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Alzheimer und Demenzen

Alzheimer und Demenzen

Titel: Alzheimer und Demenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prof. Dr. Sabine Engel
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verstehen. Sehr viel Verständnis kann ich wohl in erster Linie von Menschen erwarten, die sich in der gleichen Lebenssituation befinden, d. h. auch Angehörige eines demenzkranken Familienmitglieds sind.
    TIPP
    Die Krankheitszeichen akzeptieren und Abschied nehmen
    Dieser Lernprozess setzt voraus, dass ich die Veränderungen des Kranken als unabwendbar erkenne und akzeptiere. Und dies ist sicherlich die schwierigste »Lektion« für mich als Angehörige: Denn um akzeptieren zu können, dass der Kranke nicht mehr gesund wird, nie mehr der »Alte« sein wird, dass sich seine Krankheitssymptome im Laufe der Zeit verstärken werden und dass seine Veränderungen unabwendbar sind, muss ich Abschied nehmen
von den Fähigkeiten, die der Kranke verloren hat und nicht mehr zurückgewinnen wird,
von der Rolle, die der Kranke früher für mich hatte und nie mehr haben wird,
von den gemeinsamen Zielen und Unternehmungen, die nun nicht mehr möglich sind,
von unserem früheren gemeinsamen Leben und
von meiner Hoffnung auf Heilung.
Sprachstörungen
    Viele demenzkranke Menschen verlieren im Laufe ihrer Krankheit die Fähigkeit, für Gegenstände die richtige Bezeichnung zu finden. Als Angehörige ist das für mich möglicherweise befremdlich, weil ich mir vielleicht nicht vorstellen kann, dass ein Erwachsener Dinge nicht mehr kann, die man doch schon als kleines Kind lernt, die demnach so schwer doch nicht sein können. Um die Benennstörungen von Demenzkranken verstehen zu können, muss ich mir daher Folgendes vor Augen führen: Wenn ein Mensch einen Gegenstand nicht benennen kann, kann das unterschiedliche Ursachen haben:
Entweder er nimmt das existierende Objekt wahr, erkennt es aber nicht als einen bestimmten Gegenstand – dann liegt eine Störung des Erkennens (eine sogenannte Objektagnosie) vor, oder
er erkennt den Gegenstand, weiß auch, was man damit macht, kann aber die richtige Bezeichnung nicht aus seinem geistigen Wortschatz abrufen oder hat sie vielleicht sogar vergessen. In diesem Fall handelt sich um eine Wortabrufstörung.
Erkennens- und Wortfindungsprobleme unterscheiden
    Was für mich als außenstehende Hörerin meist kaum zu unterscheiden ist, macht für den kranken Betroffenen selbst aber einen erheblichen Unterschied: Denn im ersten Fall hat er ein Wissens- oder Erkennensproblem, das sich eben auch sprachlich auswirkt, im zweiten Fall hat er nur ein sprachliches Problem. Dieser Unterschied lässt sich durch 2 Beispiele verdeutlichen:
    Erkennensproblem. Wenn ein demenzkranker Mensch den ca. 10 Zentimeter großen, hohlen, mit Griff versehenen Gegenstand aus Porzellan, der vor ihm steht, zwar sieht, aber ihn nicht als ein ihm bekanntes »Ding« erkennt, dann kann er ihn natürlich auch nicht richtig benennen. Doch darüber hinaus weiß er auch nicht, was man damit macht. Wenn ich ihn nun bitte, mir doch einmal seine »Tasse« zu reichen, weiß er natürlich nicht, was er mir reichen soll. Seine Erkennensprobleme haben also nicht nur Auswirkungen auf seinesprachliche Verständigungsfähigkeit, sondern auch auf seine Handlungskompetenz.
    Wortfindungsproblem. Ganz anders ist es dagegen, wenn der Kranke den vor ihm liegenden, länglichen Gegenstand aus Metall mit den 4 Zinken vorne sehr wohl erkennt und auch weiß, dass man ihn zum Essen verwendet, um Nahrungsstücke aufzuspießen und sie zum Munde zu führen, aber ihm die richtige Bezeichnung dafür jetzt im Moment nicht einfällt. Vielleicht weiß er sogar, dass das Wort, das er sucht und im Moment nicht »finden« kann, aus zwei Silben besteht und vielleicht weiß er auch noch, dass es mit »G« anfängt. Möchte er über diesen Gegenstand sprechen, muss er ihn umschreiben. Er könnte »Essgerät aus Metall« oder »Löffel mit Zinken« oder Ähnliches sagen. Durch Umschreibungen kann er seine Wortfindungsprobleme vielleicht noch kompensieren, wenngleich seine Umschreibungen für mich umständlich und merkwürdig klingen mögen. Doch im Unterschied zu der ersten Situation weiß der Kranke, was er tun soll, wenn ich ihn bitte, die Gabel wegzuräumen, und darüber hinaus kann er mit dem Gegenstand wahrscheinlich auch noch problemlos umgehen.
Warum treten Sprachstörungen auf?
    Das menschliche Gehirn ist in zwei Hälften geteilt, die man Hemisphären nennt. Diese beiden Hemisphären stehen über einen Strang in Verbindung, den sogenannten Balken. Bei fast allen Menschen wird die Sprachfähigkeit vorwiegend durch ein bestimmtes Gebiet der linken Gehirnhälfte

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