen visierte ich einen entfernten Punkt an, den ich dann zu erreichen versuchte beziehungsweise knapp zu umgehen, falls es eine Bergspitze oder etwas in der Art war. Die Technik funktionierte recht gut, weil ich nicht dauernd Ork ausweichen musste, mit denen rechnete ich so weit von der Feste noch nicht.
Die Ruinen der Menschen, die ich durchquerte, stimmten mich traurig, obwohl ich mich mittlerweile eigentlich nicht mehr richtig zu dieser Rasse zugehörig empfand. Mir war allerdings auch kein bisschen klarer geworden, zu welcher Rasse ich dann gehörte. Ich liebte die Menschen - die Art, wie mich meine Freunde behandelten, was sie trotz der widrigen Umstände erreicht hatten - aber trotzdem waren sie anders als ich. Ich war traurig darüber, vor allem, wenn ich an Freunde wie Sabine oder Georg dachte.
Mit den Elfen war es leider genauso, ich stand ihnen offensichtlich nicht näher als den Menschen, was mich ebenfalls traurig stimmte. Sie waren ein wunderbares Volk, vielleicht ein bisschen arrogant Fremden gegenüber, aber sie hatten auch allen Grund dazu, fand ich. Wenn ich nur an ihre Stadt dachte, Larithin, das war eine unglaubliche Leistung, und obwohl sie nicht viel älter als ein halbes Jahr sein konnte, sah es aus, als würde die Stadt schon seit Jahrhunderten dort existieren.
Ich verdrängte meine trüben Gedanken und trabte im harten Laufschritt, den ich mittlerweile ewig durchhielt, einfach immer weiter. Ich musste versuchen, die Grenzfestung so schnell wie möglich zu erreichen, ich hoffte nur, dass Georg mit den Menschen und die Elfen mit ihrer wunderschönen Königin schnell genug waren. Falls Jaritha ihr Heer schnell genug aufstellen konnte, darauf mussten wir einfach bauen. Hans musste mittlerweile schon jede Hoffnung auf Hilfe aufgegeben haben, es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, seitdem wir das Fort verlassen hatten.
Die Wolken zogen sich zusammen und es wurde immer dunkler. Ich seufzte und hielt an. Ich packte das Schwert in einen wasserdichten Beutel, dann nahm ich den Rucksack wieder auf und es ging weiter. Die ersten Regentropfen waren noch angenehm kühlend, doch bald wurde der Regen immer dichter und das Wasser prasselte in dichten Fäden auf mich herunter.
Es wurde immer dunkler, ohrenbetäubender Donner hallte aus dem tiefschwarzen Himmel und Blitze zuckten wie Schlangenzungen auf die Erde hinunter. Ich war triefend nass, dachte aber nur an meine Freunde im Fort und lief ohne Pause weiter. Die Blitze sahen merkwürdig aus, irgendwie bunter als ich sie in Erinnerung hatte, aber dafür genauso grell. Ich musste fast lachen, als mir klar wurde, dass auch in den Wolken die Elektrizität nicht mehr funktionierte, es waren jetzt stattdessen wilde magische Entladungen, und ich fragte mich, was diese wohl für einen Schaden anrichten würden, wenn sie einen trafen. Ich hatte nicht vor es herauszufinden. Die Kälte und die Nässe störten mich nicht mehr so sehr wie früher, der regen war sehr angenehm und fühlte sich gut an, lediglich die Augen brannten leicht, wenn das Regenwasser hineinlief und zu viel Salz hinaus spülte.
Einige Dinge hatten sich für mich nicht verändert, und auch die biologischen und physikalischen Naturgesetze waren die gleichen geblieben. Die Teerstraße wurde rutschig und gefährlich glatt, deshalb wich ich auf den Randstreifen aus und achtete genau darauf, wo ich hintrat. Einen verknacksten Knöchel konnte ich zwar sicherlich heilen, aber große Lust auf die Schmerzen hatte ich trotzdem nicht. Deshalb sah ich ihn erst, als ich bereits fast direkt vor ihm stand.
Vor mir auf der Straße lag ein riesiger Drache.
Er war völlig weiß bis auf goldenen Sprenkel, die sich wie Sommersprossen auf ihm verteilten, seine Haut schimmerte und glänzte nass im Licht eines Blitzes, der Anblick war etwas wunderschön. Er war gut zwanzig Meter lang, vom Kopf bis zur Schwanzspitze, seine Flügelspannweite noch wesentlich größer, vielleicht sogar doppelt so groß.
Er stieg auf die Hinterpfoten und spannte seine Flügel auf, sein Kopf streckte sich gen Himmel und dann hörte ich unglaublich furchterregendes und ohrenbetäubendes Brüllen. Ich fühlte mich in diesem Moment völlig schizophren, es war mehr als nur beängstigend für mich, als würde ich nun endlich völlig dem Wahnsinn verfallen. Ein Teil von mir schrie vor grenzenloser Angst auf, wollte einfach nur so schnell wie möglich davonlaufen, getrieben von der dunklen und alles verschlingenden Angst, die aus uralten
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