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Altstadtfest

Altstadtfest

Titel: Altstadtfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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aufzuhelfen, was eine erneute Wimmerorgie zur Folge hatte. Auch seine knirschend hervorgebrachte Entschuldigung führte nicht zum erwünschten Ergebnis. Erst als Fischer den Kampfhund zur Seite winkte, hob der Mann den Kopf. Ängstlich zwinkernd schaute er sich um.
    »Deutschland, Bullenstaat!«, skandierte einer der Gaffer und flüchtete rasch treppaufwärts.
    »Tut mir leid«, sagte Fischer. »Ein bedauerliches Missverständnis.«
    Der Mann schluckte und setzte sich zitternd auf. Er sah seine Perücke neben sich liegen, griff nach ihr und stülpte sie sich über. Dem gesuchten von Kant ähnelte er überhaupt nicht. Er war ein massiger Typ mit einem breiten, umständehalber aschfahlen Gesicht.
    »Meine Brille«, jammerte er. »Hat jemand meine Brille gesehen?«
    Robert Usedom hob sie vom Boden auf. Beide Gläser waren gesplittert.
    »Den Schaden übernehmen selbstverständlich wir«, sagte Fischer. »Ich möchte Sie bitten mitzukommen. Wir brauchen Ihren Namen und Ihre Adresse.«
    Der Mann setzte die kaputte Brille auf. »Warum? Was habe ich getan?«
    »Nichts. Sie sahen bloß einem gesuchten Schwerverbrecher ähnlich.« Er schaute den Bahnsteig entlang. »Zum Verwechseln ähnlich.«
    »Wo ist mein Koffer? Und meine Blumen?«
    Sein Gepäck fand sich einige Meter entfernt, unversehrt. Bloß der Strauß roter Rosen machte nicht mehr viel her, zerzaust und zerfleddert, wie er war.
    »Die müssen Sie mir auch ersetzen. Die waren für« – er verschluckte sich fast – »für eine Bekannte.«
    »Sorgwitz«, sagte Fischer, »sehen Sie zu, dass Sie einen offenen Blumenladen finden, und kaufen Sie dem Mann zehn rote Rosen. Nein, fünfzehn. Und sollten Sie mit einer Quittung ankommen, schicke ich Sie zum Polizeipräsidenten.«
    Wortlos drehte sich der Kampfhund auf dem Absatz um. Nicht einmal Greiners kollegialer Schulterklaps konnte ihn mit der Welt versöhnen.
    »Warum wollte mir dieser Mensch den Bart ausreißen?«, klagte sein Opfer, immer noch kalkweiß. »Was habe ich nur verbrochen?«
    Bevor der Kommissar antworten konnte, kam eine Frau die Treppe heruntergestöckelt. Stretchhosen, bauchfreies rosa Top unter der Lederjacke, blonde Strähnen in der Wildkatzenmähne. »Aber Pupserchen!«, rief sie. »Wie siehst du denn aus? Bitte entschuldige die Verspätung. Hat dich deine Frau so zugerichtet?«
    »Nein, die Männer da«, sagte der vermeintliche von Kant und drückte ihr einen verschämten Kuss auf das Wangenrouge. »Ich erklärs dir später.«
    »Du armes, armes Pupserchen«, trällerte sie und rückte sein Toupet zurecht. »Ob wir das noch mal hinkriegen, wir zwei?«
    Kommissar Fischer räusperte sich. »Das schaffen Sie bestimmt. Herr Greiner, würden Sie die Herrschaften nach oben begleiten? Lassen Sie sich Namen und Adressen geben. Und alles bitte recht freundlich.« Greiner nickte, nahm Pupserchens Koffer und geleitete das Pärchen zur Treppe.
    Als sie verschwunden waren, atmete Fischer tief durch. Usedom unterdrückte ein Grinsen, ich blätterte nachdenklich im Manager Magazin.
    »Wenn von Kant tatsächlich hier war«, sagte Fischer, »wird er längst einen anderen Fluchtweg eingeschlagen haben. Aber das soll nicht meine Aufgabe sein. Sondern die der Verfassungsorgane. Ich bin bloß ein kleiner Polizist, der sich am Sonntag an seinen Schreibtisch setzen darf, um den dämlichsten Einsatzbericht zu schreiben, der ihm jemals untergekommen ist.«
    »Den triumphalsten Bericht, meinen Sie wohl«, erwiderte ich. »Überlegen Sie mal: Der Fall ist geklärt, der Drahtzieher ermittelt. Mit seiner Verletzung hat von Kant keine Möglichkeit zu entkommen.«
    »Sie sind ein unverbesserlicher Optimist. Uns fehlen jegliche Beweise für das Anschlagsszenario, das er Ihnen aufgetischt hat. Er wird alles leugnen.«
    »Das stimmt.«
    Aufstöhnend hielt er sich die Seite. »Warum sagen Sie, dass es stimmt? Warum sagen Sie nicht, das wird schon, Herr Kommissar? Verstehen Sie nicht, dass ich ein wenig Beistand in diesen Tagen brauche? Sie sagen, es stimmt, und sofort meldet sich meine Milz.«
    »Ihre Milz? Hier?« Ich tippte mittig auf seinen Bauch.
    »Natürlich die Milz. Die Schmerzen strahlen ab. Wenn wir wenigstens wüssten, auf wen es von Kant abgesehen hatte. Dann wären wir einen entscheidenden Schritt weiter. So taugt die ganze Geschichte höchstens für einen Roman. Oder was meinen Sie, Herr Autor?«
    Usedom zuckte mit den Achseln. »Realität sollte meiner Meinung nach Realität bleiben und Fiktion Fiktion.«
    »Apropos«,

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