Alzheimer und Demenzen
und weitschweifig um den heißen Brei herum redet,
nicht versteht, was man ihm sagt,
ständig dasselbe fragt oder erzählt,
»falsche« Dinge behauptet und rechthaberisch auf seiner »falschen« Meinung beharrt,
ständig über die Vergangenheit spricht,
einem Fernsehfilm nicht mehr folgen kann,
sich nicht mehr entscheiden kann,
mehr und mehr das Interesse an Dingen verliert, über die man früher gut mit ihm sprechen konnte,
sich immer mehr zurückzieht,
mitten in einer Erzählung abbricht und nicht mehr weiß, was er sagen wollte,
gar kein Späßchen mehr versteht und seinen Humor verliert,
nicht einsehen will, dass er manche Dinge nicht mehr kann und sie sich nicht abnehmen lassen will,
sich nicht mehr durch Argumente überzeugen lässt und Ähnliches mehr.
Welche Verhaltensweisen können bei der Verständigung mit einem Demenzkranken zu Problemen führen?
In vielen Fällen führen die geschilderten Probleme zu Kommunikationsstörungen zwischen dem Demenzkranken und mir, die sich aber oft mit einfachen Mitteln vermeiden lassen.
Meine Sicht: Aus meiner Sicht sieht es immer wieder so aus, als ließe der Kranke mich im Stich oder ziehe sich von mir zurück. Immerhin überlässt er mir alle Entscheidungen, bürdet mir die Verantwortung für alle gemeinsamen Angelegenheiten auf, gibt mir keine befriedigenden Antworten mehr und nimmt Dinge, die ich ihm sage, gar nicht mehr auf, sodass ich manches Mal das Gefühl habe, »gegen eine Wand« zu reden. Manchmal ärgere ich mich auch über seine Rechthaberei und Uneinsichtigkeit und bin gekränkt, weil er nicht mehr auf mich und meinen Rat hört oder bin enttäuscht darüber, dass er über meine Scherze nicht mehr lacht, sondern sie oftmals »in den falschen Hals« bekommt und unverständig oder gar ärgerlich reagiert.
Seine Sicht: Aus der Sicht des Demenzkranken stellen sich diese Situationen dagegen oftmals ganz anders dar. Er fühlt sich vielleicht unverstanden, bevormundet, kontrolliert, verunsichert oder allein gelassen, wird ärgerlich oder traurig, rechthaberisch oder sagt lieber gar nichts mehr.
Das Gleichgewicht ist aus den Fugen geraten
Diese Störungen der Beziehung zwischen dem Kranken und mir führen nicht selten zu Konflikten, Streitereien und einer schlechten Atmosphäre. Kommunikationstheoretiker würden unsere Probleme darauf zurückführen, dass das System, das wir beide – der Kranke und ich – bilden, aus dem Gleichgewicht geraten ist, weil der eine Bestandteil des Systems (= der Kranke) sich verändert und somit bestimmte Regeln und Gewohnheiten nun nicht mehr gelten, die sich über viele Jahre zwischen uns eingespielt hatten.
Um dieses Gleichgewicht wiederherstellen zu können, müsste entweder der Kranke seine Veränderungen wieder rückgängig machen, d. h. sich wieder wie früher verhalten und benehmen, oder ich als Angehörige muss mich verändern und meine Verhaltensweisen an die neue Situation anpassen.
Da er sich nicht ändern kann, muss ich mich anpassen
Weil es dem Kranken nicht möglich ist, seine Veränderungen rückgängig zu machen, liegt es nun bei mir, das Gleichgewicht in unserem System wiederherzustellen. Ich stehe – durch die Demenzerkrankung des anderen– also vor der großen Entwicklungsaufgabe ein neues Rollenverhalten zu lernen. Für die Bewältigung dieser Aufgabe muss ich einen schwierigen Lernprozess durchlaufen. Da diese Entwicklung sicherlich zu den schwersten Aufgaben meines Lebens gehört, erfordert sie viel Zeit und Geduld mit mir selbst und fundiertes Fachwissen über die Ursachen der demenzbedingten Veränderungen.
Wichtige Punkte der einfühlsamen Kommunikation.
Trauer zulassen
Abschiede sind immer schmerzlich und gehen mit starken Gefühlen von Trauer und Wut einher. Und Trauer wird in unserer Kultur oft noch negativ angesehen – kaum jemand will dieses Gefühl haben oder anderen Menschen zeigen! Diese negative Bewertung von Trauer ist aber aus psychologischer Sicht ganz falsch, denn Trauer ist eigentlich ein gutes Gefühl – es setzt große Kräfte in uns frei: Menschen, die trauern, können »Altes« loslassen, können sich entwickeln, können Neues erfahren, sich veränderten Situationen anpassen und vielleicht sogar die »guten Seiten« der neuen Erfahrungen erkennen.
Damit meine Trauer mich stärken kann und mich überlebensfähig macht, sollte ich versuchen, mit meiner Trauer nicht allein zu bleiben, sondern sie zu zeigen, über sie zu sprechen, mich mit Menschen auszutauschen, die meine Trauer
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